Lauenburg. In unserer Sommerserie stellen die Regionalausgaben des Hamburger Abendblatts Tagestouren rund um Hamburg vor. Heute: Lauenburg

Für Stöckelschuh-Trägerinnen ist Lauenburg buchstäblich No-go-Area. Alle anderen lieben Schleswig-Holsteins südlichste Stadt gerade wegen ihrer pittoresken Ursprünglichkeit mit holprigen Kopfsteinpflaster-Gassen, ihrer steilen Treppen und schmalen Durchgänge. Geschichtsinteressierte und Nostalgiker erfreuen sich an den historischen Fachwerkhäusern, die sich fast lückenlos parallel zur Elbe reihen.

Lauenburgs Altstadt bildet immerhin das größte Denkmalensemble des Bundeslands. Auch Schiffs-Verehrer finden in Lauenburg ein Paradies vor. Denn die Stadt pflegt ihr Erbe als Schifferstadt. Und zwar mit Herzblut und Hingabe.

Die schönsten Cafés und Restaurants liegen zur Wasserseite

Wer von Südosten anreist – ob mit Auto oder Bahn – quert zuerst die Elbe und dann den Kanal. Links liegt die Hitzler-Werft, die einzig noch existierende der ehemals drei Lauenburger Werfen. Seit 1885 bis heute werden hier Binnenschiffe repariert und gebaut. Wie ein Kontrapunkt der Moderne liegt zur Rechten an der Kanal-Mündung ein Yachthafen mit Restaurant und Marina Beach Lounge. Bevor die B 209 eine scharfe Rechtskurve macht und bergauf in die Oberstadt führt, geht es links von der Hauptstraße ab in Richtung Altstadt.

Das vielleicht älteste Pflaster – so steht es auf der ersten von vielen Hinweistafeln – findet sich am Lösch- und Ladeplatz. Heute dient die Fläche am Elbufer als Parkplatz. Hier wurde vor allem Lüneburger Salz von den Elbschiffen auf die flachen Stecknitzkähne umgeladen. Nur die Stecknitzschiffer, Angestellte des Lübecker Senats, durften das weiße Gold auf dem Kanal transportieren. Das Wappen der Kanalschiffer, gekreuzte Haken und Staken ist am Ende des Platzes in die Wand der Gaststätte „Altes Schifferhaus“ eingelassen. Die schönsten Cafés und Restaurants liegen zur Wasserseite hin und haben Terrassen mit Elbblick. So das Café „Von Herzen“, wo es sich wunderbar frühstücken lässt oder das empfehlenswerte Restaurant „Schifferbörse“.

Besuch im Elbschifffahrtsmuseum ist sehr zu empfehlen

Unbedingt zu empfehlen ist ein Besuch im Elbschifffahrtsmuseum, das zu Füßen der Kirche liegt. Wer glaubt, Museen seien verstaubt und langweilig, war noch nicht dort. Hier ist auf unterhaltsame und anschauliche Weise zu erfahren, wie sich die schweren Arbeits- und Lebensbedingungen beim Schiffbau und in der Schifffahrt in den vergangenen 1000 Jahren entwickelt haben. Virtuell lernt der Besucher Kaiser Wilhelm II. kennen und kommt mit den früheren Bewohnern Lauenburgs in Kontakt. Im Gewölbe des ehemaligen Ratskellers liegt die „Schatzkammer der Schiffsantriebe“. Die Sammlung von Dampfmaschinen und Dieselmotoren unterschiedlicher Bauarten ist in ihrer Art einzigartig in Deutschland, nirgends wird die Mechanisierung der Schifffahrt so durchgängig präsentiert wie hier.

Authentisches Großexponat des Museums auf der Elbe

Es war der Verein zur Förderung des Lauenburger Elbschifffahrtsmuseums, der diesen Teil der Ausstellung bestückt hat. Weil bei den Vereinsmitgliedern (zurzeit 350 aus aller Welt!) die Meinung vorherrscht, dass Modelle zwar schön und gut sind, aber das Erlebnis eines funktionstüchtigen Schiffes nicht ersetzen können, erwarb der Förderverein bereits 1970 den Raddampfer „Kaiser Wilhelm“. Der 1900 erbaute Dampfer, der Dienst als Ausflugsschiff auf der Weser getan hatte, entging so der Verschrottung und wechselte als authentisches Großexponat des Museums auf die Elbe.

Der „Kaiser-Wilhelm“ dampft wieder wie anno dazumal. Nur sicherheitsrelevante Technik wurde ergänzt. Wer an einer der Tagesfahrten – etwa nach Hitzacker, Bleckede oder durch den Hamburger Hafen – teilnehmen möchte, muss sich rechtzeitig anmelden. Die Ausflüge mit nostalgischem Flair sind äußerst begehrt. Warum sie nicht öfter angeboten werden? Weil für den Fahrbetrieb der Einsatz von 15 Freiwilligen nötig ist. Für eine Fahrt am Sonnabend muss bereits am Freitag angefeuert werden, denn es dauert 18 Stunden, 4500 Liter Wasser kesselschonend zu erhitzen.

