Bad Bevensen. In dieser Sommerserie stellt das Abendblatt Tagesausflüge rund um Hamburg vor. Heute geht die Reise in einen Kurort in der Heide

Wenn Christiane Wittkopf den Wegen zwischen Rasenflächen, Teichen und Beeten folgt, gerät sie manchmal in eine Wolke. Eine Duftwolke. „Dann riecht es auf einmal stark nach Lebkuchen“, erzählt die Frau mit den kernigen Arbeitsschuhen und lächelt verschmitzt. Schließlich kommt die Gärtnerin nicht an einem Café vorbei, sondern an einem ihrer Lieblingsbäume: dem Japanischen Kuchenbaum. Christiane Wittkopf ist Stadtgärtnerin von Bad Bevensen.

Als sie 1995 ein Praktikum vor ihrem geplanten Studium der Umwelttechnik in der damaligen Stadtgärtnerei machte, da faszinierte sie der Kurpark so sehr, dass sie ihre Pläne umwarf – und eine Ausbildung zur Gärtnerin machte. Später legte sie berufsbegleitend ihre Meisterprüfung ab, und jetzt ist die einstige Auszubildende die Chefin des im Sommer sechsköpfigen Teams für den Kurpark. 45.000 Frühblüher pflanzten sie und ihre Kollegen im Frühjahr, für den Sommer folgten 35.000 neue Blumen. „Ich kann mir keinen schöneren Ort zum Arbeiten vorstellen als diesen hier.“

Mehr als 500 Bäume zählt der Kurpark Bad Bevensen

Wenn es sehr heiß ist, dann entsteht bereits im Sommer die Wolke des Kuchenbaums, erzählt sie beim gemeinsamen Gang durch den Park. „Manchmal steht der Baum zehn Meter weit von der Duftwolke weg.“ Am stärksten aber duftet es im Herbst, wenn der Baum das Chlorophyll abbaut. Mehr als 500 Bäume zählt der Kurpark Bad Bevensen, der sich im Laufe der vergangenen Jahrzehnte immer weiter vergrößert hat. Um die Wende zum 20. Jahrhundert kamen die ersten Sommerfrischler in den Ort, die erste Pension öffnete 1920: das Haus Föhrenhain. Zunächst ging man in Bevensen in Richtung Kneipp und wurde Kurort, 1962 dann wurde die Jod-Sole-Quelle entdeckt, die bis heute die Therme mit heilendem Wasser speist.

Um Gesundheit geht es in dem Klinik- und Kurort natürlich an vielen Ecken im Park. Und so gibt es nicht nur ein Kneipp-Armbecken, sondern auch eine Wassertretstelle direkt in der Ilmenau. Die Stufen reinigt das Team von Christiane Wittkopf jeden Tag, das Geländer für die Hygiene sogar zweimal.

Stadtgärtnerin Christiane Wittkowski
Stadtgärtnerin Christiane Wittkowski © Carolin George | Carolin George

Doch zurück zu den Lieblingslebewesen der langjährigen Kurparkgärtnerin, den Bäumen. „Dieser Uelzener Rambour stand schon an dieser Stelle, als dies noch ein Privatgarten war“, erzählt die 44-Jährige. Wie alt der Apfelbaum wohl sein mag? „Schwer zu sagen. Steinalt jedenfalls.“ Seine Früchte sind klein, aber lecker: „Jedes Jahr gibt es einen Apfelkuchen für die Belegschaft.“ Was Wittkopf besonders liebt, das ist die Herbstfärbung der Bäume. Wer sich zum Beispiel einen Amberbaum kaufen möchte, sollte das im Herbst tun, empfiehlt sie. „Dann kann man sich aussuchen, ob man lieber Gelb oder Rot als Färbung hat.“

Auch die riesigen Silberahorne sorgen für einen Indian Summer in Bad Bevensen, die Roteichen hinten am Teich leuchten feuerrot. Im April und Mai sind die spektakulär großen Rhododendren zu bewundern, kurz danach blüht der Taschentuchbaum, auch bekannt als Taubenbaum: Seine Blüten sehen aus wie eben jene, doch sie sitzen nur im oberen Drittel des Baumes. „Dass er blüht, merken wir daher meistens erst, wenn die ersten Taschentücher auf den Weg fallen“, sagt die Gärtnerin.

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Wer noch genauer hinsehen will, dem gibt Christiane Wittkopf noch ein paar Tipps: Die Zapfen der Sumpfzypresse sehen aus wie Meteoriten, die Rinde des Zimtahorns wie die gleichnamige Stange, und die Kaukasische Flügelnuss bildet an ihren Früchten kleine Flügelchen aus. Was aussieht wie ein Ilex ist eine Libanon-Eiche, und was viele als Esskastanie erkennen, ist in Wahrheit eine Kaukasische Eiche. Der Tulpenbaum hat im Winter Knospen wie Schnabeltierschnäbel, und das Holz des Sibirischen Hartriegels strahlt in den kalten Monaten rot.

