Travemünde. Peter Preuß vermietet und verkauft Hausboote. Was den Urlaub im schwimmenden Zuhause so besonders macht.

Zehn Minuten dauert es. „Dann ist man total entspannt“, sagt Peter Preuß. In diesen zehn Minuten gewöhnt sich der Mensch daran, dass die Ferienunterkunft schwankt und sich sanft im Rhythmus des Wassers bewegt. Peter Preuß muss es wissen. Er hat es nicht nur schon selbst ausprobiert, sondern er baut Hausboote und vermietet drei dieser Unterkünfte in Travemünde. Es ist eine ganz besondere Art des Urlaubes, die immer beliebter wird.

Der Trend, ein Boot als Rückzugsort für den Urlaub zu nutzen, ist ungebrochen. Laut Angaben des Bundesverbandes für Wassersportwirtschaft verzeichneten 2021 Hausboote innerhalb Deutschlands die am besten gebuchte Saison jemals. Besonders beliebt ist die Mecklenburgische Seenplatte für einen Hausbooturlaub, vor allem mit Häusern, die seetüchtig und abfahrbereit sind.

Hausbooturlaub: Die Nachfrage ist hoch

An der Ostsee kommt Peter Preuß der Nachfrage nach Urlaub auf dem Wasser nach. Als passionierter Wassersportler, der gern mit dem Segel- und Motorboot hinaus auf die Ostsee fährt, hat sich der Geschäftsführer von „Preuss Messe“, eines der führenden Messebauunternehmens in Norddeutschland, mit dem Bau und der Vermietung von Hausbooten ein weiteres Standbein geschaffen. Denn so weit liegen Messe- und Hausbootbau gar nicht ausein­ander.

Die Schwimmkörper seiner Hausboote lässt er sich von Profis bauen, den Rest übernehmen seine Handwerker, die auch im Messebau tätig sind. Das Besondere: „Wir haben Schwimmkörper aus doppelwandigem Kunststoff statt aus Metall. Diese sind pflege- und wartungsärmer“, so Preuß. Sportbootführerschein Klasse D ist nötig, um die Hausboote zu fahren.

Peter Preuß
Peter Preuß © www.michaelbogumil.com | www.michaelbogumil.com

Derzeit liegen Anfragen für größere Aufträge mit bis zu zehn Hausbooten vor. Kaufpreis: ab 270.000 Euro. Da noch nichts unterschrieben ist, hält sich Peter Preuß mit Details zurück. Wichtig ist: Mit dem Verkauf von Hausbooten muss immer auch ein Liegeplatz angeboten werden.

Peter Preuß führt mit dem Bau und der Vermietung von Hausbooten die Tradition seines 1846 gegründeten Unternehmens C. F. A. Preuß & Sohn fort und weitet das Angebot aus. Denn: „Meine Urgroßeltern haben in den frühen Jahren schwimmende Tanzinseln auf der Alster gebaut“, sagt der 73-Jährige. Außerdem die ersten Bühnen-Dekos des späteren Ohnsorg-Theaters.

Hausboote in Travemünde: Ferienhäuser auf dem Wasser

Zwar haben seine Ferienhausboote in Travemünde Schwimmkörper, für Fahrten sind die fest vertäuten Unterkünfte „Possibility 7, 8 und 9“ aber nicht ausgelegt. Stattdessen für einen stressfreien Familienurlaub auf dem Wasser. Zwei „Possibilitys“ liegen im Yachthafen Sonnenbrücke direkt im Travemünder Zentrum, eine dritte im Yachthafen Marina Baltica.

Die Wohnyachten sind 14 Meter lang und fünf Meter breit. Urlauber können dort auf jeweils 52 Quadratmetern Wohnfläche leben. Das Besondere ist der Blick von der nach Süden ausgerichteten Terrasse auf die Trave und die Ostsee mit den vorbeiziehenden Schiffe und Fähren Richtung Skandinavien.

„Die Gäste stehen dann teilweise nachts auf, um die Schiffe zu sehen, die in knapp 60 Metern Entfernung an ihrer schwimmenden Unterkunft vorbeifahren“, sagt Peter Preuß. Urlaub dieser Art habe einen besonderen Charme, der offensichtlich gut ankommt. „Im vergangenen Jahr waren wir zu 90 Prozent ausgebucht.“ Für die diesjährigen Sommerferien sei bereits die Hälfte der Zeit ausgebucht. Die Gäste kommen überwiegend aus Norddeutschland, aber auch Urlauber aus der Schweiz genießen solch maritimen Ferien.

Nachfrage nach Hausbooturlaub seit Jahren ungebremst hoch

Die Nachfrage ist seit Jahren ungebremst hoch. Das bestätigt auch Hausbootvermieterin Katja Wessel von meerZeiten.com. „Das liegt sicherlich auch daran, dass es eben deutlich weniger Hausboote als Ferienhäuser gibt.“ Die Hausboote seien mittlerweile mit dem Komfort von Ferienhäusern ausgestattet (Kaminofen, Geschirrspüler, Sauna).

„Das Besondere ist sicherlich der größere Erholungsfaktor durch das sehr viel schnellere Abschalten vom Alltag – was generell für jeden Bootsurlaub gilt.“ Die zweite Besonderheit sei, dass viel mehr Zeit an Bord verbracht wird als in einem klassischen Ferienhaus. „Die Gäste überlegen morgens eben nicht, ob sie an den Strand oder an den Hafen fahren und erst abends wiederkommen. Sie bleiben einfach dort, und genießen die Atmosphäre im Hafen, auf dem Wasser.“

Infos: www.haus-im-meer.de, ab 125 Euro/Nacht. www.meerzeiten.com, 50 bis 185 Euro. Auf Hausboot „Emma“ sind Hunde erlaubt.