Nord- und Ostsee. Der Bürgermeister von Timmendorfer Strand appelliert an die Bürger. Wie es für Bewohner an Nord- und Ostsee weitergeht.

Am Donnerstag richtet sich der Bürgermeister von Timmendorfer Strand Robert Wagner mit dramatischen Worten an die Bürger. "Gemeinsam werden wir diese Bedrohung von Leib und Leben abwenden", schreibt er in seinem Brief zur aktuellen Lage. Mit dieser Bedrohung meint er das Coronavirus, das sich mehr und mehr ausbreitet. Bis Mittwoch hatten sich bereits 253 Menschen allein in Schleswig-Holstein infiziert.

Spielplätze, Sportplätze und -anlagen wurden in Timmendorfer Strand bereits gesperrt, Hotels und sämtliche Beherbergungsbetriebe müssen schließen. Am frühen Mittwochabend hat das schleswig-holsteinische Kabinett beschlossen, dass auch die Gastronomie komplett geschlossen wird. Erlaubt ist nur noch der Außer-Haus-Verkauf. Seit gestern sind zudem die Maritim Seebrücke in Timmendorfer Strand und die Niendorfer Seebrücke nicht mehr zugänglich.

Coronavirus trifft Küstenorte ins Herz

Die Maritim Seebrücke zählt zu einem der wichtigsten Wahrzeichen des Ortes. An der Sperrung zeigt sich: Das Virus trifft Küstenorte und Inseln genau ins Herz.

Auch das Rathaus in Timmendorfer Strand bleibe vorerst geschlossen."Wir müssen weiterhin sehr besonnen und vorsichtig durch unseren Alltag gehen", schreibt der Bürgermeister. Die Situation bedeute derzeit eine große persönliche Entbehrung und Verzicht für jeden Einzelnen von uns, schreibt Wagner weiter.

Nord- und Ostseeinseln für Touristen gesperrt

Wagner spricht in seinem Brief nicht nur für seine Gemeinde, er beschreibt die Situation in vielen Orten an Nord- und Ostsee.

Coronavirus: So können Sie sich vor Ansteckung schützen

  • Niesen oder husten Sie am besten in ein Einwegtaschentuch, das Sie danach wegwerfen. Ist keins griffbereit, halten Sie die Armbeuge vor Mund und Nase. Danach: Hände waschen
  • Regelmäßig und gründlich die Hände mit Seife waschen
  • Das Gesicht nicht mit den Händen berühren, weil die Erreger des Coronavirus über die Schleimhäute von Mund, Nase oder Augen in den Körper eindringen und eine Infektion auslösen können
  • Ein bis zwei Meter Abstand zu Menschen halten, die Infektionssymptome zeigen
  • Schutzmasken und Desinfektionsmittel sind überflüssig – sie können sogar umgekehrt zu Nachlässigkeit in wichtigeren Bereichen führen

Bereits seit dem frühen Montagmorgen hatte das Land alle schleswig-holsteinischen Nord- und Ostseeinseln sowie die Halligen in der Nordsee für Touristen gesperrt. Darauf hatten sich die Ministerpräsidenten von Mecklenburg-Vorpommern, Schleswig-Holstein und Niedersachsen verständigt.

Grund für die Abriegelung ist, dass die Gesundheitssysteme der Inseln nicht auf eine größere Zahl von mit dem Coronavirus infizierten Menschen vorbereitet sind. Die Maßnahme dient damit sowohl dem Schutz der Inselbevölkerung als auch dem Schutz der Gäste.

Schilder weisen auf das Einreiseverbot hin

Dieser Schritt sei auf breites Verständnis gestoßen, berichtete Schleswig-Holsteins Innenminister Hans-Joachim Grote (CDU) unter Hinweis auf Lageberichte der Polizei. Zu den vom Touristenstopp betroffenen Nordseeinseln gehören Sylt, Amrum und Föhr sowie die Halligen Hooge und Langeneß. In der Ostsee ist die beliebte Ferieninsel Fehmarn für Touristen bis auf weiteres gesperrt.

