Hamburg. Der Shetty-Wallach vom Ponyhof Meyers Park ist der Liebling aller. Nun ist er krank. Verein hofft auf Spenden für nötige Operation.

Nils ist der Kleinste im Ponyhof Meyers Park. Aber für die Kinder und Jugendlichen ist der Shetty-Wallach mit einer Rückenhöhe von 92 Zentimetern dennoch der Allergrößte. Weil er immer gute Laune hat, sanftmütig ist, geduldig und total verschmust. Nils mag die Kinder. Und die Kinder mögen ihn. „Viele kommen zu uns, nur um mit dem kleinen Nils eine Ponyrunde zu gehen“, sagt Katja Stoffregen. „Nils tut allen gut.“

Doch jetzt ist das Lieblingspony der Meyers-Park-Besucher krank. So krank, dass eine Operation unumgänglich ist. Nils muss in eine Tierklinik. Er hat einen kaputten Backenzahn. Und die Entzündung sitzt so tief verwurzelt, dass ein Ziehen des Zahns nur unter Vollnarkose möglich sein wird.

Tierklinik schätzt die Kosten auf bis zu 5000 Euro

Katja Stoffregen und Heike Kühne, Vorsitzende des Vereins Ponyhof Meyer Park in Harburg, sind in großer Sorge. „Unser kleiner Nils ist sehr angeschlagen“, sagt Katja Stoffregen. „Der Zahn, beziehungsweise die Wurzel, ist entzündet und derart gesplittert, dass Nils in die Klinik muss. Der Nebenzahn ist voraussichtlich ebenfalls betroffen und wird dann gleich mit entfernt werden müssen. Dadurch entsteht eine große Zahnlücke, die anschließend versorgt werden muss.“

Katja Stoffregen hat in der Tierklinik Wahlstedt angefragt. Die Kosten für eine OP liegen zwischen 1500 und 5000 Euro, je nach dem, wie groß der Eingriff tatsächlich sein wird. Damit übersteigen sie den materiellen Wert des Ponys. „Aber der ideelle Wert des kleinen Nils ist unbezahlbar“, sagt Katja Stoffregen. „Nils ist ein absolutes Herzenspony. Die Kinder lieben ihn wie verrückt. Er ist einfach großartig und sehr liebenswert.“

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Für Katja Stoffregen und Heike Kühne ist eine Rettung von Nils eine Herzensangelegenheit. Doch aus eigener Kasse können sie die Operation nicht bezahlen. Denn die finanziellen Mittel, die dem Verein zur Verfügung stehen, sind knapp. Zum einen, weil die Mitgliederzahlen aufgrund der Corona-bedingten Schließung in den vergangenen Monaten zurückgegangen sind und damit Einnahmen fehlen. Zum anderen, weil die Mitgliederbeiträge von vorneherein niedrig angesetzt sind, damit auch diejenigen Kinder und Jugendlichen dabei sein können, deren Eltern auf Sozialleistungen angewiesen sind. Jede größere Ausgabe auf dem Ponyhof muss daher sorgfältig geplant und abgewogen werden. Ohne Spenden geht es nicht. Und auch nicht ohne die vielen Ehrenamtlichen, die sich für die Einrichtung engagieren.

So wie auch Katja Stoffregen und Heike Kühne, die neben ihrer Berufstätigkeit täglich auf dem Ponyhof ehrenamtlich im Einsatz sind, den Hof in Ordnung halten und die Pferde versorgen. Sie tun das, weil sie den Kindern und Jugendlichen auch aus den sozial schwächeren Stadtteilen in der Umgebung etwas geben wollen, was vielen von ihnen fehlt: einen Ort, an dem sich alle Kinder, egal ob arm oder reich, ob mit oder ohne Handicap, ob ängstlich oder mutig, mit oder ohne Migrationshintergrund wohl und zuhause fühlen. Einen Hof, auf dem jeder lernen kann, mit einem lebendigen Wesen, das oft stärker ist als sie selbst, umzugehen. „Die Kinder sollen hier natürlich Reiten lernen“, sagt Heike Kühne. „Aber auch, was Gemeinschaft bedeutet und das vieles nur mit vereinten Kräften erreicht werden kann.“

