St. Peter-Ording. Das Restaurant in St. Peter-Ording steht manchmal in der Nordsee – und muss jedes Jahr mit einem 36-Tonnen-Kran gerettet werden.

Kaum öffnen sich die Restauranttüren des Pfahlbaus um 13 Uhr, geht es auch schon direkt los: Die ersten Gäste konnten es wohl kaum erwarten, wieder im Salt&Silver in St. Peter-Ording zu essen. Nach fünfeinhalb Monaten Pause und der ersten Saison an der Nordsee startete das Salt&Silver-Team am Freitagmittag wieder durch. Acht Monate Arbeit am Meer stehen nun an.

Faye Marschall empfängt die ersten Gäste gemeinsam mit ihren Kollegen. Einen heißen Ingwer-Tee serviert sie und einen Milchkaffee, am anderen Tisch gibt es gratinierte Austern und Crémant. Für die Restaurantleiterin ist dieser erste Tag trotz zehn Jahren Gastronomieerfahrung immer wieder aufregend.

„Da reichen auch schon zwei Wochen Urlaub, um wieder reinkommen zu müssen“, sagt sie. Jetzt waren es fünf Monate, in denen sie sich von einer anstrengenden ersten Saison mit Reisen nach Portugal und viel Ruhe in ihrer Heimat Wiesbaden bei der Familie erholt hat. Und man merkt ihr an, wie sehr sie sich auf die Wiedereröffnung freut.

St. Peter-Ording: Legendärer Pfahlbau ist nicht winterfest und muss leergeräumt werden

Anders als andere Restaurants, musste das Salt&Silver fast ganz leer geräumt werden, weil der legendäre Pfahlbau im Ortsteil Böhl nicht winterfest ist. Während der Sturmflutsaison musste das Restaurant daher von Mitte Oktober bis jetzt pausieren. In den vergangenen 15 Tagen waren 15 Mitarbeiter damit beschäftigt, die halbe Küche mit etlichen Küchengeräten samt Elektrik, 200 Kilo schwerer Spülmaschine wieder in den acht Meter hohen Bau über dem Meeresboden zu schleppen.

„Die vergangenen Tage waren hart“, sagt Johannes „Jo“ Riffelmacher. „Plötzlich funktionierte das Kassensystem nicht mehr, wir mussten auch viel reparieren.“ Er betreibt zusammen mit Thomas „Cozy“ Kosikowski das Salt&Silver nun in der zweiten Saison.

Salt&Silver – in dem Pfahlbau war früher die bekannte Seekiste von Familie Haupt

Salt&Silver in St. Peter-Ording an der Nordsee: Teambesprechung, bevor es am Freitag wieder in die neue Saison ging.
Salt&Silver in St. Peter-Ording an der Nordsee: Teambesprechung, bevor es am Freitag wieder in die neue Saison ging. © Dana Bigger | Dana Bigger

Sie hatten die frühere Seekiste der Familie Haupt nach 44 Jahren im vergangenen April übernommen. Ihre Küche: „Norddeutsch mit Bumms“, sagt Cozy. Beide führen außerdem in Hamburg zwei Salt&Silver-Restaurants in der ehemaligen Amphore und nebenan im früheren Schauermann an der St. Pauli-Hafenstraße.

Während des Winters war ein großer Teil des Inventars ins Winterlager in der Nähe gebracht worden. Und das ist sehr aufwendig: „Unser Imbiss musste mit einem 36-Tonnen-Kran weggehoben werden“, sagt Cozy“. Aus gutem Grund ging das Inventar ins Winterlager: „Wir sind hier nicht auf dem Land, sondern im Meer.“

Restaurant Salt&Silver im Meer: Manchmal steht das Wasser 30 Zentimeter tief

„Manchmal standen wir mittendrin im Meer, eine Springflut ist auch im Sommer möglich.“ Dann ist das Restaurant schon mal von der Nordsee umgeben, und das Wasser steht 30 Zentimeter tief. „Ideal für die Kinder, um darin im Sommer zu planschen“, sagt Cozy.

Das Restaurant Salt&Silver in St. Peter-Böhl an der Nordsee.
Das Restaurant Salt&Silver in St. Peter-Böhl an der Nordsee. © Salt & Silver / Marvin Tomé | Salt & Silver / Marvin Tomé

Ein Priel führt direkt am Salt&Silver lang – wasserscheu darf man hier nicht sein. „Das Gebäude war die ganze Saison über erreichbar, und wenn der Steg überspült war, musste man eben zwei Stunden warten.“

Die Gäste, viele Touristen, Tagesgäste aus Hamburg und auch Einheimische kennen das. Und doch: „Manche Leute hatten auch ein wenig Angst“, so Cozy. Ein Restaurant im Meer stellt auch die Chefs vor besondere Herausforderungen: Zehnmal zwischen April und Mitte Oktober waren Lieferanten mit ihren Fahrzeugen stecken geblieben und musten mit Traktoren wieder herausgezogen werden. Das ist in St. Peter-Ording normal. Keine große Sache.

St. Peter-Ording: Renner im Salt&Silver sind Fische aller Art

Dass am ersten Tag der Wiederöffnung gleich Gäste parat stehen, hätte Jo Riffelmacher nicht gedacht. „Ich bin überrascht, dass es sofort wieder losgeht bei dem Mistwetter“, sagt er. Draußen sind es neun Grad, der Himmel ist grau. Jo muss zurück in die Küche, Küchenchef Simon Lindow helfen. „Die Leute bestellen die Karte rauf und runter.“

Die Renner in der vergangenen Saison waren Fische aller Art und Ceviche, die Spezialität des Salt&Silver genau wie die Mezze (kleine Vorspeisen). Genauso gut wie das vergangene Jahre zu Ende gegangen ist, scheint die neue Saison anzulaufen.

Salt&Silver: Zwischen April und Oktober kamen 100.000 Gäste

Ihr Konzept kommt gut an. Die Bilanz nach einer Saison an der Nordsee: Bis zu 100.000 Gäste kamen zwischen April bis Oktober in den Pfahlbau. Zum Vergleich: In den beiden Hamburger Restaurants sind es um die 50.000 Gäste im Jahr.

Leben und arbeiten am Meer – das ist nicht Sonne, Sand und Strand: Im Sommer sind sieben Arbeitstage für Jo und Cozy normal. Und doch ist das Leben am Meer trotz der vielen Arbeit besonders. „Ich kann einfach zwei Stunden am Strand spazieren gehen oder wellenreiten“, sagt Jo. In der Winterpause war er mit seiner Familie in Mexiko. In sieben Monaten dann vielleicht wieder.