Wacken. Größtes Heavy Metal Festival der Welt beendet. Brand im Abreiseverkehr. Alle Ereignisse im Wacken-Blog.

Das war ein Wahnsinns-Wochenende bei Wacken 2019: 75.000 Besucher, 200 Bands, ein Gruß – die "Pommes-Gabel". Im schleswig-holsteinischen Örtchen Wacken ist das größte Heavy-Metal-Festival der Welt am Sonnabend zu Ende gegangen. Das Abendblatt berichtete im Blog vom 30. Wacken Open Air: die Marotten der Musiker, die lautesten Auftritte und die skurrilsten Besucher.

Sonntag, 4.August 2019:

Auto brennt auf der Autobahn A23

Auf der Autobahn 23 zwischen Schenefeld und Itzehoe-Nord hat am Sonntagvormittag auf der Fahrbahn in Richtung Süden ein Auto gebrannt. Zwischenzeitlich war die A23 in dem Bereich wegen Explosionsgefahr in beiden Richtungen voll gesperrt, wie ein Sprecher der Polizei mitteilte. Das Fahrzeug war vermutlich wegen eines technischen Defekts in Brand geraten. Verletzt wurde niemand. Gegen Mittag war die Fahrbahn in Richtung Norden wieder frei. In Richtung Süden staute sich der Verkehr den Angaben zufolge aber kilometerlang. Auch der Rückreiseverkehr vom Wacken-Festival war betroffen.

Die Zelte werden abgerissen

Die Reisewelle rollt. Nachdem am Sonnabend die Jubiläumsausgabe des Metal-Festivals in Wacken zu Ende gegangen war, verlassen Tausende Heavy-Metal-Fans das 1800-Seelen-Dorf. Kurz vor dem Abschluss des 30. Wacken-Festivals haben sich Veranstalter und Behörden mit dem Verlauf zufrieden gezeigt. „Jetzt machen wir weiter bis in die Ewigkeit“, sagt Festivalgründer Thomas Jensen.

Die Veranstalter mussten in den vergangenen Tagen allerdings auch durchaus kritische Situationen bewältigen. So sei die Entscheidung, das Gelände wegen drohenden Gewitters innerhalb von zwei Tagen gleich zweimal zu räumen, natürlich nicht einfach gewesen.

Auch die Polizei zeigte sich zufrieden. „Für uns war es sehr ruhig und sehr entspannt“, sagte Sabrina Wiese von der Polizei Itzehoe. Es gebe immer ein angenehmes Miteinander mit den Fans, das sei man als Polizei nicht gewohnt. „Wir freuen uns auf die nächsten 30 Jahre Wacken Open Air.“

Wiese äußerte sich auch zu dem Fund eines toten Säuglings auf einem Feld nahe Rendsburg. Die 26-jährige Mutter des Kindes wurde in der Nacht zu Freitag auf dem Wacken-Festival festgenommen. Das sei jedoch ein tragischer Einzelfall gewesen. Sie finde es bedauerlich, dass ein Zusammenhang zwischen dem Fundort und dem Festival hergestellt werde, sagte Wiese.

Das größtes Heavy-Metal-Festival der Welt endete in der Nacht zu Sonntag. Knapp 75.000 Fans feierten in der schleswig-holsteinischen Provinz. Das „Metal-Mekka“ bietet den Musikbegeisterten auf einem Gelände von rund 300 Fußballfeldern die Gelegenheit, mehr als 200 Bands zu sehen.

Sonnabend, 3.August 2019:

Rain or shine, man sieht sich!

Ob man nun wegen akuter Erschöpfung froh ist oder sich – wie es ein enthusiastischer Fan formuliert – über eine Verlängerung auf "fünf Tage, mindestens" freuen würde: Man muss den Tatsachen ins Auge sehen, das 30. Wacken Open Air ist fast vorbei. Parkway Drive dröhnen noch durch das kleine Dorf, das einmal im Jahr zum großen Mekka der Metal-Fans wird, später werden auch noch Rage für die ganz hart Gesottenen spielen, für die Schlaf Fremdwort statt Sehnsuchtsort ist.

Aber die aller-allermeisten der gut 190 Bands haben ihr Scherflein zum Gelingen des 30. Wacken Open Air beigetragen. Im kommenden Jahr werden unter anderem Judas Priest und Amon Amarth dabei sein - das wird bestimmt lustig. Wie eigentlich jedes Wacken Open Air seit gefühlt noch viel mehr als 30 Jahren. Aber jetzt driften die Gedanken eher in Richtung Heimat als in Richtung Bühnen. Mit dem Vorverkauf kann man sich befassen, wenn er anfängt. Oder Wacken Nummer 31 bevorsteht. Rain or shine, man sieht sich!

Prophets of Rage bolzen Hit auf Hit raus

„Arm The Homeless“ steht auf der wohl berühmtesten Gitarre geschrieben, die in 29 Jahren Wacken Open Air ertönt ist. Sie gehört Tom Morello, dem Saitengott von Rage Against The Machine, der mit seinen Bandkollegen Tim Commerford (Bass) und Brad Wilk (Schlagzeug) sowie den Rappern Chuck D (Public Enemy) und B-Real (Cypress Hill) und dem Scheibendreher DJ Lord (Public Enemy) das Projekt Prophets Of Rage bildet.

