Kiel/Heiligenhafen. Immer häufiger richten Stürme schwere Schäden an und der Sand ist immer schneller weg. Minister fordert „neue Strategien“.

Wird es in einigen Ostsee-Orten in Zukunft keinen Strand mehr geben? Schleswig-Holsteins Tourismusminister Bernd Buchholz (FDP) hat am Freitag im Kieler Landtag „nachhaltige Lösungsansätze“ gefordert. Er ließ dabei offen, wie sie aussehen könnten. Klar ist allerdings, was seiner Ansicht nach nicht mehr geht: „Wir können den Kommunen nicht jedes Jahr einen Fonds für Sturmschäden hinstellen, um dann zu registrieren, dass wir immer wieder an derselben Stelle tätig werden.“

Im Moment sieht es allerdings genau danach aus. Denn immer häufiger richten Stürme schwere Schäden an der schleswig-holsteinischen Ostseeküste an. Im Januar 2017 war es Sturmtief „Axel“, in diesem Jahr folgten „Zeetje“ (2. Januar) und „Benjamin“ (8. Januar). Minister Buchholz ist genervt. „Das Sturmtief ,Axel‘ hatte enorme Schäden hinterlassen – im Grunde genau bei den Kommunen, die nun wieder betroffen sind“, sagte er am Freitag im Landtag. „Der Sand, der aufgespült wurde, ist wieder weg.“ Der Sonderfonds, den das Land 2017 als Nothilfe für die vom Sturm betroffenen Kommunen aufgelegt habe, sei „quasi verpufft“. 1,4 Millionen Euro seien damals ausgezahlt worden. „Das Geld hat sich die Ostsee geholt. Jetzt steht der Schönberger Bürgermeister wieder vor nacktem Asphalt an seinem Strand“, sagte Buchholz.

Hohe Sandverluste und Steilküstenabbrüche

Den Sand‑– und das Geld –‑hat die jüngste Doppel-Sturmflut weggerissen: „Zeetje“ und „Benjamin“. Auch Heiligenhafen war nach 2017 erneut betroffen. Vom Strand sei so gut wie nichts mehr da, klagte Bürgermeister Heiko Müller nach dem jüngsten Hochwasser. Eine Million Euro dürfte die Neuaufspülung des gerade mal zwei Jahre alten Strandes kosten. Schäden wurden auch aus Sierksdorf, Fehmarn, Wangels, Laboe, Schönberg, Heikendorf, Damp, Schönhagen und der Geltinger Bucht gemeldet. „Diese Angaben sind allerdings noch nicht geprüft – und sie sind noch nicht vollständig“, sagte Buchholz. Sierksdorf, Heiligenhafen, Fehmarn und Laboe haben die höchsten Schadenssummen gemeldet. Überall dort ist es offenbar zu hohen Sandverlusten und Steilküstenabbrüchen gekommen. Vorläufige Schadensbilanz: insgesamt fünf Millionen Euro. Das ist deutlich weniger als 2017, damals betrug die Schadenssumme zwölf Millionen Euro.

Küstenschutzmaßnahmen an der Ostsee

Die Opposition forderte den Minister auf, sofort Hilfe zur Verfügung zu stellen. Mit einem „Schlafstrandkorb ohne Strand“ würde man Touristen abschrecken, sagte die SPD-Abgeordnete Regina Poersch. „Das Land darf die Kommunen jetzt nicht im Stich lassen.“ Flemming Meyer vom SSW wies auf die Ursachen der Fluten hin. „Wir kommen nicht umhin festzustellen, dass Stürme und Sturmfluten in ihrer Intensität und Häufigkeit zugenommen haben – ein Ergebnis des Klimawandels“, sagte er. „Wir wissen also bereits heute, dass uns derartige Ereignisse weiterhin treffen werden – vermutlich in immer kürzer werdenden Abständen.“ Auf lange Sicht benötige man deshalb auch an der Ostsee Küstenschutzmaßnahmen. Die Gemeinden an der Küste müssten bei der Bauleitplanung umdenken. „Es kann nicht angehen, dass Häuser im unmittelbaren Risikobereich gebaut werden dürfen“, so Meyer.

Buchholz will nun erst einmal zweierlei tun: den Kommunen erneut helfen und nachhaltige Lösungen finden. „Überall in Schleswig-Holstein wird man die Strände im Sommer als touristisches Highlight empfinden“, versprach er. Allerdings gelte auch: „Mit unseren bisherigen Strategien kommen wir nicht über die nächste Sturmflutsaison hinaus.“