Seevetal. Der Tee-Unternehmer Laurens Spethmann aus Jesteburg starb am 31. Juli. Der sozial engagierte Stifter prägte auch die Region.
Es ist ein großer Verlust – für die Familie, das Unternehmen und die Menschen in der Region, denen Laurens Spethmann stets mit großer Mitmenschlichkeit begegnet ist. Der bekannte Tee-Unternehmer und Gründer der Laurens Spethmann Holding (LSH) ist tot. Er verstarb am 31. Juli im Alter von 91 Jahren in Jesteburg.
„Gemeinsam mit unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern betrauern wir den Tod von Laurens Spethmann. Unser tiefes Mitgefühl gilt der Familie des Verstorbenen“, sagt Lars Wagner, Vorstandsvorsitzender der LSH. „Laurens Spethmann war ein wahrhaft außergewöhnlicher Unternehmer und Mensch. Sein Mut, sein Fleiß und seine Entschlossenheit prägen bis heute den Unternehmensgeist der Laurens Spethmann Holding. Es wird unser Antrieb und Anspruch sein, die Entwicklung und den Erfolg seines Lebenswerkes in seinem Sinne fortzusetzen.“
Enkel des Gründes der Ostfriesischen Tee Gesellschaft
Tee spielte im Leben von Laurens Spethmann von Beginn an eine große Rolle. Als Enkel von Laurens Janssen, dem Gründer der Ostfriesischen Tee Gesellschaft (OTG), wurde er am 16. Juli 1930 in Hamburg geboren. Nach seiner Schulzeit absolvierte er eine kaufmännische Ausbildung in einer Teefirma und sammelt berufliche Erfahrungen in London sowie auf Teeplantagen in Sri Lanka und Indien. Nach dem Tod seines Großvaters übernahm er bereits mit 23 Jahren die Verantwortung für das familieneigene Unternehmen. Janssen hatte den Ein-Mann-Betrieb 1907 gegründet.
Gearbeitet wurde Anfang der 1950er Jahre noch im eigenen Keller. Dort mischte Laurens Spethmann den Tee an und liefert ihn anschließend selbst aus. 1966 gründete er gemeinsam mit seiner Frau Marianne die erste eigene Tee-Marke: Milford. Mit dem Kauf der Firma Groschtee in Österreich erhielt das Unternehmen 1972 seinen ersten eigenen Produktionsstandort, 1988 kaufte Spethmann die Traditionsmarke Onno Behrends in Norden und 1990 das Familienunternehmen Meßmer.
Verkaufstalent, Humor und Gespür für Innovationen
Sein unternehmerisches Schaffen war stets geprägt vom Blick nach vorne, was ihn auch in herausfordernden Situationen antrieb. Gemeinsam mit seiner Ehefrau Marianne, die über 50 Jahre an seiner Seite wirkte, führte er das Familienunternehmen vom klassischen Tee-Importeur zum Tee-Abpacker und baute die Ostfriesische Tee Gesellschaft zu einem der erfolgreichsten Teeanbieter Deutschlands aus. Dabei halfen ihm sein besonderes Verkaufstalent, sein herzlicher Humor sowie sein Gespür, Innovationen zu erkennen und voranzutreiben. Mit seinem Blick für das große Potenzial des Teebeutels wurde er zu einem Produkt-Pionier der Branche.
Laurens Spethmann galt als mutiger Mensch. In den 1960er Jahren verlegte er – entgegen allen Standort-Konventionen des Teegeschäfts – seinen stetig wachsenden Betrieb von der Hamburger Speicherstadt in den Landkreis Harburg. Seine Frau Marianne war es, die auf den Umzug bestand – auch, weil dieser ihr ermöglichte, die Erziehung der drei Kinder mit ihrer Mitarbeit im Unternehmen problemlos zu verbinden. Über den Einsatz seiner Frau im Unternehmen sagte Laurens Spethmann einmal: „50 Prozent meines Erfolges verdanke ich ihr.“
1996 übergab er sein Lebenswerk an die vierte Generation
Mit der Gründung der Laurens Spethmann Holding (LSH) 1996 übergab der Unternehmer sein Lebenswerk an die vierte Generation, seine Söhne Jochen und Michael, die das Geschäft im Sinne ihrer Eltern weiterführten und inzwischen ihrerseits in den Aufsichtsrat gewechselt sind. Inzwischen sind auch zwei Enkelinnen im Unternehmen in Managementpositionen tätig.
Seine über viele Jahrzehnte gewachsene Verbundenheit mit der niedersächsischen Firmenheimat drückte Laurens Spethmann auch durch sein gesellschaftliches Engagement in der Region aus. Es war dem ausgesprochen sozial denkenden Unternehmer eine Herzensangelegenheit, sich vor Ort für die Menschen zu engagieren, etwas zurückzugeben und Verantwortung auch im Umfeld des Unternehmens zu übernehmen. Im April 2001 gründete er gemeinsam mit seiner Frau Marianne die „Spethmann Stiftung“. Sie unterstützt Programme und Angebote der Kinder- und Jugendhilfe, der Altenhilfe und des öffentlichen Gesundheitswesens.
Lesen Sie auch:
Besonders am Herzen lag den Stiftern die Unterstützung von Menschen mit Beeinträchtigung. Seit ihrer Gründung hat die Stiftung mit mehr als zwei Millionen Euro bereits über 340 Projekte gefördert, vorrangig im Landkreis Harburg und im nördlichen Niedersachsen. Dazu gehören unter anderem die Buchholzer Schule An Boerns Soll mit dem Schwerpunkt Geistige Entwicklung, der Herbergsverein Tostedt, der Verein Jugend Aktiv e.V. sowie der Verein Ankerland, der sich der Hilfe schwer traumatisierter Kinder, Jugendlicher, junger Erwachsener und junger unbegleiteter Flüchtlinge widmet. Auch die Laurens-Spethmann-Häuser in Neu Wulmstorf, deren Angebot sich an 27 Menschen mit geistigen und mehrfachen Behinderungen wendet, wurden von der Stiftung finanziert.
Für seine karitativen Aktivitäten erhielt er Bundesverdienstkreuz
Darüber hinaus hat Laurens Spethmann sich im und für den Sport engagiert. So gründete er beispielsweise die Internationale Turniergesellschaft Luhmühlen und organisierte zusammen mit dem inzwischen verstorbenen damaligen niedersächsischen Finanzminister Hinrich Swieter die Förderung durch das Land Niedersachsen. Als früherer Hockeyspieler setzte er sich zudem intensiv für den Hockeysport ein.
Für seine unternehmerischen Leistungen und sein soziales Engagement wurde Laurens Spethmann vielfach ausgezeichnet. Unter anderem wurde sein Lebenswerk 2014 mit dem Hamburger Gründerpreis ausgezeichnet. Für die Gründung der Spethmann Stiftung und seine karitativen Aktivitäten erhielt er das Bundesverdienstkreuz erster Klasse der Bundesrepublik Deutschland sowie das Verdienstkreuz erster Klasse des Niedersächsischen Verdienstordens.