Wolfgang Schneider gehört zum ehrenamtlichen Team auf dem Raddampfer Kaiser Wilhelm
Wolfgang Schneider gehört zum ehrenamtlichen Team auf dem Raddampfer Kaiser Wilhelm © Martina Berliner | martina berliner

Das und viel mehr ist von Wolfgang Schneider zu erfahren, Dampfmaschinenenthusiast von Kindesbeinen an und fast täglich ab Mittag auf der „Kaiser-Wilhelm“ im Einsatz. Liegt der Dampfer in Lauenburg fest, wird er nicht müde, Reling und Aufbauten anzustreichen. Ist das Schiff auf Fahrt, schuftet der 68-jährige ehemalige Rechtspfleger als Heizer. 150 Kilo Kohle pro Stunde sind bei etwa 40 Grad Hitze unter Deck in den Schlund des Ofens zu schippen.

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Wer sich den Dampfer aus der Nähe ansehen möchte und Interesse an der Dampfschiffsära im Allgemeinen und der „Kaiser Wilhelm“ im Besonderen hat, sollte einfach schauen, ob einer der etwa 30 aktiven Ehrenamtlichen an Bord ist. Vom Ruferplatz aus, der nach einer Bronze-Plastik benannt ist, sind es nur wenige Schritte bis zum Schiffsanleger. Weitere Infos unter www.raddampfer-kaiser-wilhelm.de. Moderne Ausflugsschiffe starten zu Erlebnisfahrten ab Lauenburg etwa zum Schiffshebewerk Scharnebeck (www.reederei-helle.de).

Was sich kein Lauenburg-Besucher entgehen lassen sollte, ist der Aufstieg zum Schloss. Man kann steile Treppen erklimmen oder bequemer an der Kirche vorbei über die Gasse „Hohler Weg“ hinauf wandern. Dienstags bis sonnabends gibt es eine dritte, kostenlose, weniger Schweiß treibende Möglichkeit: TaBuLa. Die Abkürzung steht für Testzentrum autonome Busse Lauenburg. Der Fuhrpark besteht aus zwei Elektro-Kleinbussen für bis zu zehn Passagiere (in Coronazeiten begrenzt auf drei) und einem speziell ausgebildeten Busfahrer. Der muss nur selten eingreifen, das Hightech-Fahrzeug fährt selbstständig mit maximal 18 Stundenkilometern bergauf und bergab.

Von der Aussichtsterrasse auf dem Schlossberg bietet sich ein herrlicher Ausblick.
Von der Aussichtsterrasse auf dem Schlossberg bietet sich ein herrlicher Ausblick. © Martina Berliner | martina berliner

Östlich vom Schloss erstreckt sich der Fürstengarten. Mitte des 17. Jahrhunderts zum barocken „Lustgarten“ nach böhmischem Vorbild gestaltet, war die repräsentative Parkanlage einst ein Schmuckstück. Heute ist der Park schlicht, ein alter Ginkgo und eine gigantische Blutbuche bilden die Höhepunkte. Aber auch hier ist die herrliche Aussicht zu genießen, am angenehmsten auf der „Elbterrasse“, einem Restaurant mit überraschend vielfältigem Speiseangebot.

Wer anschließend einen Verdauungsspaziergang braucht, kann zu einer fünf-Kilometer-Runde um die alte Windmühle (mit Museum) und die Buchhorster Berge starten. Oder zu einem ebenso langen Rundweg im Naturschutzgebiet „Hohes Elbufer“. Der Weg beginnt am westlichen Stadtrand und führt zunächst direkt am Wasser entlang. Man kann sich ans Ufer setzen und die Füße in der Elbe kühlen. Nach einem schönen Tag in Lauenburg ist das äußerst angenehm. Auch wenn man in bequemen Schuhen unterwegs ist.

Hier geht's hin:

  • Nach Lauenburg, gelegen im Dreiländereck Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen und Schleswig-Holstein, gelangen Besucher aus Richtung Harburg am schnellsten mit dem Auto über Lüneburg und die B 209. Empfehlenswerter Parkplatz: Am Lösch- und Ladeplatz (Tagespreis 4 Euro). Per Bahn führt der Weg ebenfalls über Lüneburg. Ab Lüneburg verkehren die Züge etwa im Stundentakt, die Fahrtdauer von dort beträgt nur 14 Min. Der Lauenburger Bahnhof befindet sich nahe der Altstadt.
  • Die Touristeninformation liegt am Elbschifffahrtsmuseum, Elbstraße 59, Kontakt unter 04153/ 590 92 21. Geöffnet ist sie täglich ab 10 Uhr. Weitere Infos auf www.lauenburg-tourismus.de. Dort erhalten Besucher auch Tipps und kostenlose Stadtpläne, auf denen auch drei Rund-Wanderwege verzeichnet sind.
  • Die Umgebung lässt sich auch per Rad erkunden. Leihräder, E-Bikes und Tretroller gibt es über die Touristeninformation. Vier Radfernwege kreuzen die Stadt. Tipp für eine kurze Tour: Lauenburg bis Geesthacht und an der anderen Elbseite zurück.