Buchholz. Bilanz der Sparkasse Harburg-Buxtehude im Corona-Jahr fiel besser aus als erwartet - es gab sogar ein moderates Wachstum.
Die Sparkasse Harburg-Buxtehude ist offensichtlich glimpflich durch das Corona-Krisenjahr gekommen. In der aktuellen Bilanz für 2020 verzeichnet sie in allen Geschäftsbereichen moderates Wachstum und erreichte mit einem Jahresüberschuss von 7,5 Millionen Euro wieder das Vorjahresergebnis.
„Wir sind gerade noch so mit einem blauen Auge davongekommen“, sagte dann auch Vorstandssprecher Andreas Sommer am Freitag während der jährlichen Bilanz-Pressekonferenz, die erstmalig online aus Buchholz über das Internet organisiert wurde. Dennoch blicke man „mit Demut“ auf das gute Ergebnis. „Denn wir wissen, dass nicht alle unsere Kunden auf Rosen gebettet sind, und einige um ihre wirtschaftliche Existenz kämpfen müssen“, so Sommer.
Sparkasse Harburg-Buxtehude: Boom bei Immobilien und Spareinlagen
Für 2021 kündigte der Vorstandsvorsitzende an, dass die Sparkasse weiter in „den Erhalt“ ihrer 20 Beratungscenter investieren werde. Mit anderen Worten: Schließungen sind in absehbarer Zeit nicht geplant. Eine wesentliche Änderung wird es in Folge der Corona-Pandemie und der allgemeinen Zinsentwicklung aber dennoch geben, wie Sommer und seine Vorstandskollegin Sonja Hausmann auf Nachfragen dann auch konkret darstellten.
Wie andere Kreditinstitute in der Region wird die Sparkasse die Grenze der Freibeträge senken, ab denen sogenannte Negativzinsen bezahlt werden müssen. Die Sparkasse spricht da lieber von „Verwahrgeld“, was sie auch an die Europäische Zentralbank (EZB) abführen müsse.
Menschen gaben weniger Geld für den Konsum aus
Derzeit liegt der Grenzbetrag von Kunden-Einlagen bei 500.000 Euro, ab denen 0,5 Prozent gezahlt werden müssen. Künftig soll diese Grenze bei Privatkunden 50.000 Euro betragen, bei gewerblichen Kunden soll sie bei 100.000 Euro liegen. Eingeführt wird die Absenkung dieser Freibeträge voraussichtlich zum 1. Mai. Wichtig: Die Absenkung gilt nur für neue Kunden, nicht für sogenannte Bestandskunden, versicherte Vorstandsmitglied Hausmann.
Hintergrund dieser Maßnahme ist ganz offensichtlich, dass trotz der europäischen Nullzinspolitik immer mehr Sparer ihr Geld bei der Sparkasse anlegen. So stiegen bei dem in den Landkreisen Harburg und Stade sowie im Hamburger Bezirk Harburg ansässigen Institut die angelegten Kundengelder von 3,240 Milliarden Euro im Jahr 2019 um überdurchschnittliche 6,7 Prozent auf 3,457 Milliarden im Folgejahr.
Ein „wesentlicher Treiber“ sei die Corona-Krise gewesen, so Hausmann. Zum einen hätten die Menschen weniger für den Konsum wie Reisen oder Anschaffungen ausgegeben, zum anderen hätten sie in diesen unsicheren Zeiten den sicheren Weg zur Sparkasse gewählt. Doch was sich zunächst so positiv anhöre, sei für die „betriebswirtschaftliche Gesundheit“ der Sparkasse nachteilig, weil sie dann mehr an die EZB abführen müsse.
Großer Zuwachs im Immobilien-Geschäftsbereich
Und da andere Kreditinstitute ebenfalls Absenkungen von Freibeträgen angekündigt haben, erwartet der Sparkassen-Vorstand nun noch weitere Anlagen von Neu-Kunden, die wechseln. Von einer befürchteten „Einlagenflut“, war dann während der Bilanz-Konferenz sogar die Rede. Und auf die müsse man jetzt reagieren.
Einen großen Zuwachs trotz oder auch wegen Corona verzeichnete die Sparkasse im vergangenen Jahr zudem in ihrem Immobilien-Geschäftsbereich: Erstmalig sei dabei die Eine-Milliarde-Euro-Grenze im Finanzierungsvolumen überschritten worden. Der Immobilienboom in der Metropolregion Hamburg sei durch das Corona-Virus nicht ausgebremst worden, sagte das für diesen Bereich zuständige Vorstandsmitglied Bodo Ihlenburg. Eher sei das Gegenteil der Fall: Die Erfahrungen mit Lockdown und Homeoffice hätten gezeigt, dass das Zuhause mehr sein könne als ein temporärer Aufenthaltsort zwischen Büro und Freizeit. Die Folge sei eine starke Nachfrage nach Häusern gerade im günstigeren Umland. Als Beispiel nannte Ihlenburg ein Neubaugebiet in Moisburg: In Rekordzeit von vier Monaten seien dort die 27 Grundstücke verkauft worden.
Im Firmenkundengeschäft indes registrierte die Sparkasse auf der einen Seite absolute Gewinner ¬– wie eben die Baubranche, die weiter investierte und dazu fleißig Kredite in Anspruch nahm. Auf der anderen Seite hätten gerade Gastronomen, Künstler, Einzelhandel und viele Solo-Selbstständige mit den Lockdowns zu kämpfen. Gerade im Handel hinterließ die Corona-Pandemie aber auch ganz andere, kleine Spuren, die aus Sparkassensicht eine veränderte Welt zeigen: So sind 2020 die kontaktlosen Kartenzahlungen als Alternative zum Bargeld um 33 Prozent gestiegen. Im Februar bis Mai sogar um das Doppelte.