Ahrensbök. Zwischen den Meeren lässt es sich auf Wiesen und kleinen Höfen abseits des Massentourismus wunderbar logieren – wild und mitten in der Natur.
Caruso erscheint aus menschlicher Sicht ziemlich arrogant. Wie er mit stolz geschwollener Brust herumspaziert und meint, alle Hühner hören auf sein Kommando. Tun sie auch meistens, sagt Ole Pörksen. Caruso ist einer von drei Hähnen, die mit 26 Hühnern, drei Hunden und ein paar Pferden auf dem Hof von Ole Pörksen und seiner Familie leben.
Und in der Saison können Camper diese ländliche Idylle auf dem Hof, der Küstenscheune bei Ahrensbök, hautnah erleben. Denn die Küstenscheune bietet wildes Campen an. Wild in dem Sinne, dass die Camper auf der grünen Wiese stehen dürfen und auf Annehmlichkeiten wie auf einem Campingplatz verzichten.
Camping fernab der Massen, mitten in der Natur
Aber genau dieses Einfache macht den Charme von Wild-Camping-Anbietern wie Hinterland.Camp und anderen aus. Die Online-Plattform zählte 2021 mehr als 25.000 Übernachtungen fernab der Massen und in der Natur. Outdoor-Urlauber mit Zelt, Van oder Wohnmobil finden hier derzeit mehr als 1000 buchbare Plätze in ganz Deutschland, die sich wie Wildcampen anfühlen. Alle Plätze sind in Alleinlage und online buchbar (www.hinterland.camp). Das Abendblatt stellt einige dieser kleinen, familiären Plätze im Norden vor.
Küstenscheune in Ahrensbök
Dass seine Wiesen an dem alten Bauernhaus einmal so begehrt sein würden, hätte Ole Pörksen nicht gedacht. Er wurde zu Beginn, im Mai vor einem Jahr, regelrecht von Campern überrannt. „Da bildeten sich schon Autoschlangen“, sagt er. Er hatte damals keine Ahnung vom Camping und stellte sein Buchungssystem sofort um. Denn es dürfen laut Landesverordnung nicht mehr als fünf Camper gleichzeitig auf der vier Hektar großen Fläche stehen.
Das Ganze soll ja eben keine Massenveranstaltung sein. Sollen die Schickimickis doch im nahen Scharbeutz oder ein Stück weiter am Timmendorfer Strand ihren Champagner am Strand schlürfen: Bei Ole und seiner Frau Jenny und ihren drei Kindern (12, 8 und zwei Jahre alt) geht es bodenständiger und umso liebevoller zu.
Im Campingstuhl am Feuerkorb – Campingidylle pur
Da sitzt man abends entweder vor dem eigenen Camper, meistens aber kommt man in der Remise zusammen und genießt die Gemeinschaft. Wenn Ole dann noch den Feuerkorb anmacht, ist die Campingstimmung perfekt. Im Café und Hofladen können Camper und andere Kaffee und Kuchen genießen und einkaufen. Sein Campingidyll kommt gut an: Bis Oktober ist er durchgehend gut gebucht.
Die Camper kommen von überall her, darunter Familien, Singles und viele Kurzurlauber aus Hamburg und dem Umland. Preis pro Nacht: 20 Euro, Strom kann hinzugebucht werden. Toilette und Dusche sind vor Ort. „Die genießen es hier, dem Trubel entkommen zu können“, sagt der 44-Jährige.
Die Küstenscheune als Pandemie-Projekt
Da geht es dem Campern wie ihm: Bis Corona hatte der ausgebildete Sport- und Jugendpädagoge im Bayside-Hotel in Scharbeutz gearbeitet, dort Musik gemacht und den Nachtclub geleitet. Wegen Corona war der Club zu, und für Ole Pörksen gab es nichts zu tun. Das hielt er nicht lange aus, kaufte 2020 den Hof und machte sich zunächst mit dem Hofladen selbstständig.
Als Jäger mit eigenem Revier kann er dort unter anderem seine Wildspezialitäten anbieten. Den Trubel an der Küste vermisst er kein bisschen. Ole und seine Frau überlegen, einen weiteren Hof in Dänemark nahe dem Ringköbing Fjord zu kaufen. Dort ist es auch so schön ruhig. Infos: www.kuesten-scheune.de und www.hinterland.camp/unterkuenfte/271/dein-platz-nahe-der-ostsee
Heidehof in Jesteburg
Der Heidehof liegt auf einer Waldlichtung mit Bachlauf und Teichen in der Lüneburger Heide. Musiker, Künstler und Therapeuten bieten unter anderem pferdegestütztes Coaching und Musiktherapie an. Die Camper wohnen hier mit einem Pony, einem Reitpferd, einer Colliehündin und einem Rudel Rehe, das ab und zu vorbeischaut.
