Hamburg/Groß Schwansee. Verordnung soll laut Innenministerium vorerst nicht gelockert werden. Kabinett berät am Donnerstag über weitere Regeln.

Mecklenburg-Vorpommern wird im Zuge der Coronakrise wohl vorerst die Regelungen für Zweitwohnungsbesitzer nicht lockern. Alle müssten abreisen bzw. schon abgereist sein, so Marion Schlender, Sprecherin des Innenministeriums.

Sie gehe davon aus, dass Regeln noch verschärft werden. Ministerpräsidentin Manuela Schwesig kündigte am Mittwoch an, über Ostern weitere Einschränkungen der Bewegungsfreiheiten vorzunehmen. Auch die Reisetätigkeit innerhalb des Landes soll auf ein Minimum begrenzt werden. Am Donnerstag wolle das Kabinett über neue Regeln beraten.

Wegen Coronavirus: Hamburger müssen aus Meck-Pomm raus

Landesweite Ausnahmeregelungen gebe es laut Schlender keine. Auch wer sich bereits seit längerer Zeit in seinem Ferienhaus in Mecklenburg-Vorpommern aufhalte, müsse abreisen, so die Sprecherin. In Schleswig-Holstein hatte man sich darauf geeinigt, dass Zweitwohnungsbesitzer in ihren Ferienwohnungen bleiben dürfen.

Das hatte sich auch Familie Kegel aus Groß Schwansee gewünscht. Die Hamburger Familie weigerte sich, ihr Haus zu verlassen. Die Polizei drohte ihr daraufhin mit einer Strafanzeige und Zwangsgeld.

Positives Feedback auch von Mecklenburgern

Die Familie bleibt trotz allen Drohungen zunächst in ihrem Ferienhaus in Nordwest-Mecklenburg. "Wir halten die Stellung", sagt Urte Lindemann-Kegel und ist damit nicht allein. Leidensgenossen aus dem Dorf hätten sich nach dem Artikel bei ihnen gemeldet und sie bestärkt.

Auch von Mecklenburgern habe es positives Feedback gegeben. Bisher hätten weder das Ordnungsamt noch die Polizei sie noch einmal besucht. Sie hofft, dass das so bleibt.

Nur wer zwingend anwesend sein muss, darf bleiben

Urte Lindemann-Kegel und ihr Mann Karl-Philipp Kegel sind zwar beide selbstständig und arbeiten in ihrem Ferienhaus, bleiben dürften sie, wenn es nach dem Innenministerium ginge, trotzdem nicht.

Es könne höchstens Einzelfallentscheidungen geben, wenn Zweitwohnungsbesitzer aus beruflichen Gründen zwingend im Bundesland anwesend sein müssten, sagt die Sprecherin des Innenministeriums.

Video: Peter Tschentscher über die Nachbarländer

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Hamburger dürfen im Zweitwohnsitz bleiben

Von einer solchen Ausnahmeregelung profitieren Hamburger Ferienhausinhaber in einer Nachbargemeinde. Sie möchte anonym bleiben, um sich vor Anfeindungen zu schützen.

Sie finden die Maßnahmen generell richtig. Es müsse alles Erdenkliche getan werden, um die Ausbreitung des Virus zu stoppen. Dass jedoch Zweitwohnungsbesitzer, die auch in Mecklenburg-Vorpommern arbeiten und ihre Wohnung nie vermieten, das Bundesland verlassen müssen, finden sie nicht fair.

Coronavirus: So können Sie sich vor Ansteckung schützen

  • Niesen oder husten Sie am besten in ein Einwegtaschentuch, das Sie danach wegwerfen. Ist keins griffbereit, halten Sie die Armbeuge vor Mund und Nase. Danach: Hände waschen
  • Regelmäßig und gründlich die Hände mit Seife waschen
  • Das Gesicht nicht mit den Händen berühren, weil die Erreger des Coronavirus über die Schleimhäute von Mund, Nase oder Augen in den Körper eindringen und eine Infektion auslösen können
  • Ein bis zwei Meter Abstand zu Menschen halten
  • Schutzmasken und Desinfektionsmittel sind überflüssig – sie können sogar umgekehrt zu Nachlässigkeit in wichtigeren Bereichen führen

"Verordnung schlichtweg nicht logisch“

Als Steuerzahler fühle man sich berechtigt, zu bleiben. Zumal tagtäglich 75.000 Pendler von Mecklenburg-Vorpommern nach Hamburg und Schleswig-Holstein reisen würden.

„Vor dem Hintergrund des Wunsches, Reisen stark zu reduzieren, ist die Verordnung schlichtweg nicht logisch“, so die Hamburger.

Hamburger: Angst, vertrieben zu werden

In dieser Sache wünschen sie sich mehr Augenmaß der Landesregierung. „Angst, dass wir noch vertrieben werden, haben wir aber immer noch“, sagen die Hamburger Zweitwohnungsbesitzer. Diese Angst könnte begründet sein. Am Donnerstag entscheidet sich, inwiefern das Kabinett die Regeln verschärft.

Eine weitere Familie mit Ferienhaus in der Gegend möchte sich ebenfalls anonym äußern. Auch sie dürfe vorerst in Mecklenburg-Vorpommern bleiben. Besonders schade findet die Familie, dass "die Politik mit halbgaren Verordnungen einen Keil in die Gesellschaft treibt, zu einer Zeit, in der man zusammenhalten müsste". Den Einwohnern Mecklenburg-Vorpommerns sei kein Vorwurf zu machen.

Hamburger müssen wegen Corona raus: Steuer kürzen?

Hamburger könnten nun noch probieren, ihre Steuerzahlungen für den Zweitwohnsitz zu kürzen. In Zarrentin hat das unter anderem der ehemalige Hamburger Stadtentwicklungssenator (2007 – 2011) Willfried Maier (Grüne) gemacht. So lange sie aus dem Bundesland ausgesperrt werden, wollen er und seine Ehefrau auch keine Steuer mehr zahlen.

Auch zu möglichen Steuersenkungen gebe es keine landesweite Regelung, so Schlender. Die Hoheit für die Steuer liege bei den Gemeinden. Laut Zarrentins Bürgermeister Klaus Draeger stehen die Chancen darauf, dass die Jahressteuer in seiner Gemeinde auf Antrag herabgesetzt wird, gut.