Mit Hinweisschildern an Autobahnen und Bundesstraßen weist Schleswig-Holstein Touristen mittlerweile auf das seit Mittwoch geltende Einreiseverbot hin.

Corona-Krise: Der Newsblog für Hamburg und den Norden

Ostergeschäft ist wegen Corona-Krise gestrichen

Die Corona-Krise trifft insbesondere die Tourismusbranche so kurz vor dem Saisonstart zu Ostern hart. Die Chefin der Tourismus-Agentur Schleswig-Holstein (TASH), Bettina Bunge, warb auf Twitter für Verständnis: Die Ausbreitung des Virus zu verlangsamen sei nun oberstes Ziel.

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Coronavirus: Gespenstische Stille auf Amrum

Der Weg zum Norddorfer Strand. Bei strahlendem Sonnenschein ist kein Mensch auf der Straße zu sehen.
Der Weg zum Norddorfer Strand. Bei strahlendem Sonnenschein ist kein Mensch auf der Straße zu sehen. © privat

Küstenorte und Inseln sind seit den Verfügungen dementsprechend ausgestorben. Auf Amrum herrscht derzeit eine gespenstische Ruhe, die Straßen sind wie leergefegt und die Geschäfte bis auf die Versorgungsläden geschlossen, wie Bewohner der Insel berichten.

Auch der Strand in Norddorf ist leer: Die Strandkorbvermieter haben die Körbe aufgrund der fehlenden Gäste vorerst wieder vom Strand weggeholt. Vor allem, dass das Ostergeschäft ausfällt, trifft viele Insulaner schwer, da sie besonders an den Feiertagen von hohen Touristenzahlen profitieren.

St. Peter-Ording wird zur Geisterstadt

Auch das Nordseebad St. Peter-Ording ist zu einer Art Geisterstadt geworden. Wo sich sonst Gäste und Urlauber in der Frühlingssonne drängen, herrschte am Donnerstag gähnende Leere. Nur die Mitarbeiter der Tourismuszentrale gingen unverdrossen ihrer Arbeit nach. Sie machten den Ort hübsch für Gäste, die nicht da waren. Eine Polizeistreife kontrollierte die Einhaltung des Verbots.

Vor den Restaurants und Cafes blieben Strandkörbe und Tische wetterfest abgedeckt. „Zu ihrem und zu unserem Schutz bleibt unser Geschäft wegen Corona vorübergehend geschlossen“, hieß es zusätzlich auf einem Pappschild. Nebenan blieben die Türen der Souvenirläden trotz des guten Wetters geschlossen. Nirgendwo lockten Ständer mit Postkarten und Andenken oder Schütten voller Muscheln und Seesternen zum Kauf. Die meisten Parkplätze vor Hotels und Gasthäusern blieben frei, ebenso an den Strandübergängen.

Interaktive Karte zum Coronavirus

Coronavirus an der Küste sorgt für Wirtschaftskrise

Der Bürgermeister von Timmendorf spricht von der größten Wirtschaftskrise der letzten Jahre, die nun auf die Gemeinde zukommt. Insbesondere kleine und inhabergeführte Betriebe haben laut Wagner unter der Situation zu leiden. Ein 500-Millionen-Euro schweres Nothilfeprogramm hat die CDU-geführte Landesregierung beschlossen. Es solle unter anderem existenziell gefährdeten Unternehmen helfen, kündigte Ministerpräsident Daniel Günther an.

Die Regierung wolle das Nothilfeprogramm möglichst erst dann ausgestalten, wenn der Bund seine Hilfsprogramme beschlossen habe. Dann könne entschieden werden, welche Personengruppen bedacht werden. Laut Timmendorfs Bürgermeister ist jetzt Zusammenhalt gefragt.