Landkreis Harburg. Landkreis, Gemeinden und Forstwirtschaft brauchen noch Wochen, um alle Verwüstungen durch das schwere Unwetter zu beseitigen.

Das Sturmtief mit Starkregen und Hagel am vergangenen Donnerstag ist bei den Bauhöfen der Städte und Gemeinden, beim Landkreis und bei den privaten Forstbesitzern noch lange nicht abgehakt. Mindestens noch diese Woche, teilweise auch noch bis in den Juli hinein, werden die Aufräumarbeiten dauern. Das geht aus einer Umfrage des Abendblatts im Landkreis Harburg hervor.

„Bis alle Arbeiten abgeschlossen sind, kann es noch zwei bis zweieinhalb Wochen dauern“, sagt Jochen Brück, der Leiter der Betriebsgemeinschaft Straßendienst (BGS) mit Sitz in Hittfeld. In Kooperation mit dem Land ist der Dienst für 670 Kilometer Kreis- und Landesstraßen zuständig. Um alles aufzuräumen, hat Brück die Hälfte seiner Crew von 50 Mitarbeitern abgestellt. Hauptaufgabe: Abgerissene Äste und Bäume vor allem von Fahrradwegen beseitigen. Denn die Feuerwehren hatten zunächst nur Zeit, die Straßen freizuschneiden.

Immense Schäden durch den Sturm

„Wir hatten Eichen mit Stämmen mit 70 bis 80 Zentimeter Durchmesser, die umgefallen sind“, sagt Brück. „Da haben immense Kräfte gewirkt.“ Die setzt die BGS jetzt ebenfalls ein. So wurde ein Großhäckselgerät mit Kran ausgeliehen, das selbst mit solchen Bäumen fertig wird. „Grob geschätzt haben wir Aufträge für 30.000 bis 40.000 Euro an Straßenbaufirmen vergeben“, so der BGS-Chef. Vor allem, wenn umfallende Bäume mit ihren unter die Straße reichenden Wurzeln gleich noch die Fahrbahn mit aufgerissen hatten.

Von einem „immensen Schaden“ spricht auch Kreisjägermeister Norbert Leben, der geschäftsführender Vorsitzender der forstwirtschaftlichen Vereinigung Nordheide-Harburg. Er schätzt, dass bis zu 3000 Festmeter Holz nun am Boden liegen. Das entspricht rund 60 Lkw-Ladungen.

„Wir werden noch einige Tage auf den Gehöften zu tun haben. In der nächsten Woche geht die Arbeit dann im Wald weiter“, sagt Leben. Für die neun Mitarbeiter der Vereinigung, die derzeit nicht im Urlaub sind, gilt für die nächsten acht bis zehn Tage eine Urlaubssperre.

In Winsen stürzten bei dem Sturm 80 Bäume um

In Winsen hatte der stellvertretende Bauhofsleiter Jörg Micsek am Dienstag einen Termin bei Bauamtsleiter Andreas Mayer. Thema: Aufräumarbeiten. 80 Bäume schätzt Miczek seien im Stadtgebiet und auf Wirtschaftswegen umgeweht worden. 30 von ihnen müssen noch weg. „Am Nachmittag haben wir vier Eichen gefällt, gesunde Bäume, die der Sturm entwurzelt hat“, sagt Micsek. Kreuz und quer seien die Stämme übereinandergefallen. „Ich bin jetzt 25 Jahre bei der Stadt. So etwas habe ich noch nie erlebt.“ Nun hofft der gelernte Kfz-Mechaniker, dass die Arbeiten bis auf das Schreddern in dieser Woche enden können. Für die Aufgaben setzt er 15 der verfügbaren 18 Mitarbeiter des Bauhofs ein.

In Seevetal waren besonders Maschen und Fleestedt betroffen. Dort fielen große Äste herab, in Hittfeld stürzten Bäume auf zwei Privathäuser. Nachdem die Feuerwehr auch hier zunächst die Straßen freigeräumt hatte, sind jetzt die weniger akuten Aufräumarbeiten in vollem Gange: „Wir haben noch ein ganze Menge zu tun. Es wird noch ein bis zwei Wochen dauern, bis alles beseitigt ist“, sagt Pia Utermöhlen. Für eine Bilanz, so die Leiterin des Umweltreferats, sei es noch zu früh: „Es gehen immer noch Schadensmeldungen ein.“ Nach ersten Schätzungen sind in Seevetal 100 bis 150 Bäume umgefallen.

Viele im Landkreis hoffen auf die Rückkehr des Alltags

Im Großeinsatz sind auch die Kollegen des Baubetriebshof der Stadt Buchholz. „Die Hinweise aus unserer Melde-App konnten erst im Laufe dieser Woche abgearbeitet werden“, sagt Stadtsprecherin Birgit Diekhöner. Gemeldet wurden Straßenschäden, durch Starkregen überflutete Abwassersiele und umgestürzte Bäume. „Einer lag quer nahe des Stadtteichs über dem Nordheide-Wanderweg. “ Um entwurzelte und umgestürzte Bäume zu beseitigen, wurde am Dienstag die Kreisstraße 28 zwischen Seppensen und Holm zwischen sieben und zwölf Uhr zeitweilig voll gesperrt.

Die Gemeinde Neu Wulmstorf blieb von außergewöhnlichen Schäden verschont. Der letzte der 30 umgefallenen Bäume wurde am Dienstag zersägt und abtransportiert. Die Mitarbeiter des Baubetriebshofes sind nun dabei, die Baumkronen zu kontrollieren. Im Landkreis hoffen derzeit also viele, dass für sie bald wieder der Alltag einkehrt. Winsens-Vizebaufhof-Chef Micsek ist da ein wenig skeptisch: „Für Donnerstag wurde wieder Starkregen angesagt.“