Kiel/Schwerin. Strände für Touristen gesperrt. Alle Hotels und Restaurants müssen schließen. Branche hofft, dass nicht auch Sommersaison ausfällt.

Für die Orte an Nord- und Ostsee kommt es noch heftiger: Nachdem die Inseln und Halligen bereits für Urlauber abgeriegelt worden sind, gilt nun eine Urlaubssperre für den ganzen Norden. Um die Zahl an Corona-Infizierten in Schach zu halten und Infektionen zu vermeiden, sind die Küsten für Urlauber und Tagesgäste gesperrt. Hotels und sämtliche Beherbergungsbetriebe müssen schließen. Am frühen Abend hat das schleswig-holsteinische Kabinett beschlossen, dass auch die Gastronomie komplett geschlossen wird.

Und wer meint, wenigstens für einen Ausflug ans Meer fahren zu können, irrt sich: Kein Tourist darf aus touristischen Gründen seine Freizeit in den beliebten Urlaubsorten verbringen. Davon betroffen sind auch viele Hamburger, die dort Ferienwohnungen besitzen. Schleswig-Holsteins Wirtschaftsminister Bernd Buchholz (FDP) fordert die Menschen eindringlich auf, zu Hause zu bleiben: „Es geht darum, dass wir die Sozialkontakte einstellen.

Viele Menschen verhalten sich noch unvernünftig

Leider verhalten sich noch immer viele Menschen unvernünftig und kommen pulkartig zusammen“, so der Minister. Er ruft besonders die Hamburger Tagesgäste dazu auf, zu Hause zu bleiben. „Es ist jetzt nicht angebracht, die freie Zeit, die viele vielleicht gerade zwangsläufig haben, für Ausflüge zu nutzen.“ Um diese Maßnahme durchsetzen zu können, schließt der Minister nicht aus, dass es zu Kontrollen kommt. Niemand soll aus touristischen Gründen an die Küsten fahren.

Auch wenn es für die betroffenen Betriebe hart ist, ist das Verständnis für diesen Schritt da. „Es war grauenhaft, die Gäste nach Hause schicken zu müssen oder sie anzurufen, um ihnen zu sagen, dass sie nicht kommen können“, sagt Andra Hansen vom Hotel Zur Post in Büsum. Aber es gehe nicht anders. „Ich möchte nicht, dass sich irgendjemand ansteckt und ich dafür verantwortlich bin.“

Hotel schickt 33 Mitarbeiter in Kurzarbeit

Die Hotelschließungen seien konsequent, denn: „Die Urlaubsatmosphäre war auch in den vergangenen Tagen schon dahin“, sagt Andra Hansen. Alle mussten den Mindestabstand von 1,50 Metern einhalten, die Hygiene streng beachten. „Dabei soll ein Urlaub ja Freude machen. Aber wenn nur jeder zweite Tisch besetzt ist, ist das Erlebnis vorbelastet.“

Ihre 33 Mitarbeiter hat die Hotelchefin in Kurzarbeit geschickt, Gespräche mit der Bank über Liquiditätshilfen laufen. Entlassen werden soll niemand. „Lieber bekommt jeder weniger Geld, als dass ich meine Mitarbeiter ungleich behandele. Ich möchte niemandem seine Lebensgrundlage nehmen.“

Für einige Betriebe wird es sehr schwierig

Der Zeitpunkt so kurz vor dem Saisonstart zu Ostern ist hart, sagt Olaf Raffel, Geschäftsführer Tourismus Marketing Service Büsum. Die Einschränkungen, besonders auch die Schließung der Gastronomie ab heute, kommen härter als gedacht. „Es wird jetzt für einige Betriebe sehr schwierig, vor allem für diejenigen, die ihre Ressourcen über den Winter aufgebraucht haben“, so Raffel. Aber die Notwendigkeit für diese Maßnahmen sei im Moment eben da.

Coronavirus: So können Sie sich vor Ansteckung schützen

  • Niesen oder husten Sie am besten in ein Einwegtaschentuch, das Sie danach wegwerfen. Ist keins griffbereit, halten Sie die Armbeuge vor Mund und Nase. Danach: Händewaschen
  • Regelmäßig und gründlich die Hände mit Seife waschen
  • Das Gesicht nicht mit den Händen berühren, weil die Erreger des Coronavirus über die Schleimhäute von Mund, Nase oder Augen in den Körper eindringen und eine Infektion auslösen können
  • Ein bis zwei Meter Abstand zu Menschen halten, die Infektionssymptome zeigen
  • Schutzmasken und Desinfektionsmittel sind überflüssig – sie können sogar umgekehrt zu Nachlässigkeit in wichtigeren Bereichen führen

Büsum mit seinen 14.000 Gästebetten war in den vergangenen Jahren wirtschaftlich sehr erfolgreich, 2019 sei ein hervorragendes Jahr gewesen. Aber: „Es darf nur nicht passieren, dass das Geschäft in der Hauptsaison im Sommer nicht läuft. Das wäre eine Katastrophe.“ Aber davon könne derzeit noch keine Rede sein. „Jetzt müssen wir diszipliniert sein. Noch haben wir in Büsum keinen Corona-Fall, aber wir laufen sonst Gefahr, dass wir einen bekommen.“

Timmendorfer Strand wäre zu Ostern ausgebucht

Bitter sind die fehlenden Einnahmen auch für Timmendorfer Strand an der Ostsee: „Wir haben hier keinen anderen Wirtschaftszweig. Der Tourismus ist die einzige Möglichkeit, Einkommen zu erzielen“, sagt Tourismusdirektor Joachim Nitz. Ostern, sagt er, hätte der Ort „volles Haus“ gehabt. „Aber es ist notwendig. Ich habe kein Verständnis dafür, wie ignorant die Leute sind, die in vollen Cafés sitzen und so tun, als sei alles normal.“

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Zwei bis drei Monate könne der Ort verkraften, umso wichtiger sei dann die Sommersaison. Wirtschaftsminister Bernd Buchholz kündigt einen Nachtragshaushalt in dreistelliger Millionenhöhe an, aus dem auch Geld an die von den Schließungen betroffenen Betriebe fließen soll. „Das sind echte Zuschüsse, nicht nur Kredite. Ich hoffe, dass wir das schnell umsetzen können.“