Neu Wulmstorf. Abrissarbeiten im Inneren begonnen. Ratsmitglieder stimmen mehrheitlich für außerplanmäßige Ausgabe. Was das die Gemeinde kostet
Der allgemeine Facharbeitermangel und steigende Preise am Bau treffen jetzt auch die Gemeinde Neu Wulmstorf mit voller Wucht: Die bereits angelaufene Sanierung des Hallenbads wird daher noch einmal um netto 420.000 Euro teurer.
Rund 3,5 Millionen Euro müssen derzeit kalkuliert werden, um dort weiter Schul- und Vereinsschwimmen zu ermöglichen, was in der örtlichen Kommunalpolitik quer durch die Fraktionen auch so gewollt ist. Der Rat der Gemeinde stimmte daher jetzt am Donnerstag einstimmig für eine „überplanmäßige Auszahlung“ von 420.000 Euro.
Hallenbad muss bis Ende 2022 fertig saniert sein
Im aktuellen Haushalt soll diese Summe durch Einsparungen bei der Bodenbevorratung ausgeglichen werden, heißt es in der Verwaltungsvorlage.
„Der Handwerkermarkt ist leer gefegt, was hätten wir sonst tun sollen?“, begründet SPD-Ratsherr Jürgen Waskewitz die Entscheidung. Tatsächlich steht die Gemeinde bei der Bad-Sanierung vor einem Dilemma: Bund und Land haben Fördermittel zugesagt, ein Teil davon ist aber an die Bedingung geknüpft, dass das Hallenbad bis Ende 2022 fertig saniert sein muss.
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Um die Förderung nicht zu verlieren, wurde daher bereits mit Abrissarbeiten der sanierungsbedürftigen Anlagen im Inneren begonnen. Auch die Ausschreibung der weiteren Arbeiten startete bereits. Doch dabei erlebte Neu Wulmstorf eben jetzt seine böse Überraschung mit der aktuellen Entwicklung, unter der derzeit viele Bauherren leiden.
So hatte die Verwaltung für den Bereich Heizung-Lüftung-Sanitär sowie für die Elektro-Installation die Arbeiten formal nach dem Vergaberecht ausgeschrieben: Doch für das Gewerk Heizung-Lüftung-Sanitär gab es zunächst gar kein Angebot, für die Elektroarbeiten nur überteuerte. In einer weiteren Runde als einfachere freihändige Vergabe lagen laut Verwaltung die günstigsten Angebote immer noch 660.000 Euro über den geplanten Kosten.
Außerplanmäßige Ausgabe liegt erst einmal bei 420.000 Euro
Weil es noch eine Budgetreserve gab, konnte die außerplanmäßige Ausgabe zunächst auf 420.000 Euro gesenkt werden. Und die Gemeinde will auch einmal nachverhandeln, um eventuell doch noch Kosten senken zu können, kündigte die Verwaltung an. Sehr optimistisch ist man da im Neu Wulmstorfer Rathaus aber offensichtlich nach den Erfahrungen nicht mehr: Eine tatsächliche Senkung der Kosten sei fraglich, heißt es in der Vorlage für den Rat. Vielmehr sei nicht auszuschließen, dass noch weitere Kostensteigerungen für die übrigen Gewerke folgen werden.
Während die Hallenbad-Sanierung in Neu Wulmstorf nun trotz explodierender Kosten aller Voraussicht nach weiter voranschreitet, ist die Zukunft des Neu Wulmstorfer Freibads ungewiss. Auch dort gibt es einen erheblichen Sanierungsbedarf. Im nächsten Sommer, während der Hallenbad-Sanierung, soll es aber geöffnet bleiben, um eine Schwimmmöglichkeit in der Gemeinde garantieren zu können. Was danach kommt, ist offen.