Berlin/Halstenbek. Nach Verhaftung von Andre M. aus Halstenbek ist eine neue Drohmail mit rechtsextremem Inhalt aufgetaucht. Gibt es weitere Täter?
Nach der Verhaftung von André M. aus Halstenbek im Fall bundesweit verschickter Mails mit rechtsextremistischem Inhalt geht die Berliner Staatsanwaltschaft jetzt von mindestens einem zweiten Verdächtigen aus. Das sagte Sprecher Martin Steltner am Dienstag unter Bezug auf eine neue Drohmail, die sich gegen die Berliner Generalstaatsanwältin Margarete Koppers richtet und von einem sogenannten "Staatsstreichorchester" kommen soll. "Diese Mail ist uns bekannt, wir nehmen sie sehr ernst und gehen dem mit Hochdruck nach."
Der Berliner Sender RBB hatte mitgeteilt, dass die Mail dem ARD-Magazin "Kontraste" vorliege. "Sie möchten sicher nicht, dass eines Tages Frau Generalstaatsanwältin Margarete Koppers etwas zustößt, oder?" zitierte der RBB daraus. Die angebliche Gruppe "Staatsstreichorchester" fordere darin 100 Millionen Euro in der Kryptowährung "Monero". Anderenfalls werde eine neue Terrorgruppe entstehen.
Drohung mit Progromen gegen Juden und Muslime
"Wir werden alles daran setzen, dass es bald wieder Pogrome in diesem Land gibt und dass sich kein Jude, Moslem (…) oder auch linke Journalisten und Politiker sicher fühlen", heißt es demnach in dem Schreiben.
Das "Staatsstreichorchester" sei aus anderen Mails bekannt, sagte Sprecher Steltner der dpa. Ob es einen Zusammenhang zwischen der möglichen Gruppierung und dem Tatverdächtigen gebe, der seit Sonnabend in Schleswig-Holstein in Untersuchungshaft sitzt, sei Gegenstand der Ermittlungen.
"Apfelfest-Bomber" und "Feuerteufel"
Die federführende Generalstaatsanwaltschaft Berlin hatte am Wochenende einen Haftbefehl gegen den 30-Jährigen André M. aus Halstenbek vollstrecken lassen, der als Feuerteufel und Apfelfestbomber von Rellingen bekannt geworden ist. Er soll für die bisherige Serie von mehr als 200 Drohschreiben mit rechtsextremistischen Inhalten verantwortlich sein und ganz Deutschland mit Bombendrohungen überzogen haben.
Am Donnerstagnachmittag hatten Spezialkräfte die Wohnung in Halstenbek, in der Andre M. bei seinen Eltern lebt, durchsucht und Computer, Handys und Unterlagen beschlagnahmt. Ein Haftbefehl war zunächst nicht beantragt worden, mangels dringendem Tatverdacht. Der 30-Jährige, der psychisch labil wirkte, kam zunächst nur in eine psychiatrische Einrichtung. Dort wurde er nach Erlass des Haftbefehls festgenommen und soll in den nächsten Tagen nach Berlin überstellt werden.
"Nationalsozialistische Offensive" als Absender
Die Drohmails, mit denen André M. in Verbindung gebracht wird, waren adressiert an Gerichte und öffentliche Einrichtungen, aber auch an Politiker, Anwälte und den Zentralrat der Juden. Unterzeichnet waren die Schreiben mit „Nationalsozialistische Offensive“, „Wehrmacht“ oder „RAF“. Die Polizei ließ mehrfach aus Sicherheitsgründen Gebäude evakuieren – etwa den Lübecker Hauptbahnhof, die Landgerichte in Itzehoe und Kiel oder die Rathäuser in Rendsburg und Flensburg. Die Gebäude wurden mit Sprengstoffspürhunden abgesucht. Gefunden wurde nichts.