In Wacken bolzen die politisch engagierten Funk-Rock-Metal-Rap-Crossover-Helden Hit auf Hit raus, alleine aus dem Haus Rage Against The Machine kommen „Testify“, „ Guerilla Radio“, „Know Your Enemy“, „Sleep Now In The Fire“, „ Bullet In The Head“ und „Bulls On Parade“, von Cypress Hill pumpen „ Hand On The Pump“, „Insane In The Brain“ und „How Could I Just Kill A Man“ über die Wiese und von House Of Pain „Jump Around“.

Zum Abriss gibt es „Killing In The Name“. Die ersten Reihen feiern wie besessen, das übrige Wacken-Volk allerdings erträgt die größte Fuhre Rap-Gesang ever auf diesem Gelände mit Ignoranz. Ist nix für die, und das ist ja ok. Aber wenn Hip-Hop-Urgesteine wie Ice-T mit Body Count und Chuck D und B-Real mit Prophets Of Rage all den Sabatons und Powerwolfs die Hosen in die Kniekehlen ziehen, sollte man sich mal Gedanken machen, nech?´

Kleine Kuttenkunde

Ein schöner Zeitvertreib in Wacken ist die Kuttenkunde, das Studieren der schwarzen und blauen Jeanswesten mit Aufnähern der Lieblingsbands. Auch da gibt es nicht nur bei der Bandauswahl Unterschiede, sondern auch beim handwerklichen Talent. Mottos wie „Alles, was auf Black Sabbath aufbaut“ oder „Nur Iron Maiden Aufnäher“ stolzieren vorbei. Aber auch „Ich habe fünf Aufnäher krumm und schief auf meine Kutte erbrochen“ ist zu sehen. Übung macht den Meister an Nähnadel oder - buh! - Nähmaschine. Es soll übrigens auch Metalheads geben, die mit ihren Aufnähern zum Schneider gehen, aber DAS ist nun wirklich kein Heavy Metal!

Noch keine Spur von Udo

Auch kein Metal, aber feinster Retro-Rock donnert im Zelt aus den Boxen von Vintage Caravan. Das macht beste Laune, bevor es zu Deine Cousine in den Biergarten geht. Sängerin Ina Bredehorn trägt eigentlich als Backgroundsängerin von Udo (Lindenberg, nicht Dirkschneider) immer schwarz, in Wacken erscheint sie aber im an diesem Ort ungewöhnlichem roten Shirt. Udo können wir nicht entdecken, aber Ina gibt auch so Gas bei „Dorfdisko“ und erinnert an Die Toten Broilers mit Nena als Sängerin. Genehmigt! Gibs von ihr eigentlich Aufnäher für die Kutte? Nein? Von Vintage Caravan auch nicht? Was stimmt nicht mit euch?

Kvelertak randalieren auf der "Louder"-Bühne

Wandertag in der Schule war ja immer vergleichsweise anstrengend und langweilig. Wer einen Wandertag beim Wacken Open Air einlegt, kann hingegen einiges erleben. Das fängt bei den freundlichen Norddeutschen an, die ihre private Zapfanlage mit Solarstrom betreiben und darauf bestehen, dass man einen Geschmackstest macht (Lecker, dankeschön noch einmal!) und hört beim Supermarkt, der alles führt, was das Metalherz begehrt, noch lange nicht wieder auf.

Diese Wacken-Freunde zapfen und kühlen mit Solarstrom.
Diese Wacken-Freunde zapfen und kühlen mit Solarstrom. © Alexander Josefowicz

Auf der "Welcome to the Jungle"-Bühne versuchen Slam-Poeten, die Gunst des Publikums zu erringen. Wie viel Erfolg der auf einem Acker (!) in der norddeutschen Tiefebene (!) stehende Vortragskünstler mit Witzen über Trecker und Landwirte hat, wissen wir nicht. Wir würden ihm aber empfehlen, sich nachts einen Schnurrbart anzukleben, um nicht erkannt zu werden.

Der Bogen des Spaziergangs führt natürlich auch zu den Bühnen, auf denen Wacken seine Kernkompetenzen ausspielt: Metal! Mit Battle Beast wissen wir nicht gar so viel anzufangen, die Finnen sind uns zu klassisch heavy. Wir haben keine Lockenmähne und unsere weißen Socken auch nicht dabei. Dafür knallt es zwei Bühnen (und Länder) weiter ordentlich: Kvelertak randalieren auf der "Louder"-Bühne und nehmen den so gestellten Auftrag ernst. Mal schauen, wo es uns komische Wandervögel noch hin verschlägt.

Skandal – Wolfgang Wendland behält die Hosen an

Die Kassierer, echte Poeten im Gewand von... äh, na ja, also. Ist ja auch egal. Wer die Bochumer nicht mindestens einmal in seinem Leben live erlebt hat, hat etwas verpasst: Großwerke des Liedschaffens wie "Mein Glied ist zu groß" und "Außenbordmotor", eine Band, die ihre Karriere ganz nach dem Stern des Dilettantismus ausgerichtet hat – und natürlich Frontmann Wolfgang Wendlands Körper in all seiner Pracht.

