St. Peter-Ording. Mitten in der Pandemie: Katharina Schirmbeck leitet jetzt die Fremdenverkehrszentrale. Wie es nun an der Nordsee weitergehen soll.

Es ist gerade einmal fünf Jahre her, dass Katharina Schirmbeck zum ersten Mal in St. Peter-Ording war. Damals kam sie als Touristin, hat im Bulli in Ording auf einem Campingplatz übernachtet und war einfach nur fasziniert. „Ich habe ein echtes Faible für weite Landschaften und war einfach nur begeistert, als ich diesen breiten Strand gesehen habe“, sagt die heute 39-Jährige.

 An dieses Gefühl muss sie sich erinnert haben, als Schirmbeck – bis vor Kurzem noch beim Reisekonzern Tui in Hannover tätig – von der Stellenanzeige für die neue Tourismus-Direktion in St. Peter-Ording hörte.

Schirmbeck war jedenfalls klar: „Das muss ich versuchen.“ Und das tat sie auch – und zwar mit Erfolg. Seit dem ersten März ist sie die neue Tourismus-Direktorin des Ortes und damit Chefin einer der beliebtesten Destinationen an der Nordsee mit rund 2,5 Millionen Übernachtungen pro Jahr.

Das langersehnte Ostergeschäft musste gestrichen werden

Im Moment ist von Touristenandrang allerdings wenig zu spüren. Und seit der Ministerpräsidentenkonferenz mit der Bundeskanzlerin vor Ostern ist klar: Absehbar wird sich daran vermutlich auch nicht viel ändern. Das langersehnte Ostergeschäft? Musste gestrichen werden.

Stattdessen steigende Inzidenzen auch in Schleswig-Holstein und ein Beherbergungsverbot für Touristen - egal ob in Hotels oder in Ferienwohnungen. Wie geht es jetzt weiter in der Nordseegemeinde, die vom Tourismus lebt? Schwerer hätten die Startbedingungen für Schirmbeck wohl kaum sein können.

Bisher keine Schließungen und Insolvenzen

Man könnte aber auch sagen: Es gab seit dem ersten Tag so viel zu tun, dass das Einarbeiten quasi von selbst passierte. „In diesen Tagen suchen natürlich viele Akteure aus dem Ort das Gespräch und wollen aktiv Lösungen erarbeiten. Ich habe so in kurzer Zeit mit vielen Menschen gesprochen und konnte mir schon einen ganz guten Überblick verschaffen.“

Lesen Sie auch:

Klar ist: „Bei vielen liegen die Nerven inzwischen blank, gerade jetzt, wo auch die Hoffnungen auf das Ostergeschäft enttäuscht wurden.“ Schließungen und Insolvenzen im Ort habe es nach ihrer Kenntnis bisher keine gegeben. Aber: „Mit jeder Woche, die der Lockdown länger dauert, wird es schwieriger, die Verluste aufzuholen.“

 Sommersaison ist die wichtigste Saison im Jahr

Derzeit gehe es nun in vielen Gesprächen darum, wie das Sommergeschäft trotz Corona zum Erfolg werden kann. Denn klar ist: das muss es werden. „Die Sommersaison ist die wichtigste Saison im Jahr. Die Buchungslage sieht gut aus, und wir müssen nun alles daransetzen, die optimalen Bedingungen zu schaffen und die Prozesse bestmöglich begleiten.“

Die wichtigsten Corona-Themen im Überblick

 Wichtig seien dabei verschiedene Aspekte: „Zum einen unterstützen wir die luca App und setzen uns dafür ein, dass sie so einheitlich wie möglich im Ort eingesetzt wird. Das wird in diesem Sommer ein wichtiger Baustein werden, und es wird praktikabler sein als die Zettelwirtschaft im vergangenen Jahr.“

Dithmarschen und Nordfriesland als Modellregionen im Gespräch

Die Landkreise Dithmarschen und Nordfriesland mit dem Nordseebad St. Peter-Ording gehören zu den Gegenden, die als schleswig-holsteinische Modellregionen im Gespräch sind. In denen soll es vorsichtige Lockerungen geben, möglicherweise schon in der zweiten Aprilhälfte. Eine Entscheidung der Landesregierung steht noch aus, wer unter welchen Bedingungen dabei sein wird.