Viele Bäume im Kurpark stammen aus Nordamerika

Wer sich wundert, dass so viele Bäume im Kurpark aus Nordamerika kommen, dem erklärt die Gärtnerin: „Das Mikroklima mit seiner hohen Luftfeuchtigkeit und die Bodenbeschaffenheit sind hier ganz ähnlich wie dort.“ Und wer enttäuscht ist, dass die Bäume keine Schilder tragen, dem sei erklärt: 2009 hat die Verwaltung 75 Schilder aufgestellt. Ein paar Jahre später waren noch 15 da. Der Rest war zerstört. „Das ist wirklich schade“, sagt die Gärtnerin.

Blick aus dem Schlafwürfel hinaus in Richtung Ilmenauufer.
Blick aus dem Schlafwürfel hinaus in Richtung Ilmenauufer. © Carolin George | Carolin George

Die neuste Erweiterung des Kurparks steht seit dieser Saison übrigens neben dem schon in den 60er Jahren eröffneten Freibad – direkt auf dem Gelände des Minigolfplatzes an der Ilmenau: ein Cube. Das ist ein Schlafwürfel mit Blick in den Himmel und auf die am Wasser liegenden Kanus. Wer hier schläft, wird das erste Mal mit den Vögeln wach – und hat nachts die Umgebung für sich allein, denn das Minigolfgelände wird in den Abendstunden abgeschlossen. Nur wer im Schlafwürfel übernachtet, hat Zugang.

Die nicht vorhandene Dusche ersetzt am Morgen ein beherzter Sprung in die Ilmenau, ein Grill fürs Abendessen steht bereit, ebenfalls eine Tisch-Bank-Kombination für das gemütliche Verspeisen an diesem besonderen Übernachtungsort. Und wenig liegt hier näher als die Kombination mit einer Kanu-Tour, schließlich steht der Würfel direkt am Anleger der Verleihstation.

Zentrum der Fußgängerzone bilden die Kirche und der Brunnen.
Zentrum der Fußgängerzone bilden die Kirche und der Brunnen. © Carolin George | Carolin George

Übrigens: Die Heide wird in diesem Jahr aufgrund der Witterung früher blühen als sonst. Einen Katzensprung vom Kurpark Bad Bevensen entfernt ist die Klein Bünstorfer Heide. Christiane Wittkowski bietet nicht nur Führungen durch den Kurpark an, sondern auch in die Heidefläche – besonders spektakulär dürften die Termine zu Vollmond sein.

PS: Falls Sie zufällig gegen 17.30 Uhr in der Fußgängerzone sein sollten, steuern Sie einmal die Kirche an. Sie werden entzückt sein!

Hier geht's hin:

  • Bad Bevensen ist eine Kleinstadt und ein Kurort und liegt je nach Verkehrslage etwa 20 Autominuten von Uelzen entfernt. Bis zur größeren Hansestadt Lüneburg sind es etwa 30 Minuten mit dem Auto oder dem Zug.
  • Führungen durch den Kurpark gibt es jeden Freitag von 15 Uhr an. Die Touren leiten abwechselnd der ehemalige Kurparkgärtner Günter Bastuck und Stadtgärtnerin Christiane Wittkowski. Die nächsten Vollmondwanderungen in die Klein Bünstorfer Heide sind am Sonnabend, 24. Juli, und Sonntag, 22. August, jeweils um 21 Uhr. Start ist am Kurhaus.
  • Angebote im Stand-up-Paddling gibt es ebenfalls am Sonnabend, 24. Juli: Um 13.30 Uhr einen Kursus für Einsteiger und um 15.30 Uhr eine geführte Tour auf der Ilmenau. Die Tourist-Information im Kurhaus verleiht SUP-Boards. Infos und Anmeldung unter 05821/97 68 30
  • Am Wochenende 23. bis 25. Juli heißt es „Picknick im Park“ mit Kulturprogramm, am 28. und 29. August findet ein Töpfermarkt im Kurpark statt. Die Kurparknächste laufen vom 3. bis 11. September, mit vielfältigem Programm und Illuminationen.
  • Für Leib und Seele: Im „Pott unn Pann“, Lüneburger Straße 1, kocht der Chef noch selbst. Das „Anno 1825“, Kirchenstraße 6, wartet mit Gerichten von der Heidschnucke auf, und im „Tortenbakker“, Lüneburger Straße 15, backt eine Konditormeisterin. Die „Kaffeestube im Hof“, Lüneburger Straße 29, röstet ihre Bohnen selbst und ist barrierefrei.
  • Die Jod-Sole-Therme ist geöffnet. Außer den Schwimmbädern gibt es eine große Saunalandschaft und Massagen.