Kiel. Vielerorts wurde die Maskenpflicht ausgeweitet, Gemeinden mahnen zur Vorsicht. Polizei kündigt verstärkte Präsenz an.

  • Nordsee und Ostsee: Kein grundsätzliches Urlaubsverbot in Schleswig-Holstein
  • Ferienwohnungen und Ferienhäuser dürfen zur Verfügung gestellt werden
  • Gastronomie bleibt überall geschlossen - es gibt keine Strandkörbe
  • Sylter Bürgermeister empört und in Sorge vor Urlauber-Welle zu Ostern

Das Osterwochenende wird kühl, aber sonnig. Beste Voraussetzungen also für einen Tagesausflug ans Meer, ein Wochenende im Ferienhaus (dem eigenen oder dem von Freunden oder Verwandten) oder als Dauergast eines Campingplatzes. Das ist trotz Pandemie erlaubt. Doch in vielen Gemeinden herrscht Sorge, dass die sonst so gern gesehenen Gäste das Coronavirus einschleppen könnten.

Im Kreis Ostholstein etwa wurde die Maskenpflicht für einige Orte ausgeweitet. St. Peter-Ording bittet die Gäste explizit, Masken zu tragen und Orte zu meiden, an denen es voll werden könnte. Und der Bürgermeister der Gemeinde Sylt, Nikolas Häckel, bittet sogar alle, zu Hause zu bleiben. Das hatte er der Nachrichtenagentur dpa kurz vor Ostern mitgeteilt.

Corona-Teststation am Bahnhof Westerland

Er rechne trotz des touristischen Beherbergungsverbots mit vermehrten Anreisen an den Ostertagen, so Häckel. Sein Wunsch: Wer in seine Zweitwohnung reise, solle sich regelmäßig testen lassen. „Auch Tagesgäste mögen sich bitte testen – eine Teststation haben wir unmittelbar am Bahnhof Westerland errichtet.“

Der Bürgermeister kündigte zudem an, das bestehende Beherbergungsverbot weiter zu kontrollieren. Eigentümer von Ferienimmobilien können diese aber selbst nutzen oder dort unentgeltlich Familie und Freunde wohnen lassen.

St. Peter-Ording rechnet mit Zweitwohnungsbesitzern und Dauercampern

Auch St. Peter-Ording rechnet mit dem Besuch von vielen Zweitwohnungsbesitzern und Dauercampern. Wildes Campen sei dagegen nicht erlaubt, sagt Tourismus-Direktorin Katharina Schirm­beck. „Das ist verboten und wird mit 100 Euro zuzüglich Bearbeitungsgebühr bestraft.“ Zudem weist sie auf das eingeschränkte gastronomische Angebot, die fehlenden Strandkörbe und die Maskenpflicht auf der Seebrücke hin.

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Die Küstenorte könnten ihren Gästen momentan nicht viel bieten, sagt auch Julia Prange vom Ostsee-Holstein-Tourismus e. V. „Zwar gibt es vereinzelt ein Fischbrötchen to go, allerdings wird es durch die geschlossene Gastronomie keine Wohlfühlmomente geben, wie man sie sonst zum Beispiel in einer Beach Lounge erlebt.“

Besucher werden um Rücksicht gebeten

Dennoch erwarte Geschäftsführerin Katja Lauritzen etliche Gäste. „Wir werden dem Aufkommen über Ostern mit unseren Erfahrungen des letzten Jahres begegnen können. Unsere Orte sind sensibilisiert und vorbereitet.“ Dennoch bittet sie alle Gäste, sich alternative Ausflugsangebote (etwa unter www.ostsee-schleswig-holstein.de) zu suchen, um die Küstenorte zu entlasten.

Die wichtigsten Corona-Themen im Überblick

Doris Wilmer-Hupertz von der Tourismus-Agentur Lübecker Bucht verweist auf die Binnenland-Kampagne „Hinterm Strand geht’s weiter“. Unter www.luebecker-bucht-ostsee.de/hinterm-strand finde man viele Vorschläge für attraktive Radtouren und Wanderungen auch abseits der Küste. „Wir sind alle im Herzen Gastgeber und wollen niemandem die Erholung an der Küste verwehren“, sagt sie. „Doch wir bitten unsere Besucher um Rücksicht, Umsicht und Höflichkeit.“

Viele Orte haben die Maskenpflicht ausgeweitet

Um das Infektionsrisiko zu reduzieren, haben viele Orte die Maskenpflicht ausgeweitet. Sie gilt jetzt auf Fehmarn etwa in Burg sowie in den Jachthäfen Burgstaaken und Orth. Tourismusdirektor Oliver Behncke erwartet über Ostern zwar Dauercamper und Tagestouristen, insbesondere Wassersportler und Radfahrer, und auch Nutzer der 2600 Ferienwohnungen. „Aufgrund der allgemeinen Einschränkungen glauben wir jedoch nicht daran, dass Fehmarn ,überrannt‘ wird“, sagt er.

