Lüneburg/Buchholz. Frauen und die Grünen sind die klaren Gewinner bei der Kommunalwahl in den Landkreisen Harburg, Lüneburg und Stade.

Die Grünen sind die großen Gewinner der Kommunalwahl in den Landkreisen Harburg, Lüneburg und Stade – sowohl in den Kreistagen als auch in den Räten der größeren Städte legten sie jeweils mehrere Prozentpunkt zu. Damit verbunden ist ein weiterer Trend, der sich nach dieser Wahl erkennen lässt und der mit dem traditionell vergleichsweise hohen Frauenanteil bei den Grünen zusammenhängt: Die Politik in der Region wird künftig deutlich weiblicher geprägt sein.

„Männer haben Denkmäler, Frauen haben Zukunft“ steht auf dem grünen Schild, dass Claudia Kalisch am Wahlabend überreicht bekommt. Die Grünen-Kandidatin für das Oberbürgermeisteramt in Lüneburg hat soeben den Einzug in die Stichwahl am 26. September geschafft. Mit rund 33 Prozent der Stimmen hat sie sich klar an die Spitze des Bewerberfeldes gesetzt. „Lasst uns jetzt noch mal alles geben“, ruft sie ihren Parteikollegen bei der Wahlparty zu. „Die nächsten beiden Wochen werden unsere beiden Wochen.“

Ganz gleich wo – die Grünen haben als einzige Partei deutlich dazu gewonnen

Im Landkreis Harburg haben die Grünen mehr als fünf Prozentpunkte dazu gewonnen und liegt mit fast 20 Prozent nur noch knapp hinter der SPD. Von den zwölf Kandidaten der Grünen, die in den Kreistag einziehen, sind sieben Frauen. Eine von ihnen ist die Kreistagsabgeordnete Ruth Alpers. „Frauen führen einen persönlicheren Wahlkampf und sprechen vor allem die Wählerinnen an“, sagt die Abgeordnete. „Hinzu kommt, dass bei den Grünen Frauen auf den Listen die besseren Chancen haben. Der Listenplatz 1 ist bei uns grundsätzlich für eine Frau reserviert.“

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Und nicht nur das. „Jeder ungerade Listenplatz soll bei uns mit einer Frau besetzt werden“, sagt der Grünen-Kreistagsabgeordnete Malte Jörn Krafft, der mit 2989 Stimmen die zweithöchste Zahl von Wählerinnen und Wählern im Landkreis Harburg für sich gewinnen konnte. Krafft sieht den Grund für den Erfolg der Frauen aber auch in weiblichen Themen. „Schule, Kita, Jugendbetreuung, Familie sind Themen, die die Menschen auf Kommunalebene bewegen und die von Frauen besser umgesetzt werden können.

Leider tun sich Frauen oftmals schwer, in die Politik einzusteigen, aus Sorge, sie könnten scheitern. Um diese Ängste zu nehmen und Frauen auf das politische Amt vorzubereiten, habe das Land Niedersachsen das Programm „Frau.Macht.Demokratie“ aufgelegt, über welches zum Beispiel die Seevetaler Grünen-Abgeordnete Marlena Dinger in die Politik gekommen sei.

In Lüneburg bricht Grün endgültig lange Vorherrschaft der Sozialdemokraten

Im Landkreis Lüneburg sind die Grünen dank des guten Stadt-Ergebnisses ohnehin stark. Mit 25 Prozent konnten sie ihr Ergebnis noch einmal um sieben Prozent aufstocken. Neun ihrer 14 Sitze übernehmen Frauen. Eine der neuen Kreistagsabgeordneten ist Lea Find­eis, die 22-Jährige holte bei ihrer ersten Kandidatur 1268 Stimmen. „Wir haben Themen angesprochen, die die Menschen bewegen. Viele wünschen sich Veränderung. Deshalb haben sie wohl uns Jüngere besonders mit Einzelstimmen unterstützt.“ Sie selbst habe keinen personalisierten Wahlkampf geführt. „Aber ich war viel in der Stadt sichtbar.“ Diese subtilere Präsenz komme vielleicht besser an als laute Eigenwerbung.

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Selbst im eher ländlich strukturierten Landkreis Stade sind die Grünen klarer Gewinner dieser Kommunalwahl: Sie steigerten ihr Ergebnis um vier Prozent auf 14,5 Prozent und nehmen nun neun Sitze im Kreistag ein. Diese haben sie gut zur Hälfte weiblich besetzt. Die Frau mit den meisten Stimmen ist Lea Zimmermann. „Die Bedürfnisse der Menschen müssen Vorrang haben vor denen unserer Wirtschaft“, sagt die 28-Jährige. „Gerechtigkeit fängt klein an.“

In Buchholz holten zwei junge Frauen auf Anhieb die meisten Stimmen für die Grünen

In den Städten der Region ist der Trend zu grün und weiblich ebenfalls klar erkennbar. So holten die Politik-Neueinsteigerinnen Pia Lucienne Schneider und Emma-Jo Badziong auf Anhieb die meisten Wählerstimmen für die Buchholzer Grünen. Insgesamt erreichte ihre Partei 18,6 Prozent, ein Plus von 6,3 Prozent im Vergleich zu 2016. „Ich bin nicht in der Politik, weil ich weiblich bin, sondern weil ich die Kompetenz habe“, sagt BWL-Studentin Emma-Jo Badziong, die sich vor allem für Wirtschaftsthemen interessiert und mit dem Slogan „Umweltschutz passt zu Wirtschaft“ Wahlkampf gemacht hatte.

In Lüneburg sind die Grünen im Stadtrat sogar mit Abstand die stärkste Kraft, holten rund 34 Prozent der Stimmen und das mit Frauenpower: Rund die Hälfte ihrer 15 Sitze nehmen künftig Frauen ein. In Winsen legten die Grünen um sechs Prozent zu und werden mit 22,5 Prozent der Stimmen künftig acht Sitze im Stadtrat haben.

Die neue grüne Ratsfraktion bringe Kompetenzen aus verschiedensten Bereichen ein, verbinde politische Erfahrung mit neuen Vorstellungen von Gremienarbeit, vereine alle Generationen und erreiche als einzige Partei eine ausgeglichene Besetzung der acht Ratsmandate mit Frauen und Männern, sagt Mandatsträgerin Margot Schäfer. „Die Arbeit wollen wir team- und sachorientiert angehen. Hierbei hat der Klimaschutz höchste Priorität.“ In Stade holten die Grünen rund 15 Prozent der Stimmen und übernehmen damit sechs Sitze im Stadtrat. In Buxtehude liegen sie bei rund 23 Prozent und belegen im Rat nun neun Sitze, die gut zur Hälfte mit Frauen besetzt sind.

Katja Oldenburg-Schmidt verteidigt ihr Bürgermeisteramt mit souveränem Ergebnis

Und auch abseits der Grünen haben Frauen an diesem Wahltag gepunktet: In Buxtehude sicherte sich Katja Oldenburg-Schmidt (parteilos) mit rund 66 Prozent ihr Amt. Und in Seevetal geht Emily Weede (CDU) souverän in die nächste Runde der Bürgermeisterwahl. Sie erreichte als einzige Frau unter sieben Bewerbern rund 40 Prozent.