Kiel. Zahl der Corona-Infizierten steigt im nördlichsten Bundesland weiter. Tempo der Ausbreitung verlangsamt sich. Erster Todesfall.
Wegen der Corona-Krise stellt Schleswig-Holstein 500 Millionen Euro zusätzlich für existenziell gefährdete Unternehmen bereit. Das kündigte Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) am Dienstag nach einer Sondersitzung seines Kabinetts an. Das Geld will Schleswig-Holstein über Kredite aufnehmen. Ein entsprechender Nachtragshaushalt soll am Mittwoch bereits im Landtag verabschiedet werden. Ebenso wie Niedersachsen und Mecklenburg-Vorpommern wird Schleswig-Holstein keine Touristen mehr in das Bundesland lassen.
Tourismusminister Bernd Buchholz (FDP): „Das heißt, dass sich Hamburgerinnen und Hamburger bitte nicht auf den Weg an die Nordsee, Ostsee und auch nicht an die Binnenseen machen.“ Ausnahmen gibt es nur für Geschäftsreisende oder Einsatzkräfte, beispielsweise Polizisten. Das gilt auch für den Flugverkehr nach Sylt. „Diejenigen, die dort nicht ihren Erstwohnsitz haben, werden nach der Ankunft wieder zurückgeschickt“, sagte der Sprecher des Landespolizeiamts, Torge Stelck, am Dienstag. Es gebe allerdings kein Landeverbot auf der Nordseeinsel.
Mindestens 145 Menschen in Schleswig-Holstein mit Coronavirus infiziert
Mindestens 145 Menschen haben sich in Schleswig-Holstein mittlerweile nachweislich mit dem neuartigen Coronavirus infiziert. Die Zahl der Fälle ist seit Sonntag nach Angaben des Gesundheitsministeriums um 22 Betroffene gestiegen. Dabei wurden allerdings nur die bis Montag einschließlich gemeldeten Fälle erfasst. Damit hat sich das Tempo der Ausbreitung etwas verlangsamt.
Von Freitag bis Sonntag hatte sich die Zahl der Infizierten von 60 auf 123 Fälle mehr als verdoppelt. Nachgewiesen wurde eine Infektion bei sechs Mitarbeitern des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein. Sechs Infizierte im nördlichsten Bundesland werden nach Angaben des Gesundheitsministeriums in Krankenhäusern behandelt. Am Abend wurde bekannt, dass ein 78-Jähriger im Universitätsklinikum Lübeck starb – er gilt als erster Corona-Toter in Schleswig-Holstein. Wegen des Ausbruchs der Corona-Pandemie folgt in Kiel seit Tagen eine Sondersitzung der Landesregierung auf die nächste. Erneut griffen die Minister dabei zum Telefonhörer, um das Ansteckungsrisiko zu verringern.
Plenartagung weiter verkürzt
Wegen der Ausbreitung des neuartigen Coronavirus hat das Parlament die Plenartagung noch weiter verkürzt. Einziger Tagesordnungspunkt am heutigen Mittwoch wird die aktuelle Lage im Norden sein. Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) wird eine Regierungserklärung zur Corona-Krise abgeben.
Nach ursprünglicher Planung hätte der Landtag auch am Donnerstag und Freitag beraten. Wegen des Ansteckungsrisikos sollen zwischen den einzelnen Abgeordneten am Mittwoch voraussichtlich jeweils zwei Plätze frei bleiben. Es soll auch nur etwa die Hälfte der 73 Parlamentarier anwesend sein. Ohne vorherige Aussprache wollen die Abgeordneten am Mittwochvormittag auch einen Nachtragshaushalt verabschieden, mit dem die Jamaika-Koalition aus CDU, Grünen und FDP Haushaltsüberschüsse in dreistelliger Millionenhöhe in Digitalisierung, Klimaschutz und die Kinderbetreuung investieren will.
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Das Land hatte 2019 mit einem Haushaltsüberschuss von 557 Millionen Euro abgeschlossen. Bereits seit Montag sind im Norden Schulen und Kitas zu, öffentliche Veranstaltungen finden nicht statt. Clubs, Fitnessstudios, Kinos, Theater bleiben bis zum 19. April geschlossen. Außerdem sollen auch zwischen Nord- und Ostsee viele Geschäfte geschlossen werden. Nicht von den Plänen betroffen sind aber Supermärkte, Apotheken und Drogerien, Tankstellen, Banken, Lieferdienste, Poststellen, Friseure, Reinigungen und Märkte für Tierbedarf sowie Wochenmärkte. Restaurants sollen den Betrieb um 18 Uhr beenden, der Sportbetrieb ist den Angaben zu Folge zu schließen, ebenso die Spielplätze.