Auch in Grömitz sind die Bestimmungen strenger geworden „Eine Maskenpflicht gilt nun täglich von 12 bis 20 Uhr auf der Promenade, im Jachthafen sowie im Ortszentrum“, sagt Jacqueline Felsmann vom Tourismus-Service. Damit sich die Grömitzer, die Nutzer der 3800 Zweitwohnungen und die Besucher gleichermaßen wohl- und sicher fühlen können, verweist sie auf den acht Kilometer langen Strand und die drei Kilometer lange Promenade. „Diese Weitläufigkeit sollten alle auch ausnutzen.“

Auf Föhr ist es trotz des Beherbergungsverbots schon voller als erwartet

In Hohwacht gibt es zwar „nur“ 600 Zweitwohnungen, dafür aber fünf Campingplätze mit vielen Dauercampern in den Nachbarorten Behrensdorf und Sehlendorf. Außerdem rechnet Grit Wenzel, Tourismus-Chefin der Hohwachter Bucht, mit vielen Tagesgästen. „Wir freuen uns natürlich darüber, plädieren aber auch an die Vernunft unserer Besucher, die Abstandsregeln einzuhalten und dort, wo es eng wird, Masken zu tragen.“ Eine Maskenpflicht am Strand und auf der Promenade bestehe jedoch nicht.

Die aktuellen Corona-Fallzahlen aus ganz Norddeutschland:

  • Hamburg: 2311 neue Corona-Fälle (gesamt seit Pandemie-Beginn: 430.228), 465 Covid-19-Patienten in Krankenhäusern (davon auf Intensivstationen: 44), 2373 Todesfälle (+2). Sieben-Tage-Wert: 1435,3 (Stand: Sonntag).
  • Schleswig-Holstein: 1362 Corona-Fälle (477.682), 623 Covid-19-Patienten in Krankenhäusern (Intensiv: 39). 2263 Todesfälle (+5). Sieben-Tage-Wert: 1453,0; Hospitalisierungsinzidenz: 7,32 (Stand: Sonntag).
  • Niedersachsen: 12.208 neue Corona-Fälle (1.594.135), 168 Covid-19-Patienten auf Intensivstationen, 7952 Todesfälle (+2). Sieben-Tage-Wert: 1977,6; Hospitalisierungsinzidenz: 16,3 (Stand: Sonntag).
  • Mecklenburg-Vorpommern: 700 neue Corona-Fälle (381.843), 768 Covid-19-Patienten in Krankenhäusern (Intensiv: 76), 1957 Todesfälle (+2), Sieben-Tage-Wert: 2366,5; Hospitalisierungsinzidenz: 11,9 (Stand: Sonntag).
  • Bremen: 1107 neue Corona-Fälle (145.481), 172 Covid-19-Patienten in Krankenhäusern (Intensiv: 14), 704 Todesfälle (+0). Sieben-Tage-Wert Stadt Bremen: 1422,6; Bremerhaven: 2146,1; Hospitalisierungsinzidenz (wegen Corona) Bremen: 3,88; Bremerhaven: 7,04 (Stand: Sonntag; Bremen gibt die Inzidenzen getrennt nach beiden Städten an).

Auf Föhr ist es trotz des Beherbergungsverbots schon voller als erwartet – wenn auch nicht so voll wie in einer „normalen“ Osterwoche, wie Anna-Katharina Preißler von der Föhr Tourismus GmbH sagt. „Aktuell halten sich schon viele Zweitwohnungsbesitzer oder deren Freunde und Verwandte auf der Insel auf. Aber natürlich erwarten wir auch Tagesgäste.“

An den Fähren könne man ablesen, dass die Nordseeinsel über Ostern gut besucht sein werde. „Die Reederei fährt zwar nach einem ,abgespeckten‘ Sonderfahrplan, aber die verfügbaren Fähren sind vor dem Wochenende zum Teil bereits ausgebucht.“ Die Insel setze verstärkt auf den Einsatz der Luca-App.

Verstärkte Präsenz der Polizei in Schleswig-Holstein über das Osterwochenende

Über diese sei die Kontaktverfolgung auf der Fähre und im Einzelhandel bereits gewährleistet. „Wir empfehlen allen, die sich bereits auf Föhr aufhalten oder die Insel besuchen möchten, sich bereits vor der Anreise in der App zu registrieren und sie rege zu nutzen.“

Die Gastronomie (hier Café Wichtig in
Timmendorf) bleibt zu.
Die Gastronomie (hier Café Wichtig in Timmendorf) bleibt zu. © Bodig | Unbekannt

Unterdessen kündigten Innenministerin Sabine Sütterlin-Waack (CDU) und Landespolizeidirektor Michael Wilksen an, die Präsenz der Polizei in Schleswig-Holstein über das Osterwochenende zu verstärken. Vor allem an touristisch interessanten Orten, in den Naherholungsgebieten und in Bereichen mit hohen Inzidenzen würden zusätzliche Streifen eingesetzt, um die Einhaltung der Corona-Regeln gemeinsam mit den kommunalen Kräften zu kontrollieren und durchzusetzen.