Traditionellerdings entkleidet sich "Wölfi" während der Auftritte vollständig. Insofern kommt es einem kleinen Skandal gleich, dass der ehemalige Bürgermeister-Kandidat die Hosen anbehält und sich auch nicht durch lautstarke "Ausziehen"-Chöre der in überraschend großer Mannstärke angetretenen Metalheads erweichen lässt.

Immerhin ist sonst alles wie immer: Zwischen den Songs zündet er sich diverse Zigaretten an, es gibt Verwirrung über die geplante Reihenfolge der Songs und über die Einsätze der anderen Musiker. Also ein rundum gelungener Start in den Konzerttag – und das Bier ist auch noch nicht alle.

Kommt Udo Lindenberg heute auf den „Holy Ground“?

Langsam, sehr langsam öffnen sich am frühen Sonnabend die Verschlüsse der Zelte. Verstrubbelte Köpfe strecken sich mit zusammengekniffenen Augen aus den Öffnungen, das Sonnenlicht fürchtend wie Vampire. Hilft ja nix, es gibt noch den ganzen Tag lang Programm mit Rage, Prophets Of Rage, Powerwolf, Saxon, Girlschool und Kvelertak. Auch Udo Lindenbergs Sängerin Ina Bredehorn kommt mit ihrer Band Deine Cousine und zackigem Straßenrock nach Wacken.

Vielleicht fährt Udo mit? Wir schauen mal im Biergarten, wo Inas Bühne steht, genauer hin. Beginnen wird unser Tag aber mit den Kassierern. Diese Intellektuellen aus Bochum prägten schon vor Jahren eine Weisheit, die ein inoffizieller Leitspruch nicht nur in Wacken ist: „Das Schlimmste – ist, wenn das Bier alle ist.“

Also raus aus den Federn, rein in die Dusche, Zähne schrubben, Frühstück und los auf den „Holy Ground“. Die Regenjacke kann im Camp bleiben, die Wettervorhersage sagt, es würde weiterhin trocken bleiben.

Polizei klärt Diebstahlserie

Wacken-Besucher riefen am Vormittag die Polizei auf einen der Zeltplätze, weil es dort zu einem Handydiebstahl gekommen war. Den Täter hielten Zeugen fest – sie hatten ihn beobachtet, wie er an mehreren Zelten zugange war. Letztlich stellte sich heraus, dass der 26-Jährige unerlaubt auf dem Gelände war. Er trug ein Festivalbändchen aus dem Vorjahr.

In seinem Zelt entdeckten die Polizisten vor allem Powerbanks und Anschlusskabel, die aus vorangegangenen Diebstählen stammten. Insgesamt 30 Gegenstände stellten die Beamten sicher, behandelten den Mann erkennungsdienstlich und fertigten entsprechende Anzeigen gegen ihn.

Neben dem 26-Jährigen sind allerdings weitere Diebe auf dem Gelände aktiv: Allein im Zeitraum von gestern, 18 Uhr, bis zum heutigen Morgen, wurden 27 Wacken-Besucher bestohlen – Beute: meistens Smartphones.

Freitag, 2. August 2019:

Balsam auf die Ohren vom Night Flight Orchestra

Schrieb ich, Prong würden mit den Ketten rasseln? Im übertragenen Sinne steht die Aussage weiterhin, im wörtlichen wird sie überholt von Slayer-Gitarrist Kerry King, der etwas 25 Kilogramm Kettenglieder am Gürtel trägt. Warum, weiß ich auch nicht. Aber er muss einen stabilen Gürtel besitzen. Ansonsten beschwört Frontmann Tom Araya Tod und Teufel, wie man es von einer der gemeinsten Bands überhaupt erwartet: "Raining Blood" geht da fast als Ballade durch.

Allen musikalischen Errungenschaften und Auszeichnungen, die Slayer ohne Frage verdient hat, zum Trotz, lassen wir uns nur ein knappes halbes Stündchen anschreien und wackeln dann zum Night Flight Orchestra zurück ins Zelt. Die Schweden sind nicht nur im direkten Vergleich zu Slayer süßer Balsam für die Ohren. Genau das Richtige, um den zweiten Tag ausklingen zu lassen.

Doch Chkae – die Exoten liefern ab

Reibungslos und trotzdem extrem laut: So hat der Wacken-Freitag nach der Gewitterräumung begonnen, und so geht er weiter. Auf der Harder-Hauptbühne regiert am Abend die metallische Nostalgie mit ganz vielen Herzchen, Elfen und Zwergen: Demons & Wizards, das gemeinsame Projekt von Hansi Kürsch (Blind Guardian) und Jon Schaffer (Iced Earth), beschwört fantastische Welten herauf.

Ein paar Hundert Meter weiter proben derweil Prong den Abriss der Zeltbühne. Tommy Victor und Kompagnons rasseln mächtig mit den Ketten, der Bastard aus Hardcore, Thrash, Industrial, Groove und sonstwelchen arkanen Inhaltsstoffen funktioniert seit Mitte der 80er-Jahre ganz exzellent. Wenn man überhaupt irgendwas meckern möchte, könnte man die vergleichsweise übersichtliche (handgeschätzte 1500) Zahl von Menschen bemängeln. Aber man kann die Menschen schließlich nicht zu ihrem Glück zwingen.

