Herzogtum Lauenburg. In seinem neuen Buch verrät Franz Lerchenmüller in einem großen ABC Anekdoten und Fakten aus dem Osten Schleswig-Holsteins.
Warum heißt die Gegend Herzogtum Lauenburg? Was hat es mit dem Stadtnarren von Mölln auf sich, und was brüllt der Rufer in Lauenburg über die Elbe? Auf diese Fragen gibt der Lübecker Autor Franz Lerchenmüller in seinem Buch „Fast alles über das Herzogtum Lauenburg“ Antworten. Darüber hinaus erklärt er die Region von A bis na ja W immerhin, von Agroforst bis Wood Institute etwa. Lerchenmüller verspricht: „Die Lauenburger zwischen Ratzeburg und Elbe erfahren hier jede Menge Neues über ihre Heimat.“
Neues Buch gibt Einblicke in Lauenburgs schöne und interessante Ecken
A wie Agroforst also: Agroforst ist der Versuch, Ackerbau und Forstwirtschaft auf einem Gelände zu vereinen. Bedeutet: zwischen den Ackerflächen stehen Laubbäume. Also Lebensraum für Insekten und Vögel in den Baumkronen, Schatten für die Ackerflächen senken den Wasserverbrauch, Vielfalt statt Monokultur. Im Gut Zecher probieren sie diese Art des Wirtschaftens seit 2003.
B wie Bismarck: Im beschaulichen Friedrichsruh im Sachsenwald wird dem alten Bismarck ganz schön die Ehre erwiesen – mit dem Bismarck-Museum im Alten Landhaus. Im Alten Bahnhof führt die Ausstellung „Otto von Bismarck und seine Zeit“ durch das Leben des Politikers und durch deutsche Geschichte. Das Restaurant Forsthaus Friedrichsruh führt Gregor von Bismarck, der Ururgroßengel von Otto. Und Elisabeth von Bismarck hat den Schmetterlingsgarten 1985 gegründet.
Insgesamt 126 Gemeinden gibt es im Kreis Herzogtum Lauenburg
D wie Dörfer: Fast die Hälfte der 200.000 Lauenburger lebt auf dem Land, die andere in den fünf Kleinstädten. 126 Gemeinden weist der Kreis auf. Da gibt es Krummesse, das teils zu Lübeck gehört, teils zu Lauenburg. Bälau, Hohenhorn, Salem, Duvensee, Witzeeze und Behlendorf waren schon mal Landessieger im Wettbewerb Schönes Dorf.
E wie Elbe-Lübeck-Kanal: 1896 begann man mit den Arbeiten, bis zu 3000 Männer waren im Einsatz. Am 16. Juni 1900 eröffnete Kaiser Wilhelm I. den 61 Kilometer langen Kanal. In acht Stunden konnten Frachter die Stecke von Lauenburg bis Lübeck schaffen. 1965 in seinen besten Jahren befuhren 20.000 Frachtschiffe den Kanal. 2021 waren es nur noch 1635.
Auffällig sind die vielen Feldsteinkirchen im Herzogtum
Feldsteinkirchen: Die Kirchen von Gudow, Sterley und Mustin sind, so schreibt es Lerchenmüller, so etwas wie ein Blick fast 1000 Jahre zurück. So wurde gebaut, als Heinrich der Löwe im 12. Jahrhundert die slawischen Polaben unterwarf und das Christentum einführte. Gedrungen, stabil, mit dicken Mauern und kleinen Fenstern und aus Stein. Denn Feldsteine gab es genug. Die Untertanen mussten die Steine von den Feldern sammeln und zu den Kirchenbauhütten bringen.
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Geschichte: Nach den Germanen kamen die Slawen, die Polaben und die Sachsen. Es gab kriegerische Auseinandersetzungen, Aufstände zwischen Slawen und Sachsen. Heinrich der Löw brach den Widerstand, baute Kirchen, holte Siedler aus Westfalen. Die Polaben verschwanden als eigenes Volk. Heinrich verlor seine Macht, starb 1689 und das Gebiet gehörte zum Kurfürstentum Hannover, 1856 ging es über in die preußische Provinz Schleswig-Holstein. Ministerpräsident Otto von Bismarck wurde zusätzlich noch Minister für Lauenburg. Der alte Adel wollte seine Privilegien nicht einfach aufgeben, und erst 1876 übernahmen ein Kreisausschuss und ein Landrat anstelle der Landadeligen die politische Verantwortung. Den Namen Herzogtum aber durfte das Herzogtum behalten.
Mehr als 500 Kranichpaare brüten jedes Jahr im Herzogtum Lauenburg
Herzöge: Herzöge waren ursprünglich germanische Heerführer, Feldherren also. Herzog konnte aber auch werden, wer für den König erfolgreich in den Krieg zog. Zum Dank erhielt er Ländereien, eben ein Herzogtum.
Kraniche: Das Herzogtum Lauenburg ist Kranichland. Mehr als 500 Paare brüten dort in den Feuchtgebieten und Moore. Auf ihrem Weg in den warmen Süden rasten im Herbst Zehntausende Kraniche aus Skandinavien, aus dem Baltikum und Weißrussland im Lauenburgischen. Man findet sie am Schaalsee, am Oldenburger See.
Stadtseelsorger Sven Kolb gilt als neuer Till Eulenspiegel in Mölln
Lauenburg – der Rufer: Bürgermeister Richard Reuter ließ eine Skultpur für die Stadt bauen. 1959 wurde der Rufer aufgestellt, Lauenburgs Wahrzeichen. Der Rufer soll ein Schiffer sein, der etwas zu einem vorbeifahrenden Elbschiff hinüber ruft.
Mölln, der Stadtnarr: Sven Kolb ist sei 2017 der offizielle Till Eulenspiegel von Mölln. Till 2.0 ist laut Lerchenmüller eher eine Art Stadtseelsorger als ein unbequemer Rumtreiber. Kolb also Eulenspiegel begrüßt Gäste, zieht mit Schulklassen seine Späße ab und hat Auftritte auf Geburtstagen.
Auf dem Campingplatz am Salemer See stehen Tiny Houses zum Übernachten
Tiny Houses: Die ersten Minihäuser, in denen man im Herzogtum Lauenburg übernachten kann, stehen auf dem Naturcampingplatz am Salemer See. Sie sind 22 Quadratmeter groß und bieten Platz für bis zu vier Personen. In Hollenbek soll mit Lilleby ein kleines Tiny-House-Dörfchen entstehen für Dauerbewohner.
Woods Art Institute: Am Wentorfer Golfplatz hat moderne Kunst ein Zuhause gefunden. In einem Park verteilen sich mehrere Häuser mit Ateliers, einer Malschule, einem Café, einer Galerie. Der Hamburger Kunstsammler Rik Reinking hat die Anlage 2017 gekauft. Werke von 200 Künstlern und Künstlerinnen sind hier ausgestellt – Banksy, Damien Hirst, Jonathan Meese und andere.
Alle Tipps und Anekdoten aus dem Lauenburgischen in „Fast alles über das Herzogtum Lauenburg“, von Franz Lerchenmüller, Verlag Vitolibro, 12,90 Euro.