Harburg. In Hamburg verzeichnet die Polizei 82 Vorfälle, 15 davon allein in Harburg. Landkreis rüstet Anhänger gegen Brandanschläge aus.

Sie werden beschmiert, getreten, mit Metallstangen traktiert und manchmal sogar in Brand gesteckt: Dabei sollen sie lediglich prüfen, ob Fahrzeuge die vorgegebene Geschwindigkeit einhalten. Es geht um Geschwindigkeitsüberwachungsanlagen, im Volksmund auch Blitzer genannt. Besonders die mobilen Varianten geraten zunehmend ins Visier von Angreifern. Ob in Harburg Stadt oder Land: Sie werden immer öfter das Ziel gezielter Attacken.

Insgesamt hat die Polizei in Hamburg 14 solcher mobilen Geschwindigkeitsüberwachungsanlagen in Betrieb, weitere sind bereits bestellt. Der Landkreis Harburg verfügt nur über eine der rund 210.000 Euro teuren Anlagen. So klobig wie der offizielle Name ist auch das Aussehen der meisten Messanhänger. Die gepanzerte Hülle erinnert an einen Bunkereingang. Unter der sperrigen Hülle ist aber jede Menge Technik verbaut, die es ermöglicht, die Fotos der Temposünder direkt zur Auswertung zu übermitteln. Dadurch wird weniger Personal benötigt.

Geräte alarmieren bei Erschütterung selbst die Polizei

Gleichzeitig sprudeln die Einnahmen. Die eine Anlage im Landkreis Harburg zum Beispiel brachte der Staatskasse rund 550.000 Euro im vergangenen Jahr ein, demgegenüber stehen Reinigungskosten von etwa 5000 Euro. „Unser Anhänger wurde bemalt, besprüht und beklebt. Außerdem wurde die rote Filterscheibe bereits drei Mal so stark beschädigt, dass sie ausgewechselt werden musste“, berichtet Katja Bendig als Pressesprecherin des Landkreises Harburg. Die Ausfallzeiten seien eher gering.

„Das Gerät meldet über einen stillen Alarm unverzüglich unter anderem Erschütterungen, das Verdecken der Scheibe und Feuer“, so Bendig weiter. Auch gegen Brandanschläge ist der Messanhänger gewappnet. Er hat eine Feuerlöschanlage verbaut, die über einen längeren Zeitraum auch mehreren Versuchen standhalten kann. „Sollte es zu einer entsprechenden Alarmierung kommen, ist die Polizei umgehend vor Ort“, so die Landkreissprecherin.

Ertappt wird aber nur selten jemand. Das zeigt ein Blick über die Landgrenze nach Hamburg. Im laufenden Jahr wurden dort bislang 82 Beschädigungen an stationären und mobilen Blitzern festgestellt, im Bezirk Harburg waren es allein 15 Taten. Die meisten richteten sich gegen die Blitzanhänger. „Bei den protokollierten Beschädigungen betreffen rund 20 Prozent stationäre Anlagen“, berichtet Polizeisprecher Thilo Marxsen auf Abendblatt-Anfrage. Nur einmal – am 20. November 2021 in der Max-Brauer-Allee – konnte auch ein Tatverdächtiger vorläufig festgenommen werden. Er musste nach Abschluss der polizeilichen Maßnahmen wieder entlassen werden, da keine Haftgründe vorlagen.

Am Wochenende erneut zwei Blitzanhänger mit Farbe besprüht

Genau heute vor einem Jahr wurde im Hainholzweg ein Blitzanhänger angezündet und stark beschädigt. Ein Tatverdächtiger konnte bislang nicht ermittelt werden. Bei vielen Attacken werden Farbstifte und Sprühfarbe verwendet, gelegentlich wird auch die Facettenscheibe zerkratzt. So war es auch am vergangenen Wochenende. An der Bremer Straße und am Falkenbergsweg wurden Blitzanhänger mit Farbe außer Gefecht gesetzt. Bereits in der Vorwoche kam es im Bereich des Rehrstiegs und an der Buxtehuder Straße zu ähnlichen Vorfällen. Dabei wurden die Blitzer immer „blind“ gemacht und Parolen sowie eindeutig ablehnende Symbole aufgebracht.

„Das scheint ein regelrechter Volkssport geworden zu sein, auch Trittbrettfahrer möchten wir nicht ausschließen“, sagt ein Polizist aus Harburg. Die Täter würden Bilder im Internet posten und sich dafür feiern lassen.

Polizei stellt klar: "Beschädigungen sind kein Kavaliersdelikt"

„Die Beschädigungen an stationären und mobilen Geräten sind kein Kavaliersdelikt“, warnt Polizeisprecher Thilo Marxsen. „Der Einsatz dieser mobilen Geschwindigkeitsüberwachungsanlagen hat sich als geeignetes und flexibles Mittel erwiesen. Es hilft, das Unfallniveau an unfallbelasteten Streckenabschnitten signifikant zu senken“, sagte Marxsen weiter. „Alle Geschwindigkeitsüberwachungsanlagen sind ein elementarer Bestandteil dafür, unsere erfolgreiche Verkehrssicherheitsarbeit auf Hamburgs Straßen fortzusetzen und die Sicherheit weiter zu erhöhen.“

Wer sich an den Blitzanlagen vergeht, muss mit einem strafrechtlichen Verfahren wegen Sachbeschädigung rechnen. Und der- oder diejenige muss die Kosten für die Ausfallzeit und die Reparatur tragen. Da käme nach Polizeiangaben schonmal schnell ein fünfstelliger Betrag zusammen.