Außerdem gibt es mindestens einen guten Grund, den altgedienten New Yorkern fernzubleiben: Auf der Wasteland Stage spielen Doch Chkae. Death Metal aus Kambodscha. Nichts, was man alle Tage serviert bekommt – zumal wenn man die Schwierigkeiten der Jungs bedenkt, überhaupt einreisen zu dürfen. Dass sie ein Visum bekommen haben, war dem Wacken-Team vor einigen Wochen eine eigene Meldung auf allen Kanälen wert. Zu Recht übrigens. Was der Nachwuchs aus dem fernen Südostasien abliefert, ist aller Ehren wert und deutet auf eine Karriere auch abseits des "Holy Wacken Land" hin.

Body Count + Ice-T lassen es krachen

Was lange währt, wird endlich laut: Das durchziehende Gewitter war das Äquivalent eines Metal-Fans, der aus unwissender Perspektive beäugt wird. Es sah fies aus, war zum Wacken Open Air aber eigentlich ziemlich freundlich. Der Regen sorgte dafür, dass es weniger staubig ist, und darüber hinaus für eine Abkühlung. Genau das Richtige, um nach Aufhebung der vorsorglichen Sperrung des gesamten Festivalgeländes Body Count + Ice-T zu lauschen.

Der kalifornische Rapper und seine Band geben sich alle Mühe, amtlichen Abriss zu produzieren. Gratis obendrauf gibt es die politische Botschaft, die aus weißer, mitteleuropäischer Perspektive vielleicht nicht direkt nachzuvollziehen ist, aber gerade deswegen umso wichtiger: Als Schwarzer (oder Hispano) hat man – speziell in den USA – eine um ein Vielfaches höhere Chance, auf unschönste Weise kontrolliert zu werden, im Gefängnis zu landen, sein Leben im Umfeld der Straße zu fristen.

Eine wichtige Erinnerung, danke dafür, Ice-T.

Und danke Anthrax für den Old-School-Auftritt, der vielleicht keine politische Botschaft hat, aber auch so eine Menge Spaß macht.

Diebe sind auch weiterhin unterwegs

Insgesamt notierten die Polizei bis Freitagmorgen den Verlust von 20 Portemonnaies aus Taschen, sowie rund 20 Diebstähle aus Zelten. Dabei ging es meist um Bargeld. Hinweise auf Täter gab es in keinem der Fälle. Teuer wurde für einen Festival-Besucher am Donnerstag eine Stipp-Visite im Wackener Schwimmbad. Ein Unbekannter stahl ihm dort 500 Euro. Bei einer Kontrolle an einem Eingang zum Festivalgelände wurden vier Männer im Alter zwischen 46 und 50 Jahren mit einer Dose voll Marihuana erwischt. Sie mussten die Drogen abgeben. Auf sie wartet jetzt eine Anzeige wegen des unerlaubten Besitzes von Betäubungsmitteln.

Festivalgelände wird wieder freigegeben

Das Gewitter ist abgezogen. Nach knapp zweistündiger Unterbrechung ist das Festivalgelände wieder freigegeben worden. Das Programm läuft wie geplant weiter.

Die Evakuierung des Geländes, auf dem sich mehrere tausend Besucher befanden, sei stressfrei und sehr schnell über die Bühne gegangen, teilte die Pressesprecherin der Polizei Itzehoe, Merle Neufeld, mit. Von Seiten der Fans wurde teilweise Unmut darüber geäußert, dass das Gelände sofort geräumt wurde, ohne zunächst abzuwarten, wie sich die Lage weiter entwickelt. „Das Gewitter war wesentlich weniger schlimm als es hätte kommen können“, bestätigte Neufeld. Es sei einfach eine Sicherheitsmaßnahme gewesen.

Festivalgelände wird geräumt

Was wäre Wacken ohne Wetterkapriolen? Am Himmel sammeln sich Wolken im Farbton Deep Purple und der Bass des Donners übertönt sogar die allgegenwärtigen Boxen. Die App bimmelt mit einer Warnung: Das Programm wird um kurz vor 14 Uhr auf allen Bühnen unterbrochen, der Ratschlag: Zurück ins Camp gehen zum Auto. Die Besucher müssen das gesamte Festivalgelände verlassen – aus Sicherheitsgründen, schallt es dann aus Lautsprechern.

Noch sieht man den Regen nur am Horizont - doch gleich dürfte es nass werden.

Unwetterwarnung für Wacken

Wegen einer Unwetterwarnung wurden am Freitagmittag gegen 14 Uhr alle Konzerte auf den Bühnen unterbrochen. Die Zuschauer in Wacken wurden vor heftigem Regen gewarnt. Wie schlimm es werden wird, konnten auch die Meteorologen noch nicht sagen. Auch die Länge der Pause war am Mittag noch unklar.

