Winsen. Erster Blick in das Volksbank-Haus 2.0. Geldinstitut wird in den kommenden Wochen über eine Einlagegrenze für Negativzinsen entscheiden.
Die Zukunft der Arbeit hat für die Volksbank Lüneburger Heide längst begonnen. Zum ersten Mal konnte jetzt das Abendblatt einen Blick in das Innere der neuen Verwaltungszentrale der Bank, nahe der Hauptfiliale in der Winsener Innenstadt werfen.
Noch ist die Neubau, der Volksbank-Haus 2.0 heißen soll, nicht ganz fertig. Aber die ersten Mitarbeiter und der dreiköpfige Vorstand sind bereits eingezogen. Eröffnung soll im Sommer sein. Ein genauer Termin steht noch nicht fest. Das zunächst als Kreativhaus bekannte Gebäude hat sich die Volksbank einen mittleren einstelligen Millionenbetrag kosten lassen, wie Vorstand Stefanie Salata im Gespräch mit dem Abendblatt sagte.
In Think Tanks können sich Mitarbeiter zum Nachdenken zurückziehen
Schon von außen fallen die großen, teilweise abgerundeten oder bunten Glasflächen, die Balkone und Erker am Von-Somnitz-Ring auf. Die Einrichtung der drei Geschosse reicht von dem mit verschiebbaren Wänden ausgestatteten, 80 Quadratmeter großen Veranstaltungsfläche für bis zu 70 Personen, über ein kleineres Besprechungszimmer mit bunten Stühlen und an der Wand flächig aufgebrachten Moosflächen bis hin zu zwei Think Tanks. „Dorthin können sich Mitarbeiter einzeln zurückziehen und nachdenken“, sagt Salata.
Vom Haupteingang an folgt ein Bildschirm dem anderen. Das entspricht dem Trend zum papierlosen Arbeiten. Start-up-Atmosphäre wird in einem Raum mit hölzernen, mit dem Volksbank-Logo versehenen Holzhockern vermittelt, dem natürlich ebenfalls ein Bildschirm nicht fehlt. Ein Hauch von Raumschiff Enterprise, nur realistischer.
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In Volksbank-Haus 2.0 sollen künftig bis zu 40 Beschäftigte gleichzeitig arbeiten. Rechnet man die in der Corona-Pandemie deutlich ausgebauten Möglichkeiten für Homeoffice ein, werden künftig wohl noch mehr Angestellte die Möglichkeiten im Neubau nutzen können. Langfristig sind keine festen Arbeitsplätze für bestimmte Personen vorgesehen. „Wir werden aber eine feste Zahl von Arbeitstagen im Büro vereinbaren. Denn wir wollen, dass sich Mitarbeiter treffen und ihre Vorstellungen und Ideen untereinander austauschen“, sagt die Vorstandsfrau. Ihr Büro im Staffelgeschoss, versehen mit einem gewölbten Schirm auf dem Schreibtisch, gibt die direkte Sicht auf die uralte Platane frei, um die herum der Neubau aufgestellt wurde.
Bankgeschäfte sollen für Kunden einfacher und übersichtlicher werden
Kreativ arbeiten bedeutet für die Volksbank, das Geschäft für die Kunden „übersichtlicher, einfacher“ zu machen. Die jeweilige Vermögenssituation, Risiko und Rendite-Chancen sollen deutlich auf den Schirmen aufgezeigt werden. Ein Video-Service soll dafür sorgen, dass Gespräche mit Mitarbeitern von zu Hause geführt werden können oder ein Mitarbeiter zugeschaltet wird, der gerade nicht in die aufgesuchten Filiale vor Ort ist. Für erste Ergebnisse ist es noch zu früh: Die Arbeit im Volksbank-Haus 2 hat gerade erst begonnen. Das Ziel ist klar: Themen wie Immobilien, das eigene Zuhause oder die Geldanlage sollen für Interessenten möglichst bequem abgehandelt werden können.
Trotz der digitalen Offensive handelt die Volksbank beim Bau des Hauses erdverbunden. So wird der mehr als 1100 Quadratmeter große Neubau mit regenerativer Energie geheizt und gekühlt. Dafür wird Erdwärme genutzt, die über 14 Bohrungen aus 60 Meter Tiefe gewonnen wird. Eingesetzt wird eine Wärmepumpe, mit der warmes Wasser in die Leitungen der Fußbodenheizung in den Betonteilen transportiert wird. Auf dem Dach steht eine Photovoltaik-Anlage, die Fenster sind dreifach verglast, ihr Sonnenschutz wird über eine Wetterstation und die Beleuchtung abhängig von der Tageszeit gesteuert. „Insgesamt stößt das Haus jährlich 30 Tonnen des umweltbelastenden Kohlendioxid aus. Vergleichbare moderne Häuser kommen auf 50 Tonnen“, sagt Stefan Werner, der als Projektleiter der Volksbank für den Neubau verantwortlich ist.
Interesse an Immobilien im Hamburger Umland nimmt weiter zu
Das Bankgeschäft entwickelt sich trotz Pandemie weiter positiv. So ist die Zahl der Kunden im ersten Quartal um 400 auf 163.000 gestiegen. „Das Interesse an Immobilien im Hamburger Umland nimmt zu. Unter den Kunden ist ein nicht unerheblicher Anteil von Menschen, die bislang in Hamburg wohnen“, sagt Salata. Hintergrund sind die immer noch deutlich günstigeren Preise am Rande der Hansestadt.
An der Berechnung von Negativ-Zinsen ab einer festgelegten Summe wird die Bank künftig jedoch nicht mehr vorbeikommen. Bislang werden solche Fälle individuell mit Kunden geregelt. „Wir denken derzeit intensiv über die Grenze für Einlagen nach“, sagt Salata. Eine Entscheidung soll in einigen Wochen fallen. „Wir werden dann voraussichtlich auf eine größere Anzahl von Kunden zugehen müssen.“ Die europäische Niedrigzinspolitik lässt sich eben auch mit Online-Beratung nicht korrigieren.
Über die Volksbank Lüneburger Heide
- Die Volksbank Lüneburger Heide ist eine eingetragene Genossenschaft. Anteile besitzen derzeit 81.460 Menschen.
- Das Kreditgeschäft der Bank ist im ersten Quartal um vier Prozent gewachsen. Das entspricht einem Zuwachs von rund 94 Millionen Euro. Darunter sind rund 600 Baufinanzierungsanfragen von Privatkunden.
- Über die Dividende für die Beteiligungen wird die Vertreterversammlung am 18. Mai entscheiden. Zuletzt hatte sie bei sechs Prozent gelegen.