Lüneburg/Bleckede. Touristen kommen zum Wandern und Radfahren in die Lüneburger Heide und an die Elbe. Auch Camping ist beliebt.
Bei jungen Menschen werden sowohl die Lüneburger Heide als auch die Flusslandschaft Elbe zunehmend beliebte Ausflugs- und Urlaubsziele. Touristen im Alter von 25 bis 34 Jahren stellen in dieser Saison bisher die größte Gruppe im Naturschutzgebiet Lüneburger Heide. Damit setzt sich dort ein Trend fort, der bereits 2020 vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie beobachtet wurde: der Wunsch nach naturnahem Urlaub innerhalb Deutschlands.
„Die Leute haben Corona noch im Kopf und wollen in erster Linie Dinge draußen erleben. Das Naturthema ist in diesem Jahr wieder ganz groß“, sagt Ulrich von dem Bruch, Geschäftsführer der Lüneburger Heide GmbH. Die Region erstreckt sich über die Landkreise Harburg, Lüneburg, Uelzen, Celle und den Heidekreis. Besonders die Wildparks, die Freizeitparks und die Wanderwege in dem Naturschutzgebiet seien beliebt. „Und Camping ist wieder deutlich nachgefragt. Die Plätze sind knüppelvoll.“
In der Heide werden 40 Millionen Tagesgäste erwartet
Übernachtungszahlen liegen zwar für diese Saison noch nicht vor, doch es zeichnet sich bereits ab, dass die Lüneburger Heide insbesondere für Ausflügler an Attraktivität gewonnen hat. In normalen Jahren zähle man etwa 30 bis 35 Millionen Tagesgäste, sagt von dem Bruch. „In diesem Jahr rechnen wir mit mehr als 40 Millionen Tagestouristen.“ Besonders aus den nahe gelegenen Großstädten Hamburg, Hannover und Bremen kämen viele Menschen für einen Tag in die Heide.
Dass viele Heidebesucher die Region neu für sich entdeckt haben, bringt auch neue Herausforderungen für den Tourismus mit sich. So ist einigen Erstbesuchern nicht bewusst, dass in einem Naturschutzgebiet besondere Regeln gelten. „Wir müssen ein bisschen mehr die Heide erklären“, sagt der Geschäftsführer. Auf Schildern, bei den Buchungen und teilweise auch mit Zetteln auf den Zimmern gibt es nun beispielsweise Hinweise, dass in dem Gebiet weder Mülleimer noch Toiletten aufgestellt sind.
Anfang August beginnt die Heideblüte – das Gebiet wird zartlila
Wenn in etwa drei Wochen die Heideblüte einsetzt, beginnt auch die Hochsaison in der Region. Viele Unterkünfte sind für diese Zeit schon ausgebucht. Darin unterscheidet sich 2021 nicht von früheren coronafreien Jahren. Allerdings buchten die Übernachtungsgäste in diesem Jahr eher kurzfristig, sagt von dem Bruch. „Das ist klassisches Corona-Verhalten. Die Leute warten ab, wie sich die Lage entwickelt. Wenn Spanien wieder zum Risikogebiet erklärt wird, steigen bei uns sofort die Buchungszahlen.“ Dies erkläre auch die anfängliche Zurückhaltung bei den Buchungen. „Es hat in diesem Jahr etwas länger gedauert, bis alles angelaufen ist.“
Die ganz jungen Besucher ab 18 Jahren, die im Vorjahr noch die zweitgrößte Altersgruppe gebildet hatten, haben sich wieder etwas aus der Heide zurückgezogen. In diesem Jahr wurden sie von den Touristen ab 35 Jahren abgelöst. Und auch die üblichen Stammgäste ab 60 Jahren halten sich mit Buchungen noch zurück. „Die haben sonst die Randzeiten gut gefüllt, das fehlt jetzt ein bisschen“, sagt von dem Bruch.
Elbtalaue und Elbmarsch sind bei Campern und Fahrradfahrern beliebt
Starken Andrang verzeichnet auch das Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe. „Die Zielgruppe verjüngt sich ganz klar“, sagt Jens Kowald, Geschäftsführer der Flusslandschaft Elbe GmbH in Bleckede. Zwar kämen immer noch viele Familien in die Region entlang des Flusses mit Elbtalaue und Elbmarsch. Doch auch die Zahl der jüngeren Gäste nehme spürbar zu.
Das Gebiet zwischen Hamburg und Hitzacker ist in dieser Saison erneut gut ausgebucht. „Es kommen vor allem viele Wohnmobile, deutlich mehr als noch im vergangenen Jahr“, sagt Geschäftsführer Kowald. Auf den Campingplätzen müssten daher an den Wochenenden teilweise Gäste aufgrund von Vollbelegung abgewiesen werden.
Auch bei den festen Unterkünften gibt es nur noch vereinzelt freie Zimmer. Das trifft vor allem die Urlauber, die spontan eine Unterkunft suchen. „Wir haben in diesem Jahr ungewöhnlich viele Last-Minute-Anfragen von Menschen, die in der Touristen-Information nach einem Zimmer für die Nacht fragen“, sagt Kowald.
Die gestiegene Nachfrage sei auch bei den Schifffahrtsunternehmen, den Radverleihern und dem Elbshuttle zu spüren. All diese Angebote müssten jedoch nun häufiger erklärt und vorgestellt werden, sagt Kowald. Denn ähnlich wie in der Heide ist auch an der Elbe das Informationsbedürfnis der neuen Besucher hoch. „Das zeigt, dass es einen neuen Blick auf unsere Region gibt. Da helfen wir natürlich gern.“ Doch auch hier müsse an Regeln erinnert werden, so spüre die berittene Polizei immer wieder wilde Camper im Naturschutzgebiet auf. „Einige müssen erst lernen, wie sie sich hier zu verhalten haben.“
In vielen Betrieben fehlen noch Servicekräfte
Die Region ist besonders beliebt bei Fahrradfahrern. Die Radwege seien in dieser Saison sehr gut befahren, sagt Kowald. Das Unternehmen habe die Corona-Zeit genutzt, um Wege auszubessern, Schilder zu erneuern und eine neue Broschüre herauszugeben.
Mehr Besucher sollten normalerweise auch mehr Arbeitskräfte bedeuten. Doch in vielen Betrieben fehlen nach fast eineinhalb Jahren Pandemie und monatelangen Betriebsschließungen zahlreiche Mitarbeiter, besonders im Gastronomiebereich. „Die Servicekräfte haben sich in dieser Zeit anders orientiert“, sagt Ulrich von dem Bruch. „Das bedeutet Mehrarbeit für alle Mitarbeiter.“
Um die Lücken auszugleichen, hätten einige Betriebe auf Biergartenkonzept umgestellt, erzählt er. In diesen Restaurants und Cafés holen sich die Gäste ihre Speisen auf Tabletts selbst ab. Einige Anbieter hätten auch die Zahl ihrer Betten reduzieren müssen, weil das Personal fehlt.
Soltau als Reiseziel für Familien ausgezeichnet
Soltau ist das familienfreundlichste Reiseziel auf dem Land. Das zumindest hat eine Abstimmung auf dem Portal Fewo-direkt unter 5700 Familien ergeben. Die Stadt im Landkreis Heidekreis punktete mit mehreren Freizeitparks in der Umgebung – darunter Heidepark Soltau, Serengeti-Park Hodenhagen und Weltvogelpark Walsrode – und einer guten Infrastruktur.