Sonnengruß mit Headbangen beim „Metal Yoga“

Der Yogatrend ist auch beim Wacken Open Air angekommen. Allerdings läuft es auf dem Festival - so wie vieles - ein wenig anders ab. Statt Klangschalenmusik röhrt Black Sabbath aus den Boxen und noch nie klang eine Yogalehrerin so diabolisch wie die 34-jährige Saskia Thode, wenn sie mit computerverzerrter Stimme die Anweisungen in Death-Metal-Manier brüllt. In anderen Yogastudios wird wohl auch keine Luftgitarre in die Übungen integriert und der Sonnengruß gerät besonders sportlich, wenn man dazu: „Wackeeen“ brüllt und die Pommesgabel zeigt.

Rund 150 Metalheads versammeln sich bei dem Festival jeden Vormittag zum Yoga, darunter sind echte Yogafans aber auch solche, die den Anschein machen, als seien sie noch gar nicht im Bett gewesen. Die Übung „herabschauender Hund“ in Kombination mit ausgelassenem Headbanging ist aber wohl eher was für Fortgeschrittene oder Ausgeschlafene.

Hier sind die Frauen in der Überzahl, was beim Wacken-Festival nicht allzu oft vorkommt. Das heißt aber nicht, dass die anwesenden Männer mit Schottenrock und langen Haaren beim Yoga nicht alles geben. Zum Abschluss werden Halspastillen verteilt, damit man bei den anschließenden Konzerten wieder nach Herzenslust schreien kann.

Fachsimpelei unter Metalheads wird zur Pokerpartie

Zu Wacken gehört übrigens nicht nur, Metal zu hören – sondern auch, über Metal zu reden. Die gepflegte Fachsimpelei über Bands, Künstler und Subgenres ist integraler Bestandteil des Lebensstils. Auf Klappstühlen um einen Campingtisch gruppiert werden Vor- und Nachteile von Death, Black, Thrash und Power Metal erörtert. Dabei lauern einige Stolpersteine: Denn in eigentlich jedem dieser Gesprächskreise gibt es ein wandelndes Metallexikon. Das blättert gern in den Fußnoten und doziert über den Wandel einer Band nach dem Weggang des zweiten Drummers im Jahr 1992.

Als Feld-, Wald- und Wiesenmetaller gerät man im direkten Austausch mit diesen Alles-Wissern zwangsweise an die Grenzen seines Wissens. Dann beginnt die mentale Pokerpartie: Wie lange kann man mit Nicken, Brummen und anderen Geräuschen noch Sachkenntnis simulieren? Wann ist der Punkt erreicht, an dem man einfach zugibt, die als stilprägend beschriebene Kombo, die nur zwei Jahre existierte und sich dann auflöste, nicht zu kennen. Es folgt der zwingende Triumph von gegenüber: "Hömma, was stimmt denn nicht mit dir?!"

Fast alle Besucher bei der Feuershow der Band Sabaton

„Morning vocal test, morning vocal test“ Nach dem Aufstehen am Freitag müssen erst einmal die Grundfunktionen überprüft und durch im Zweifelsfall große Mengen Koffein wieder hergestellt werden. Schließlich warten an Tag zwei unter anderem Body Count, Anthrax und Slayer auf die Metalheads. Also gilt es, die Reste der Müdigkeit abzuschütteln und den Donnerstagabend noch einmal Revue passieren zu lassen. Wie war das jetzt gleich mit Sabaton? Ach ja. Die Schweden mit dem Hang zum Schlachtengesang haben ihren 20. Geburtstag auf zwei Bühnen gleichzeitig und mit viel Feuerzauber gefeiert. Gefühlt fast alle 75.000 Leute schauen zu – wie viele aus Neugier, was die Herren denn nun mit der zweiten Bühne anfangen (nicht viel) und wie viele, weil sie Fans sind? Man weiß es nicht.

Etwas bescheidener (bis auf das nur mit Sauerstoffgerät besteigbare Marshall-Verstärker-Gebirge) ließen es die australischen AC/DC-Epigonen Airbourne angehen. Sänger Joel O'Keeffe füllte gestenreich eine Reihe Jacky-Colas in Becher und stieß mit seinen Kollegen auf 30 Jahre Wacken an. Das Publikum bekam auch einen halbleeren Becher ab – via Weitwurf. Na, ja. Was soll der Geiz? Egal, nun muss erst einmal Kaffee her.

Thomas Körn ist seit 21 Jahren Wacken-Polizist

 Thomas Körn arbeitet seit 1998 während des Festivals an der Wacken-Wache.
Thomas Körn arbeitet seit 1998 während des Festivals an der Wacken-Wache. © picture alliance/Axel Heimken/dpa

30 Jahre Wacken Open Air, das bedeutet auch jahrzehntelange Arbeit für die Polizei. Davon kann Thomas Körn ein Lied singen: Er ist seit 1998 Teil der Wacken-Wache. Bei seinem ersten Mal auf dem Acker in Schleswig-Holstein, habe er ganz schön gestaunt: „Damals war alles uriger, und die Besucher waren anders. Es waren einige Freaks dabei, aber auch sehr interessante Leute. Da gab's viel fürs Auge.“ Zum Beispiel die Gruftis, die anstelle eines Zeltes mit einem Leichenwagen angereist seien - inklusive Sarg.