Aufgrund von Corona muss Reitbetrieb schon wieder drin

Die Idee funktioniert. Vor dem Corona-Lockdown waren täglich dutzende Kinder, Jugendliche und Erwachsene auf dem Hof zugange. Es wurde gemeinsam geplant und gebaut. Es wurden die Tiere versorgt und es wurde geritten. Es gab Kindergeburtstage und jede Menge guter gemeinsam verbrachter Zeit. „Auf all das mussten wir in den vergangenen Monaten aufgrund der hohen Infektionszahlen verzichten“, sagt Katja Stoffregen. „Am vergangenen Sonnabend durften wir dann erstmals wieder öffnen. Und das auch nur unter strengen Hygienevorschriften. Am Montag hatten wir zum ersten Mal seit Monaten endlich mal wieder ein paar Reitschüler auf dem Hof.“ Doch damit ist jetzt schon wieder Schluss. Aufgrund der erneut hohen Inzidenzwerte in Hamburg, muss der Ponyhof erneut seine Pforten schließen.

Die täglichen Aufgaben auf dem Gelände bleiben seit Beginn des Lockdowns an den beiden Vorsitzenden hängen. 19 Ponys müssen bewegt werden, Ställe ausgemistet, Koppeln abgeäppelt und Heuraufen aufgefüllt werden. Oft sind die berufstätigen Frauen nach Feierabend bis spät in die Abendstunden im Einsatz. Inzwischen hilft auch Heikes Tochter Jasmin auf dem Hof mit. Sie war es auch, die den kaputten Zahn beim kleinen Nils entdeckt hat. „Er hatte Mundgeruch und fraß nicht richtig. Das hat uns Sorgen gemacht. Also haben wir unsere Tierärztin gerufen“, sagt Heike Kühne. „Sie hat versucht, den kaputten Zahn vor Ort rauszuziehen. Doch dieser war bereits so sehr gesplittert, dass dies nicht möglich war. Also haben wir bei der Tierklinik angerufen. Und dann haben wir überlegt, wie wir die Operation bezahlen sollen.“

Spender halfen auch, als Randalierer Hof verwüsteten

Heike Kühne und Katja Stoffregen hoffen, dass sich ausreichend Spender finden, die mithelfen wollen, den kleinen Nils zu retten. „Wir haben in den vergangenen Jahren immer wieder tolle Unterstützung erhalten, sowohl von Unternehmen wie von Privatpersonen“, sagt Heike Kühne. So konnte zum Beispiel in den vergangenen Monaten ein offener Unterstand für Kindergeburtstage gebaut werden. Das Holz spendete eine Bank. Auch im vergangenen Sommer halfen großzügige Spenden, unter anderem vom Harburger Lions Club, einen durch Vandalismus entstandenen Schaden in kurzer Zeit zu richten. Damals hatten unbekannte Täter die Stallgebäude mit Hakenkreuzen beschmiert. Sie hatten Werkzeuge gestohlen und Zucker in den Tank des Ponyhof-Radladers geschüttet. Die Kosten gingen in die Tausende.

„Die Hilfsbereitschaft war damals enorm“, sagt Heike Kühne, die gemeinsam mit ihrer Mitstreiterin Katja Stoffregen in diesem Somer das zehnjährige Bestehen des Ponyhofes Meyers Park feiern wird. Die beiden hoffen, dass auch der kleine Nils dann dabei sein kann. Und dass die Corona-Zahlen bis dahin so weit heruntergehen, dass ein ganz normaler Ponyhofbetrieb wieder möglich sein wird. „Es ist für alle eine verdammt harte Zeit“, sagen sie. „Aber wir sind ein super Team – und schaffen das. Irgendwie.“