Von hier kann man direkt durch den Wald in den Naturpark Lüneburger Heide wandern. Es fahren auch Pferdekutschen durch die Heide. Für Kunstinteressierte gibt es die Kunststätte Bossard fünf Minuten zu Fuß entfernt. Infos: www.heidehof.biz
Campen auf Obstbaumplantage
In Bassenfleth im Alten Land gibt es Stellplätze in unmittelbarer Nähe zum Elbstrand. Bassenfleth liegt im Obstanbaugebiet an der Niederelbe. Camper können hier mit dem Fahrrad durch die Obstplantagen die Natur genießen und den Rad- und Wanderwegen Richtung Steinkirchen und Jork folgen. Infos: www.hinterland.camp/unterkuenfte/592/idylli sche-lage-im-alten-land-am-elbstrand
Platz an schönem Teich
Auf einer rund 14.000 Quadratmeter großen Rasenfreifläche mit großem See lässt es sich hier mitten im Wald zwischen Hamburg und Lübeck campen. Mehr Freiheit geht wohl in Deutschland kaum. Hier sind Camper unter sich. Nur bei Ostwind ist die Autobahn zu hören. Haustiere sind herzlich willkommen. Praktisch für Hundehalter: Das Grundstück ist komplett eingezäunt, und Hunde dürfen hier, anders als auf gewöhnlichen Campingplätzen, frei laufen.
Aber: bitte auf die frei laufenden Hühner und Enten achten! Die tierlieben Platzbetreiber bitten darum, wer mit Tieren kommt, bei Anreise kurz Zeit nehmen für die Zusammenführung der Tiere. Möglichst autark Mobile. Bei Bedarf kann Strom & Wasser gestellt werden. Infos: www.hinterland.camp.de
An der Wümme mit Kanus
Hof Wümmetal liegt in der Wümmeniederung zwischen Hamburg und Bremen. Galloways leben hier in ganzjähriger Weidehaltung, im Sommer und im Winter im Freien direkt am Hof. Camper können sich Kanus für eine Fahrt auf der Wümme in näherer Umgebung leihen. Die Lüneburger Heide ist in 20 Autominuten zu erreichen. Das Tister Bauernmoor, rund zehn Autominuten entfernt, ist mit 570 Hektar Naturschutz und seiner Artenvielfalt, der großen Kranichpopulation einzigartig und weithin bekannt. Außerdem gibt es eine Vielzahl Freibäder und Naturbäder in der Umgebung. Infos: www.judithreinhard.de und www.hinterland.camp/unterkuenfte/221/platz-an-der-wumme-zwischen-ham burg-und-bremen
Idyllische Streuobstwiese
In der Vogelparkregion Walsrode kann man hier in der Nähe der drei Hektar großen Biostreuobstwiesen mit den 230 Obstbäume übernachten. Die Besitzer betreiben eine Hofmosterei in der Apfelscheune. Das Besondere ist die Sortenvielfalt aus rund 80 alten Apfelsorten. Die drei Stellplätze haben unterschiedliche Vorteile und liegen am alten Insektenhotel, am alten Bienenzaun oder an der Scheune, natürlich in Alleinlage. Camper können hier auf dem Apfelradweg Fahrrad fahren, im Wald spazieren gehen, den Vogelpark besuchen. Infos: www.hinterland.camp/unterkuenfte/387/aufwachen-auf-der-streuobstwiese
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Campen am Deich
Weite, Schafe auf dem Deich, meist eine frische Brise aus dem Westen: Willkommen an der Nordsee! Auf dem Freizeitprogramm stehen hier Wattwanderung, Radtouren, Schiffsfahrt nach Helgoland, Golfen oder Krabbenpulen. Kommt anscheinend gut an bei den campenden Gästen. Die äußern sich zum Beispiel so: „Der Platz ist auf dem Hof eines alten Reethauses mit Blick auf den Deich.
Supernette Gastgeber, die morgens sogar Brötchen besorgen. Die Lage ist absolut ruhig, trotzdem ist man in 30 Minuten mit dem Rad in Büsum oder in der selben Zeit mit dem Mobil in St. Peter-Ording. Sehr hundefreundlich.“ Klingt entspannend und angenehm unaufgeregt. Infos: www.hinterland.camp/unterkuenfte/202/erholung-hinter-dem-deich
Weitere ähnliche Anbieter
Auf der Plattform Campspace.com finden Reisende mehr als 2000 Übernachtungsmöglichkeiten in Europa – sei es im eigenen Zelt, im Wohnmobil, einer Jurte, Blockhütte oder in einem Baumhaus. Angeboten werden sie von Privatpersonen und kleinen Mikro-Campingplätzen. Auch Camping.Landreise bietet Campen auf Stellplätzen in der Natur unter www.camping.landreise.de/biete