Auch sonst habe er große Augen gemacht. Es fehlte an allem, sowohl an der Ausstattung, aber auch an der Sicherheit auf dem Campingplatz, erzählt er. Zu dieser Zeit seien knapp 26.000 Besucher zum Festival gekommen. Das war schon damals eine Menge für ein Dorf, es war allerdings nur rund ein Drittel der heutigen Besucherzahl von 75.000. So wie die Veranstalter haben auch die Polizisten klein angefangen. Nur zehn oder zwölf Beamte waren anfangs eingesetzt, erzählt Körn. „Das hat mir mehr Spaß gemacht, weil es mehr zu tun gab.“ Inzwischen seien es insgesamt 300 Polizisten.

Die Arbeit heute habe aber auch Vorteile: Zwischen Besuchern und Polizisten herrsche ein sehr entspanntes Verhältnis. Das sei nicht immer so gewesen, erzählt der Polizeihauptkommissar. „Die Metalheads haben schon öfter mal Bierdosen nach uns geworfen.“

Inzwischen gebe es kaum mehr Einsätze auf dem Gelände: „Wir müssen viel mehr außerhalb des Geländes schlichten und eingreifen - dort, wo die Festivalbesucher nicht sind.“ Denn die Festivalbesucher seien nach wie vor „der freundlichste schwarze Block der Welt“.

Polizei: Ein überaus friedlicher Start

Der offizielle Start des Wacken Open Air verlief aus Sicht der Polizei friedlich. Zwar hatten die Einsatzkräfte einiges zu tun, oft waren es jedoch nur Streitigkeiten, die geschlichtet oder Verkehrsbehinderungen, die behoben werden mussten.

Bei dem Gros der bis Freitag notierten Straftaten handelt es sich um Diebstähle. Mehr als 20 Besucher zeigten den Verlust ihres Portemonnaies aus einer Tasche an, rund 20 Metalheads meldeten einen Diebstahl aus ihrem Zelt. Die meisten der Opfer hatten ihre Unterkünfte nicht verschlossen und Geld sowie Fahrzeugschlüssel darin deponiert. Diebe hatten damit laut Polizei leichtes Spiel.

Ein teures Bad nahm am Donnerstagnachmittag ein Metal-Fan, der zu Gast im Wackener Schwimmbad war. Ihm wurden 500 Euro gestohlen. Neben Diebstählen registrierten die Beamten auch Drogendelikte. So mussten vier Männer ihren in einer Dose verwahrten Vorrat an Marihuana einer Streife übergeben. Das Behältnis entdeckte ein Mitarbeiter der Security bei der Einlass-Kontrolle der Besuchern im Alter von 46, 47 und 50 Jahren. Die Beschuldigten müssen sich nun wegen des unerlaubten Besitzes von Betäubungsmitteln verantworten.

Eine Anzeige wegen der Beleidigung handelte sich ein Hamburger ein, als er sich in der Nacht zu Freitag vor einen langsam fahrenden Streifenwagen stellte und diesen damit zum Anhalten zwang. Der 24-Jährige sah die zwei im Fahrzeug sitzenden Beamten an und zückte grundlos seinen Mittelfinger. Der Stinkefinger galt zweifelsfrei den Polizisten, die darauf die Personalien des Mannes feststellten.

Donnerstag, 1. August 2019:

Wacken Open Air: Wer sind bloß die "beschissenen Sechs"?

Überraschungsauftritte und Besuche von Bands, die man auf dem ersten und zweiten Blick nicht in Wacken vermutet, gehören auch bereits zu den Traditionen des Wacken Open Airs. So waren in der Vergangenheit bereits Auftritte von Lotto King Karl, Heino, Otto Waalkes und Helge Schneider zu erleben. Dieses Jahr wurde eine unbekannte, erfolglose Band aus Hannover für die Biergartenbühne angekündigt: nicht die Scorpions, sondern Die beschissenen Sechs. Hinweise, wer sich dahinter verbirgt, gab es genug, „Time To Wonder“ stand im Programmheft. Alles klar, Fury In The Slaughterhouse.

Tatsächlich stehen die Gebrüder Wingenfelder und ihre Band auf der Bühne, lassen es gut krachen und zitieren auch die Rolling Stones mit „The Last Time“. Der Biergarten platzt aus allen Nähten, die Stimmung ist gut. Nur ein Metalhead sagt vernehmlich „Die können sich für immer Die beschissenen Sechs nennen“, und trollt sich zu Testament auf der „Harder“-Stage. Eine gute Wahl, die Thrash-Metal-Altmeister aus der Bay Area wissen noch, wie man eine harte Kante näht – und Staub aufwirbelt, der dieses Jahr bislang den Schlamm als ewigen Begleiter ablöst.

Zwei Bühnen weiter preist die Schweizer Alt-Garde Krokus ein letztes Mal die Wonnen des klassischen Hardrock. Die 1975 gegründete Band mit turbulenter Historie löst sich Ende des Jahres auf. Für Kenner eine schlechte Nachricht und von denen scheint es einige hier zu geben: Das Infield ist gut gefüllt mit lautstark feiernden und leise vor sich hinschwitzenden Fans.

