Sylt. Die Pandemie hat auch negative Folgen für die Natur. Statt in Bars oder Discos zu feiern, treffen sich Menschen am Strand.

Abgebrochene Glasflaschen, die im Sand stecken, achtlos weggeworfene Plastikbecker in den Dünen und Hunderte von Zigarettenkippen, die verstreut am Strand liegen – Sylt hat ein Müllproblem.

Insbesondere die Corona-Pandemie habe das Problem verschärft, ist sich Kristina Kreiss vom Insel Sylt Tourismus-Service, kurz ISTS, sicher. "Coronabedingt gehen viele Menschen nicht mehr gern Essen, sondern holen sich etwas zum Mitnehmen für den Strand", sagt Kreiss. Hinzu käme, dass Bars und Diskotheken geschlossen seien oder nur beschränkt geöffnet hätten, es kein Kulturangebot und keine Abendveranstaltungen gebe.

Auf Sylt an der Nordsee bleibt mehr Müll zurück

"Die Menschen, ob jung oder alt, feiern trotzdem und suchen sich ihre Lücken", sagt Kreiss, die gut nachvollziehen kann, dass sich die Menschen abends am Strand treffen. "Ich verstehe aber nicht, warum man seinen eigenen Müll nicht wieder mit nach Hause nimmt."

Die Gemeinde Sylt hat laut Bürgermeister Nikolas Häckel (parteilos) die Zuständigkeit für die Strände an den Insel Sylt Tourismus-Service übergeben. Kristina Kreiss ist beim ISTS fürs Marketing zuständig und ist Nachhaltigkeitsbeauftragte. Um sich selbst ein Bild von der Vermüllung zu machen, hat Kreiss einen Tag lang eine Strandreinigerin bei ihrer Arbeit begleitet.

Der ISTS beschäftigt drei Vollzeitkräfte, die fast täglich die Strände von der Nordseeklinik bis etwa 300 Meter südlich vom Hundestrand Baakdeel vom Müll befreien. Arbeitsbeginn ist um 5 Uhr.

Empfohlener externer Inhalt
An dieser Stelle befindet sich ein externer Inhalt von Instagram, der von unserer Redaktion empfohlen wird. Er ergänzt den Artikel und kann mit einem Klick angezeigt und wieder ausgeblendet werden.
Externer Inhalt
Ich bin damit einverstanden, dass mir dieser externe Inhalt angezeigt wird. Es können dabei personenbezogene Daten an den Anbieter des Inhalts und Drittdienste übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung

Möwen zerfleddern den Müll auf Sylt und verteilen ihn

Am Rande des Hauptstrands hat sich laut Kreiss zuletzt ein Party-Hotspot etabliert. Dort sammelt sich der meiste Müll an. Und eine Erkenntnis hat Kreiss dort auch gewonnen: "Wo Strandkörbe im Kreis zusammengeschoben wurden, da verbergen sich die schlimmsten Müllsünden." Es sind leere Chipstüten, Flaschen oder Pizzakartons, die im Sand liegen.

Lesen Sie auch:

Die Möwen zerfleddern den Müll und verteilen ihn überall. "Das macht es den Strandsammlern quasi unmöglich, den kompletten Müll wieder einzusammeln und aus der Natur zu fischen."

Kippen haben fatale Folgen für Natur auf Sylt

Wie dramatisch die Vermüllung für die Umwelt ist, weiß insbesondere der Nabu. Allein die Massen an Zigarettenkippen hätten fatale Folgen für die Natur. Zum einen bestehen die meisten Zigarettenfilter aus dem Kunststoff Celuloseacetat, der in der Natur nicht abgebaut werden kann. Allerdings zerfällt er aufgrund der faserigen Struktur in kleine Teile.

Zum anderen haben laut Nabu Studien gezeigt, dass das Nikotin erhebliche Auswirkungen auf die Umwelt habe. Nur ein Zigarettenfilter töte in einem Liter Wasser die Hälfte aller Wasserflöhe und Fische, so der Naturschutzbund, der weiß, dass es nicht nur auf Sylt ein Müllproblem gibt.

Empfohlener externer Inhalt
An dieser Stelle befindet sich ein externer Inhalt von Instagram, der von unserer Redaktion empfohlen wird. Er ergänzt den Artikel und kann mit einem Klick angezeigt und wieder ausgeblendet werden.
Externer Inhalt
Ich bin damit einverstanden, dass mir dieser externe Inhalt angezeigt wird. Es können dabei personenbezogene Daten an den Anbieter des Inhalts und Drittdienste übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung

Müll nicht nur auf Sylt – auch Timmendorfer Strand klagt

Das betont auch Kristina Kreiss. So haben auch in Timmendorfer Strand Mitarbeiter des Sealife aus ihrem Bürofenster einen Strand voller Müll entdeckt und diesen kurzhand selbst beseitigt. In einem Instagram-Post heißt es, dass am Ende vier volle Müllbeutel zusammengekommen seien.

Doch wie wollen die Gemeinden das Müllproblem in den Griff bekommen? Kristina Kreiss: "Wir sind aktuell in der Diskussion über Möglichkeiten zur Ausweitung der Überwachung. Wir werden das Angebot an Mülleimern noch stärker erweitern und noch besser und plakativer informieren und sensibilisieren."

Die wichtigsten Corona-Themen im Überblick