Winsen/Stade/Lüneburg. Betten auf Intensivstationen in Krankenhäusern zunehmend mit Covid-Erkrankten belegt. Landkreis Stade zieht nun doch „Notbremse“.

Die Kliniken in der Region stellen sich auf eine steigende Zahl von Covid-19-Patienten auch auf den Intensivstationen ein. In den Krankenhäusern Winsen und Buchholz werden laut Divi-Intensiv­register (Stand Freitag) acht Menschen deshalb auf der Intensivstation behandelt, vier werden beatmet. In den Elbekliniken in Buxtehude und Stade liegen vier Covid-Patienten auf der Intensivstation, drei werden beatmet. Im Klinikum Lüneburg gibt es 13 Intensivpatienten, fünf werden beatmet.

Die Zahl der Patienten sei seit einigen Wochen relativ stabil, sagt Katja Bendig, Sprecherin des Landkreises Harburg. Doch angesichts der hohen Inzidenzen rechnet man in den Krankenhäusern mit einem Anstieg.

Direktor des Klinikums Lüneburgs: „Situation ist angespannt“

„Die Situation ist angespannt“, sagt Professor Dr. Torsten Kucharzik, Ärztlicher Direktor des Klinikums Lüneburgs. Seit rund einer Woche verändere sich die Lage, es gebe immer mehr Beatmungspatienten. Um deren Betreuung sicherzustellen, seien bereits Pflegepersonen von anderen Stationen abgezogen worden. Dies sei die große Herausforderung. „Betten und Beatmungsgeräte haben wir genug, aber es mangelt an Personal.“

Alle Intensivbetten, die für Covid-Patienten vorgesehen sind, sind momentan belegt. Insgesamt gibt es im Lüneburger Klinikum 24 Intensivbetten, die pflegerisch betreut werden können, nur zwei sind derzeit frei. Theoretisch könnte der Covid-Bereich erhöht werden, sagt Kucharzik. Doch dann entstünden an anderen Stellen Lücken. „Wir besprechen täglich die Lage und sind vorbereitet.“

So wurde eine Prioritätenliste erarbeitet, welche Operationen bei Bedarf zuerst abgesagt werden. Dabei gehe es nicht um Kleinigkeiten, so der Ärztliche Direktor. „Das betrifft zum Beispiel große Tumoroperationen im gynäkologischen Bereich oder an der Speiseröhre. Denn diese Patienten müssen nach der Operation eine Nacht auf der Intensivstation verbringen.“ Jede Absage sei zudem mit großem logistischem Aufwand verbunden. Sollte sich die Lage weiter zuspitzen, müsste in einem weiteren Schritt auch weniger gut qualifiziertes Personal eingesetzt werden. Diese Pfleger würden dann jeweils im Tandem mit erfahrenen Kräften arbeiten.

„Im Moment fahren wir die Kapazitäten im OP-Bereich runter, um Luft zu schaffen“, sagt auch Daniel Hajduk, Sprecher der Elbekliniken in Stade und Buxtehude. Dort bereitet man sich auf eine zunehmende Zahl an Covid-Patienten in den kommenden Wochen vor. Anfang dieser Woche war das bisherige Hoch von sechs Intensivpatienten erreicht worden.

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Derzeit stehen in den Elbekliniken 28 Intensivbetten zur Verfügung. Bei Bedarf könnten es auch einige mehr sein, die Zahl wird jeweils an die aktuelle Lage angepasst. „Die sogenannten stillen Betten werden nur bei Bedarf genutzt“, sagt Hajduk. Denn für alle verfügbaren Betten müsse auch das entsprechende Personal vorgehalten werden.

Die bundesweite Entwicklung, dass zunehmend jüngere Menschen mit einer Corona-Infektion behandelt werden müssten, ist auch in der Region zu beobachten. Zwar betreffe dies noch nicht die Intensivstationen, sagt der Elbekliniken-Sprecher. „Aber auf den Normalstationen beobachten wir diese Entwicklung.“

Im Landkreis Stade gelten ab 17. April verschärfte Corona-Regeln

Im Landkreis Stade gelten unterdessen seit diesem Sonnabend wieder verschärfte Corona-Beschränkungen. Grund war zunächst ein Cluster bei vier Betrieben in und bei Buxtehude, die offensichtlich alle im Zusammenhang mit einer Personalvermittlung standen. Die 7-Tage-Inzidenz lag daher mehrere Tage über dem kritischen Wert von 100 Neuinfektionen auf 100.000 Einwohner.

Da weitere Infektionen hinzukamen, zog Landrat Michael Roesberg schließlich die „Notbremse“. Bei dieser Entscheidung habe man auch die „hohe Auslastung“ mit Covid-19-Patienten in den Elbekliniken berücksichtigt, so Roesberg. Viele dieser neuen positiven Fälle seien Folge von privaten Treffen während der Osterfeiertage gewesen.

Vorerst aber keine Ausgangssperren vorgesehen

Anders als bei der bundesweiten Lockdown-Regelung bisher geplant, wird es im Landkreis Stade zunächst keine Ausgangssperren geben. Allerdings ist im Einzelhandel mit Ausnahme von Drogerien und dem Lebensmittelhandel das Termin-Shopping („click&meet“) wieder untersagt. Möglich ist nur noch eine Vorbestellung von Waren und eine Abholung an der Ladentür („click & collect“).

Grund und Förderschulen gehen in den Wechselunterricht, weiterführende Schulen in den Distanzunterricht. In den Kitas gilt ab Montag eine Notbetreuung. Bei privaten Treffen darf sich nur noch ein Hausstand mit einer Person treffen, bisher waren es fünf. Kinder unter sechs Jahren werden nicht mitgezählt.

Nach einem bestätigten Coronafall an der Grundschule Moisburg im Landkreis Harburg wurden elf Menschen unter Quarantäne gestellt. Die Schule mit sechs Klassen wurde vorerst geschlossen, da der Unterricht mit dem verbliebenen Personal nicht aufrecht erhalten werden kann.