Lüneburg. Lea Findeis will für die Grünen in den Lüneburger Kreistag. Sie will die Klimakrise bekämpfen und fordert soziale Gerechtigkeit.

Das Programm der Grünen ist ihr eigentlich nicht radikal genug. Man müsste noch viel mehr tun, gegen die drohende Klimakrise und für soziale Gerechtigkeit. Trotzdem hat sich Lea Findeis entschieden, bei den Grünen einzutreten und für den Lüneburger Kreistag zu kandidieren.

„Wir können nicht nur auf der Straße protestieren, sondern müssen auch in die Institutionen rein, um von innen etwas zu verändern“, sagt die Studentin der Umweltwissenschaften, die sich beim Lüneburger Klimaentscheid engagiert und auch Bewegungen wie Fridays for Future und Extinction Rebellion unterstützt. Doch der Aktivismus allein reicht ihr nicht mehr, jetzt will sie in der Kommunalpolitik über die Zukunft ihrer Region mitentscheiden.

Sie will die großen Probleme an der Wurzel anpacken

Klimakrise, Artensterben, soziale Ungleichheit – es sind große, globale Themen, die Lea Findeis umtreiben. „Aber wir müssen diese Probleme an der Wurzel anpacken. Und das können wir kommunal richtig gut.“ Einen Schritt in diese Richtung hat sie bereits beim parteineutralen Klimaentscheid gemacht, sie sammelt Unterschriften für das Bürgerbegehren und befasst sich besonders mit den rechtlichen Voraussetzungen. Solche Formen der direkten Demokratie sollten aus ihrer Sicht gestärkt werden.

Dennoch müssten die bereits beschlossenen Zielvorgaben aus der Politik immer einbezogen werden, betont Lea Findeis und verweist auf das Ziel des Landkreises, bis zum Jahr 2030 klimaneutral zu werden. Dies sei zwar sehr ehrgeizig, meint sie. „Aber wir müssen als Kommune so selbstbewusst sein, dass wir das schaffen wollen. Und dann tun, was möglich ist. Dafür muss das Ziel überall integriert werden, nicht nur in einem Ausschuss.“

Lea Findeis fordert mehr solidarische Landwirtschaft im Landkreis Lüneburg

Konkret will sie die Solarenergie ausbauen und den Informationsfluss verbessern, zum Beispiel durch eine Klimaplattform. Dort könnten Bürger sehen, wo in Stadt und Landkreis welche Emissionen anfallen, was bereits getan wird und was noch möglich wäre. Wer selbst aktiv werden will, könnte sich über die Plattform direkt online beteiligen.

Lea Findeis setzt sich auch für einem Wandel in der Landwirtschaft ein. „Um die sozialen Folgen der Klimakrise abzumildern, brauchen wir mehr solidarische Landwirtschaft im Kreis, dessen Fläche immerhin zur Hälfte landwirtschaftlich genutzt wird.“ Zudem müsse der Pestizidverbrauch verringert und Pilotprojekte, zum Beispiel zur CO2-Speicherung im Boden, unterstützt werden. Darüber hinaus will sie sich für eine bevorzugte Wohnungsvergabe an Obdachlose einsetzen, die Initiative Seebrücke unterstützen und die Privatisierung von Wasser stoppen – nicht nur im Fall von Coca-Cola, das für seine Mineralwasserproduktion in der Stadt künftig deutlich mehr Grundwasser nutzen will. „Grundwasser soll Gemeingut bleiben.“

Ihr großes politisches Ziel ist mehr Beteiligung für mehr Menschen

Erst in diesem Jahr ist die Kandidatin, die vegan lebt und auf unnötigen Konsum verzichtet, bei den Grünen eingetreten. Die Entscheidung hat sie sich nicht leicht gemacht, die Linken kamen ebenfalls infrage. „Aber auf Bundesebene braucht es jetzt eine Entwicklung, das will ich unterstützen.“ Im Lüneburger Kreisverband sei sie sehr offen aufgenommen worden, sagt Lea Findeis, die auf Listenplatz drei für den Kreistag kandidiert. Auch weitere Politikneulinge wurden auf vorderen Plätzen aufgestellt. „Das ist eine gute Mischung. Wir bringen ganz verschiedene Erfahrungen ein.“

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Politikerin wollte Lea Findeis eigentlich nie werden, auch jetzt sieht sie ihr Ziel nicht darin, eine Bevölkerungsgruppe zu repräsentieren. Vielmehr will sie sich für mehr Beteiligung einsetzen, über sogenannte Planungszellen oder Bürgerinnen-Räte, deren Mitglieder ausgelost werden. „Im Moment gibt es leider immer noch eine Beteiligungselite. Es sind immer die gleichen Leute, die sich einbringen“, beschreibt sie ein aus ihrer Sicht großes Problem. „Die Veränderungen, die uns in den nächsten fünf Jahren bevorstehen, sind aber so gravierend, dass die Lösungen nicht mehr allein im Stadtrat oder Kreistag entstehen können.“

Universität soll stärker in die Gesellschaft eingebunden werden

Damit sich möglichst viele verschiedene Menschen beteiligen, sei eine transparente Kommunikation wichtig, meint die Studentin. Das gelte auch für die Universität, die sie noch stärker in die Gesellschaft in Stadt und Landkreis einbinden will. „Dort entsteht viel Wissen, aber leider bleibt es oft noch im geschlossenen Kreis der Uni. Deshalb müssen wir das Zusammenspiel von Politik, Wissenschaft und Gesellschaft weiter stärken. Darauf habe ich richtig Lust.“ Im kommenden Jahr will sie ihr Bachelor-Studium abschließen, danach kann sie sich vorstellen, weiter an der Uni zu arbeiten.

Fest steht für die engagierte Lüneburgerin, die im sächsischen Vogtland aufgewachsen ist, dass sie neben ihrem künftigen Job Zeit für ehrenamtliches Engagement haben will. „Ich hoffe, dass sich in der Arbeitswelt einiges ändert, weg von der 40-Stunden-Woche.“

Von Aktivismus und Politik erholt sie sich beim Wandern in der Natur

Auch ein bedingungsloses Grundeinkommen befürwortet die Kandidatin, die gern viele Dinge auf einmal macht, aber sich auch Auszeiten nimmt. „Aktivismus ist anstrengend, genauso wie drei Stunden am Wahlkampfstand in der Bäckerstraße intensive Gespräche zu führen.“ Dann hört sie Musik, macht Yoga oder geht mit Freunden im Wald spazieren. Ihren Urlaub verbringt Lea Findeis am liebsten in der Natur, zum Beispiel bei einer Radtour an der Elbe entlang oder beim Wandern.

„Die schönen Dinge liegen oft im Einfachen. Wir brauchen mehr Zeit, um Gemeinschaft zu leben und unser Wertesystem neu aufzustellen“, sagt Lea Findeis. Lange hatte sie mit Klimaangst zu kämpfen. „Das hat mich gelähmt, es ist so ein überwältigendes Thema. Aber jetzt bin ich zuversichtlich, dass wir es schaffen, aus dieser Krise heraus zu einem bewussteren Leben zu kommen.“