Die aktuellen Corona-Fallzahlen aus ganz Norddeutschland:

  • Hamburg: 2311 neue Corona-Fälle (gesamt seit Pandemie-Beginn: 430.228), 465 Covid-19-Patienten in Krankenhäusern (davon auf Intensivstationen: 44), 2373 Todesfälle (+2). Sieben-Tage-Wert: 1435,3 (Stand: Sonntag).
  • Schleswig-Holstein: 1362 Corona-Fälle (477.682), 623 Covid-19-Patienten in Krankenhäusern (Intensiv: 39). 2263 Todesfälle (+5). Sieben-Tage-Wert: 1453,0; Hospitalisierungsinzidenz: 7,32 (Stand: Sonntag).
  • Niedersachsen: 12.208 neue Corona-Fälle (1.594.135), 168 Covid-19-Patienten auf Intensivstationen, 7952 Todesfälle (+2). Sieben-Tage-Wert: 1977,6; Hospitalisierungsinzidenz: 16,3 (Stand: Sonntag).
  • Mecklenburg-Vorpommern: 700 neue Corona-Fälle (381.843), 768 Covid-19-Patienten in Krankenhäusern (Intensiv: 76), 1957 Todesfälle (+2), Sieben-Tage-Wert: 2366,5; Hospitalisierungsinzidenz: 11,9 (Stand: Sonntag).
  • Bremen: 1107 neue Corona-Fälle (145.481), 172 Covid-19-Patienten in Krankenhäusern (Intensiv: 14), 704 Todesfälle (+0). Sieben-Tage-Wert Stadt Bremen: 1422,6; Bremerhaven: 2146,1; Hospitalisierungsinzidenz (wegen Corona) Bremen: 3,88; Bremerhaven: 7,04 (Stand: Sonntag; Bremen gibt die Inzidenzen getrennt nach beiden Städten an).

Ein wichtiger Baustein wäre hier das am 1. April eröffnete Corona-Testzentrum in der Nähe des Marktplatzes. In St. Peter geht es in diesen Tagen zudem darum, eine optimale Beschilderung bezüglich Maskenregelung und Laufrichtungen auf den Weg zu bringen. Bereits erfolgreich eingeführt wurde die digitale Besucherlenkung mit der SPO-WebApp, die anzeigt, wo viele und wo wenig Menschen unterwegs sind. „Das hat sich bewährt und ist ein großer Fortschritt.“

Blick auf die Zeit nach der Pandemie

Aber auch wenn sich in diesen Tagen nahezu alles um Corona dreht, richtet Katharina Schirmbeck ihren Blick auch schon auf die Zeit nach der Pandemie. „St. Peter-Ording ist ein sehr erfolgreicher Urlaubsort, daran möchte ich natürlich anknüpfen.“ Entwicklungspotenzial sieht sie dennoch: „Wichtig ist, dass wir zum einen daran arbeiten, dass St. Peter-Ording weiter als moderne Destination angenommen wird.“

Dabei seien verschiedene Aspekte wichtig, etwa das Thema Nachhaltigkeit: „Ziel wird es auf keinen Fall sein, die Tourismuszahlen ins Unermessliche zu steigern.“ Um zu definieren und entwickeln, wie ein nachhaltiger Tourismus in St. Peter funktionieren kann, werden die Kompetenzen künftig gebündelt. „Wir haben eine neue Stelle für einen Nachhaltigkeitsbeauftragten geschaffen, der Anfang April seine Arbeit aufgenommen hat“

Der Strand, der im Lockdown immer geöffnet hat

Weiter sei es wichtig, St. Peter-Ording auch in Sachen Digitalisierung voran zu bringen. „Da geht es zum Beispiel darum, die Möglichkeit zur Onlinebuchung einheitlich und flächendeckend umzusetzen, die digitale Gästekarte einzuführen und den Ausbau des Glasfasernetzes hierfür voranzubringen.“

Nicht zuletzt geht die neue Tourismus-Direktorin auch daran, privat in ihrer neuen Heimat anzukommen. Die bei Osnabrück geborene Schirmbeck ist in ihre neue Wohnung in St. Peter gezogen. „Ich bin sehr neugierig, hier alles zu entdecken.“

So möchte sie zum Bespiel die Halbinsel Eiderstedt erkunden, ihr altes Hobby, das Reiten, wieder aufnehmen. „Das ist natürlich etwas ganz Besonderes, dass man hier sogar am Strand entlangreiten kann.“ Und der Strand ist es auch, der in diesen düsteren Tagen die Stimmung immer wieder hebt. „Der Strand ist einzigartig und wunderschön, und zum Glück hat er ja auch im Lockdown immer geöffnet.“