Kiel/Hamburg. Tierparks im Land profitieren von Schleswig-Holsteins Sonderweg. Aber Tagesausflüge bleiben unerwünscht. So sind die neuen Regeln.

Große Freude im Wildpark Eekholt (Schleswig-Holstein): Am Montag endet dort die Corona-Zwangspause, Rotwild und Eulen können wieder Besuch empfangen. „Endlich dürfen wir nach drei Wochen Schließung öffnen, ab 10 Uhr geht’s los“, sagt Suzi Saxton, Assistentin der Geschäftsführung. „Wir haben schon viele Anrufe und Glückwünsche bekommen.“

Weil Schleswig-Holstein mit einer Sieben-Tage-Inzidenz von unter 50 (Stand Mittwochabend) eine relativ geringe Infektionsrate hat, geht das Land jetzt einen Sonderweg. „In einigen Bereichen werden wir andere Maßnahmen treffen, als wir sie eben verabredet haben“, sagte Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) nach der Bund-Länder-Konferenz am Mittwoch.

Situation für Wedeler Vogelstation ist noch unklar

Das Abendblatt gibt einen Überblick über den aktuellen Stand der geplanten Regelungen: Öffnen können am Montag neben den Wildgehegen auch die Außengelände von Zoos und Tierparks. Sie müssen strenge Hygienekonzepte umsetzen. Ob auch die Nabu-Vogelstation Wedeler Marsch wieder Besucher empfangen kann, war zunächst unklar. „Eigentlich gelten wir als Museum, und dafür ist eine Lockerung nicht vorgesehen“, sagte Stationsleiter Marco Sommerfeld. Er wolle das jetzt noch einmal nachprüfen.

Sollten Hamburger jetzt auf die Idee kommen, einen Ausflug in die geöffneten Tierparks zu unternehmen, wird davon abgeraten. Zwar sei ein Verbot von Tagesreisen derzeit nicht vorgesehen, sagte ein Regierungssprecher dem Abendblatt. „Es gilt aber weiterhin der dringende Appell, von touristischen Tagesreisen nach Schleswig-Holstein abzusehen.“

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Lockerungen von Montag an gibt es darüber hinaus für Nagel- und Kosmetik-Studios sowie für Massagesalons. Für Hotels und Gaststätten sind jedoch keine Änderungen vorgesehen. Sie müssen sich nach den Worten von Ministerpräsident Günther darauf einstellen, „dass sie auch noch über den Jahreswechsel hinaus geschlossen bleiben“.

Bei den Hotels sehe er „gar keine Möglichkeit“, dass es anders komme. Wie Stefan Scholtis, Hauptgeschäftsführer des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands (Dehoga), dem Abendblatt sagte, rechne er im Dezember nicht mit einer Öffnung. „Ich lese zwischen den Zeilen, dass Hotels und Gaststätten den ganzen Dezember bis Anfang Januar geschlossen bleiben werden.“

Selbst wenn es wider Erwarten eine kurzfristige Öffnung vor Weihnachten geben würde, wäre das in dieser Vorbereitungszeit für die Betriebe nicht zu leisten. Der Dehoga wünscht sich deshalb eine mittelfristige Planungsperspektive. Ähnlich sehen das die Touristiker auf Sylt. Auch sie warten auf den neuen, aktualisierten Erlass der Landesregierung, wie Susanne Klick von der Sylt Tourismus GmbH sagt.

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Für den Einzelhandel gibt es – im Unterschied zu anderen Bundesländern – in Schleswig-Holstein keine Verschärfungen. Es bleibt vielmehr dabei, dass sich in Läden pro zehn Quadratmeter ein Kunde aufhalten darf. Der Bund-Länder-Beschluss sieht dagegen vor, die Fläche pro Kunde auf 25 Quadratmeter auszuweiten. Mareike Petersen von der Geschäftsführung des Handelsverbandes Nord sagte dem Abendblatt: „Wir sind erleichtert, das zumindest Schleswig-Holstein diese Kundenbeschränkungen in dieser Form nicht umsetzen wird.“

Schulferien werden um zwei Tage verlängert

Vor allem für den Lebensmittelhandel sei der Sonderweg eine gute Nachricht, weil es nun vor den Geschäften zu keinen langen Schlangen komme. Die Folgen des neuerlichen Lockdowns für den Innenstadthandel sind massiv: In drei Wochen ging der Umsatz um rund 30 Prozent im Vergleich zum Vorjahr zurück. Während die Kontaktbeschränkungen in anderen Bundesländern verschärft werden, geht Schleswig-Holstein auch in diesem Fall einen Sonderweg. Das Land hält an seiner bisherigen Zehn-Personen-Regel auch im Dezember einschließlich Weihnachten und Neujahr fest.

Unterdessen wird der Beginn der Schulferien in Schleswig-Holstein nicht vorgezogen. Letzter Unterrichtstag vor Weihnachten ist Freitag, der 18. Dezember. Allerdings sollen die Ferien um zwei Tage bis einschließlich 8. Januar 2021 verlängert werden. An der Maskenpflicht in den Schulen ändert sich nichts: Schüler müssen von der 1. Klasse an einen Mund-Nasen-Schutz tragen, sofern mehr als 50 Corona-Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner in den vergangenen sieben Tagen festgestellt wurden.

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Sorgenkind in Schleswig-Holstein ist allerdings der Kreis Pinneberg. Der Sieben-Tage-Inzidenzwert stieg dort am Donnerstag auf 106 Fälle pro 100.000 Einwohner. Die hohen Zahlen an Neuinfektionen seinen „besorgniserregend“, sagte Landrat Oliver Stolz (parteilos). Während der Rest der Landes Lockerungen wagt, drohen in diesem Kreis weitere Verschärfungen.