Wacken: Jetzt geht es los – drei Hauptbühnen eröffnet

So, nu is richtig Wacken! Am Donnerstagmittag sind auch die drei ganz großen Hauptbühnen auf dem Infield eröffnet, die Massen entern das Gelände, strömen zum ersten ganz großen Konzert des Jubiläums-W.O.A. – und zu den Bars, denn die Sonne scheint und es ist sommerlich warm. Teil der Wacken-Tradition ist das Konzert von Skyline zum Auftakt – in diesem Jahr mit Wacken-Gründer Thomas Jensen am Bass in seiner alten Kapelle, mit der alles begann damals. Und auch die Mutter der Metalkompanie, Doro, lässt sich einen Gastauftritt nicht nehmen.

Am Abend schütten hier Airbourne, Dark Funeral und Hammerfall die erste große Kelle Hardrock, Black Metal und klassischer Heavy Metal aus. Nicht zu vergessen Sabaton: Die schwedischen Metal-Historiker nehmen gleich zwei Bühnen auf einmal in Beschlag. Das Wacken-Motto „Faster, Harder, Louder“ ergänzen sie um „Bigger“. Größer geht immer, besonders in Wacken. Wir sind schon gespannt (auch wenn wir mit dem heroischen Fäusteschüttel-Metal von Sabaton nicht wirklich viel anfangen können)!

Diebe vergehen sich in Zelten

Die Campingflächen rund um das Gelände sind so voll, dass bereits Ausweichflächen bereitgestellt werden. Das teilt die Polizei am Donnerstagmorgen mit. In der Nacht zu Donnerstag habe es einige Diebstähle aus Zelten gegeben, zum Teil mehrere hundert Euro. Dabei drangen die Diebe in die unverschlossenen Zelte ein, während dort Personen schliefen. In einem Fall stahlen sie einen Autoschlüssel und Dinge aus dem Auto des Besitzers. In diesem Zusammenhang rät die Polizei nochmals, die Zelte auch während der Schlafenszeit zu sichern und dort keine größeren Geldbeträge zu verwahren.

Wacken Open Air: Besucherin von Mann attackiert

Gegen Mitternacht ist auf den Campingflächen eine 26-jährige Frau von einem Mann angegangen worden und zog sich dabei Kratzwunden an Arm und Hand zu. Die Polizei schrieb eine Anzeige wegen Körperverletzung.

Dekorative Wölkchen am ersten offiziellen Tag

Hui, das war aufregend – zumindest klang es so. Am späten Mittwochnachmittag ploppt auf einmal eine Warnung der Wacken-App auf, parallel schallen Durchsagen aus den Lautsprechern auf dem Gelände: Eine Gewitterfront nähert sich Wacken, das riesige Zirkuszelt, in dem zwei der neun Bühnen stehen, wird geräumt, die Metalheads werden angewiesen, sich zu ihren Autos zu begeben und dort Schutz zu suchen. Tatsächlich regnet es etwas und am Horizont hängen unheilverkündende dunkle Wolken.

Doch schon kurz danach die Entwarnung: Blitz und Donner nehmen Rücksicht auf die bereits nahezu vollständig angetretenen 75.000 Metaller aus aller Welt und ziehen knapp am "Holy Wacken Land" vorbei. Bis auf ein paar nass geregnete T-Shirts und etwa eine Stunde Verspätung im Rest des Programms sind keine Opfer zu beklagen. Schon kurz nach dem Wiederanpfiff ist das Zelt erneut so voll, dass die nächste Nachricht kommt: Einlassstop wegen Überfüllung. Und das bleibt so, bis weit nach Mitternacht, als nach Rose Tattoo die Sisters of Mercy auftreten.

Macht aber nix, man kann Angry Anderson, den in Ehren gealterten Frontmann der Australier und danach Andrew Eldritch und seine Mitstreiter auch draußen hören - oder um die Ecke auf der Wasteland Stage die Knüppelbriten von Cancer bejubeln.

Vielleicht möchte man auch noch eine Kleinigkeit einkaufen, ein paar Meter weiter im monströs großen Supermarkt, der erstmals auf dem Gelände steht. Der hat am Mittwoch um diese Zeit allerdings schon geschlossen – wer aber an den drei Haupttagen shoppen möchte, kann das von 8 Uhr morgens bis 2 Uhr nachts (!) tun. Kann schließlich sein, dass einen kurz vor dem Schlafen gehen noch die Lust auf ein Müsli überfällt.

Apropos Müsli: Das Frühstück am Donnerstag findet wieder im strahlenden Sonnenschein statt, nur ein paar dekorative Wölkchen zieren den Himmel, von Regen keine Spur.

Heute ist der erste offizielle Tag der Jubiläumsausgabe des Wacken Open Air, unter anderem stehen Sabaton (die ebenfalls Geburtstag feiern, den 20.), Testament und The Boss Hoss auf dem Programm.

Mittwoch, 31. Juli 2019:

Unwetter zieht doch an Wacken vorbei

Entwarnung in Wacken: Seit 18.30 werden die bereits geräumten Bühnen auf dem Festivalgelände wieder freigegeben. Der Veranstalter ist davon überzeugt, dass die Gewitterzelle wohl knapp vorbei zieht.

