Sprötze . Betreiber des Marktes setzen auf hochmoderne Technik. Sie beziehen am Mittwoch ein Gebäude mit hohem ökologischen Standard.

Wer zum Chef möchte, muss sich an Hubwagen und Gitterboxen, Kartons und Paletten vorbeischlängeln. Von der Decke hängen noch einige Kabel herab, ein schriller Alarmton setzt der Geräuschkulisse aus Akkuschraubern und Kartonzerreißen die Krone auf. Nur noch wenige Tage sind es bis zur Eröffnung des neuen Edeka-Marktes in Sprötze. Die Inhaber, Ulf und Ingo Schreiber, eilen zwischen den Regalen hindurch, geben Anweisungen an Lieferanten und Mitarbeiter, die die Ware einräumen. Sie betreiben das Geschäft in dritter Generation.

Wenn der Supermarkt am Mittwoch dieser Woche öffnet, bekommt das Einkaufen in Sprötze eine neuen Dimension. Das ist keineswegs übertrieben – nicht nur, dass der neue Laden satte 2000 Quadratmeter groß ist, sondern er hält auch etliche Innovationen bereit, die gar nicht alle auf den ersten Blick zu sehen sind.

Trotz Innovationen soll es familiär bleiben bei Edeka

„Manche Kunden sorgen sich schon, ob denn alles noch so familiär sein wird, wie sie es gewohnt sind“, erzählt Ulf Schreiber. Dass es familiär bleibt, davon ist er überzeugt. „Das haben wir bisher jedes Mal geschafft.“ Dazu tragen die Sprötzer auch selbst bei: Für den Umzug haben einige zugesagt, Mitarbeiter und Helfer mit Kuchen zu versorgen, Schreibers Nachbar, der Landwirt Christoph Ohm, wird mit dem Trecker Waren aus dem alten in den neuen Markt transportieren. „Den Umzug machen wir über Nacht. Wir wollen unseren Kunden keine Schließung zumuten“, sagt Schreiber.

Die letzte Erweiterung ist schon 17 Jahre her, auch wenn es für viele gefühlt erst „neulich“ war. Am alten Standort war eine Expansion nicht mehr möglich, der neue Standort liegt nun ein paar Hundert Meter weiter in Richtung Buchholz, an einer Anhöhe. Einen großen Anteil an der mehr als einjährigen Bauphase hatten die Erdarbeiten, denn ein Teil des neuen Gebäudes liegt im Hang. Dadurch wirkt der Markt von außen kleiner als von innen. Grund für die Erweiterung ist unter anderem, dass Schreiber in seiner Getränkeabteilung uneingeschränkt Mehrwegflaschen bereithalten möchte. „Viele Lebensmittelketten gehen inzwischen dazu über, nur noch Einwegflaschen zu verkaufen, die bei der Rückgabe geschreddert werden. So etwas wollen wir nicht“, betont Ulf Schreiber.

Wärme der Kühlanlagen wird zum Heizen genutzt

Nachhaltigkeit ist ein wichtiges Thema bei der Konzeption des Neubaus gewesen. Eine Photovoltaik-Anlage auf dem Dach, Heizung durch Wärmerückgewinnung aus den Kühlanlagen, ein begrüntes Dach, sodass das Regenwasser auf dem eigenen Grundstück versickert, eine Streuobstwiese und Wildblumen als Einfassung der 200 Parkplätze, Vollverklinkerung statt Dämmmaterial, das irgendwann einmal Sondermüll sein wird. „Das waren alles Vorgaben aus dem Raumordnungsprogramm“, sagt Schreiber. Bei der Innengestaltung des Marktes hatte er freie Hand – auch von der Edeka-Zentrale habe es keine Vorgaben gegeben, aber dafür jede Menge Anregungen zur Anordnung der Regale und Waren. Andere Ideen stammen aus Österreich, wo besonders viel Wert auf die Warenpräsentation gelegt wird. So weisen keine Schrifttafeln auf die Sortimente hin, sondern Großaufnahmen der jeweiligen Artikel.

Unterschiedliche Deckenbeleuchtungen – auch Tageslicht – lockern die Abteilungen auf. Essig und Öl finden die Kunden in halbrunden Regalen. Holzelemente lassen die Regale zudem wie eine gemütliche Einrichtung wirken. Das Herzstück wird der Frischebereich, insgesamt ist der Tresen mit Fisch, Fleisch, Wurst und Käse rund 50 Meter lang. Bis zu 16 Mitarbeiter werden hier eingesetzt, also etwa jeder fünfte der mehr als 80 Angestellten. Jeder Warenbereich ist durch unterschiedliche Gestaltung abgegrenzt, sodass Markstand-Charakter entsteht. Im Hintergrund gibt es über Bildschirme Informationen zur Ware. Auch die Waagen haben Displays. Sie können nach Eingabe der Artikelnummer die jeweiligen Inhaltsstoffe anzeigen.

Sprötzes erster Dönerladen zieht mit in den Neubau ein

Der Markt bekommt zehn Kassen, sechs im zentralen Bereich, je zwei bei der Lottoannahme und bei den Getränken. Neu ist das automatisierte Bezahlen: Die Kunden geben Scheine und Münzen ein und erhalten das Wechselgeld automatisch. Fehler sind so praktisch ausgeschlossen. Zudem ist das Geld besonders sicher. Wer das Geschäft verlässt, bewegt sich in einer verkehrsberuhigten Zone, es gilt rechts vor links.

Von Abschottung halten die Schreibers nichts: Die anderen Läden, die mit einziehen, sind nicht voneinander abgetrennt. Die Sortimente ergänzen sich, auch jenes von Eickhoffs Hofladen. „Ich sehe das nicht als Konkurrenz. Im Gegenteil, ich bin froh über jeden Laden, der hier im Ort bleibt“, sagt Ulf Schreiber. Bäcker, Bank und Blumenladen ziehen ebenfalls ein, und auch Sprötzes erster Dönerladen.

Noch nicht geklärt ist, wie es mit dem alten Edeka-Schreiber-Grundstück weitergeht. Fest steht nur, dass der Markt zurückgebaut wird und Wohnungen entstehen sollen. Ob Familie Schreiber dies selbst in Angriff nimmt oder das Grundstück verkauft, steht noch nicht fest. „Wir hatten schlicht noch keine Zeit, uns darüber Gedanken zu machen“, sagt Ulf Schreiber.