Nebenbühnen wegen Unwetter geräumt

Da braut sich etwas zusammen: Wegen Unwetters ist das Gelände am Mittwochabend teilweise geräumt worden. Im Wackinger Village und im Bereich vor einer Bühne wurden die Fans aufgefordert, das Gelände zu verlassen und in den Fahrzeugen Schutz zu suchen, wie die Polizei mitteilte. Diese beiden Bereiche waren für die Besucher bereits zugänglich, das übrige Gelände wird am Donnerstag eröffnet.

Fahrzeuge stehen in einer vom Regen überfluteten Straße in Flensburg.
Fahrzeuge stehen in einer vom Regen überfluteten Straße in Flensburg. © dpa

Betroffen war auch der Auftritt der „Wacken Firefighters“. Die Show der örtlichen Feuerwehrkapelle gilt als inoffizieller Auftakt des Festivals. Sie wurde nach dem dritten Lied abgebrochen. Eine offizielle Unwetterwarnung gab es zunächst nicht. Der Campingplatz war nicht betroffen. Das Unwetter hatte zuvor in Flensburg sein Unheil angerichtet und Straßen überspült.

Blaskapelle „Wacken Firefighters“ bringt Metalfans in Stimmung

Eine Blaskapelle, die ein Heavy-Metal-Festival eröffnet – klingt komisch, hat auf dem „Wacken Open Air“ aber eine lange Tradition. Mit dem Auftritt des Musikzugs der örtlichen Feuerwehrkapelle ist das Festival in der schleswig-holsteinischen Gemeinde am Mittwochabend inoffiziell gestartet. Stehen die Besucher sonst eher auf harte Klänge, schunkelten sie bei der Show der „Wacken Firefighters“ zu Schlagern und Ballermann-Klassikern.

Keine Anreise ohne Ticket

Die Festivalleitung rät dringend davon ab, ohne gültiges Ticket das Festivalgelände anzusteuern. Das Wacken Open Air ist schon seit einem Jahr ausverkauft, auf das Gelände und die Park- Campingplätze kommen aber nur die Inhaber einer Eintrittskarte. "Wir empfehlen allen ohne Tickets, das gesamte Gebiet großräumig zu umfahren. Die Straßen sind voll und der Anreiseverkehr läuft weiterhin. Durch die Sperrungen im Dorf sind auch keinerlei Parkmöglichkeiten für "Zaungäste" vorhanden!", heißt es in einer Mitteilung.

Altenheim auf Wacken-Tour

Ilse Schäfer ruft „Wackeeen“, und die zwölf Insassen des Busses machen die „Pommes-Gabel“ - den Metal-Fan-Gruß mit ausgestrecktem Zeigefinger und kleinem Finger. Grundsätzlich nichts Ungewöhnliches auf dem Wacken-Festival - wäre Schäfer nicht 92 Jahre alt und säße im Kleinbus eines Seniorenheims.

Das „Haus am Park“ in Heide (Schleswig-Holstein) macht bereits zum sechsten Mal mit einigen Bewohnern einen Ausflug zum berühmten Heavy-Metal-Festival von Wacken. Diesmal sind 13 Senioren dabei, drei von ihnen sind „Wiederholungstäter“ - sie waren schon in den vergangenen Jahren mit von der Partie.

Angefangen hatte alles mit Rüdiger Pahl, erklärt die Hauswirtschaftsleitung des Hauses, Susann Kroos. Der heute 59-Jährige hört gerne AC/DC und wollte schon immer mal nach Wacken. Den Wunsch erfüllte Kroos nur zu gerne und machte ihm mit dem Ausflug vor sechs Jahren eine Geburtstagsüberraschung.

Seitdem hat der Rentner vier Wacken-Shirts im Schrank und andere mit seiner Begeisterung angesteckt. „Wir bekommen jetzt die Generation Heavy-Metal ins Heim“, erklärt Kroos, selbst im Wacken-Shirt.

Die Stimmung im Bus ist gut. Da sei es auch gar nicht so wichtig, ob man auf Heavy Metal steht oder nicht. Er könne mit der Musik nur wenig anfangen, sagt Gustav Jacobs, 89 Jahre alt und zum ersten Mal in Wacken. Aber das macht ihm nichts aus: „Es muss in der Welt für jeden etwas geben.“

"Metal Train" rollt ein

Einen Tag vor dem offiziellen Beginn des Wacken-Festivals ist am Mittwochmorgen der Sonderzug mit Schlaf- und Barwagen sowie DJ-Programm in Itzehoe (Kreis Steinburg) eingetroffen. Der sogenannte Metal-Train war am Dienstagabend in München losgefahren und machte unter anderem in Frankfurt und Köln Halt.

Für die rund 800 Metalfans an Bord ging es mit einstündiger Verspätung anschließend mit Bussen weiter in das knapp 20 Kilometer entfernte Wacken. Zwei Personen mussten wegen schlechten Benehmens aus dem Zug geholt werden, wie die Bundespolizei mitteilte. Ansonsten sei alles friedlich verlaufen.

Zur 30. Auflage des Festivals werden rund 75.000 Besucher und 200 Bands erwartet, die Tickets sind seit knapp einem Jahr ausverkauft. Die Polizei geht aber auch in diesem Jahr von einem weitgehend friedlichen Verlauf aus.