Kiel. Betten an Nord- und Ostsee gefragt wie lange nicht. Dank des guten Wetters gibt es für Kurzentschlossene kaum noch Unterkünfte.
Das ungewöhnlich warme und sonnige Wetter hat zu einem Ansturm auf Ferienorte an der Nord- und Ostsee geführt. Wer spontan ein Wochenende an der See verbringen will, hat es schwer, eine Übernachtungsmöglichkeit zu finden. Viele Hotels sind besonders an den Wochenenden ausgebucht. Und das, obwohl das Angebot deutlich gewachsen ist. Da gibt es seit vergangenem Jahr etwa das Barefoot Hotel von Til Schweiger. Seit 2015 das a-ja-Resort in Grömitz. Oder seit 2014 das Hotel Zweite Heimat in St. Peter-Ording – um nur einige Beispiele zu nennen.
„Der Mai hat bei uns alle Rekorde gebrochen und hat uns Zahlen wie in der absoluten Hauptsaison beschert“, sagt zum Beispiel Thies Jahn, Leiter des Tourismus-Service-Centers in St. Peter-Ording. Und der Trend setze sich weiter fort. „Wir haben mehr kurzfristige Buchungen denn je.“ Gerade aus Hamburg würden viele Touristen nach St. Peter-Ording strömen, die spontan die Stadt verlassen wollen. „Für die Menschen in der Hansestadt ist St. Peter eine Art Kultort geworden.“ Der Trend zu kurzfristigen Buchungen sei nicht erst seit diesem Jahr zu beobachten, sagt Jahn. „Deshalb haben immer mehr Anbieter von Ferienwohnungen auch ihre Bedingungen umgestellt und nehmen für zwei oder drei Nächte Buchungen an.“
Wetter spielt Betreibern in die Karten
In St. Peter-Ording sind die meisten Unterkünfte aber auch schon für die Sommermonate ausgebucht. „Bei uns sind nur noch einzelne restliche Kapazitäten frei“, sagt Jahn. So rechnen er und seine Kollegen damit, dass die Auslastung 2018 über der im vergangenen Jahr liegen wird. Auch auf Föhr ist man über das Wetter der vergangenen Wochen glücklich. „Die Temperaturen haben uns in die Karten gespielt“, sagt Ann-Kathrin Meyerhof, Sprecherin der Föhr Tourismus GmbH.
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„Die Betreiber der Unterkünfte sagen uns, dass sie wahnsinnig viele kurzfristige Buchungen aufgrund der tollen Temperaturen haben.“ Deutlich mehr als in den vergangenen Jahren. Dazu kämen jede Menge Tagestouristen. „Wenn man am Wochenende vormittags an den Fähranleger geschaut hat, konnte man sehen, wie viele Menschen dort von Bord gegangen sind“, sagt Meyerhof weiter. „Belastbare“ Zahlen zu der Saison habe sie bisher aber noch nicht.
Traumhafte Bedingungen
Wer die Pfingstferien im Mai auf der Insel verbrachte, habe traumhafte Bedingungen vorgefunden. „Da wird sich jeder geärgert haben, der extra nach Spanien geflogen ist“, so die Sprecherin. Auf der Nordseeinsel hoffe man nun, dass es nach ein paar kühleren Tagen bald wieder freundlich werde. „In etwa zwei Wochen beginnen die ersten Bundesländer mit ihren Sommerferien.“ Sylt blickt ebenfalls auf einen „fabelhaften“ Mai zurück, sagt Jutta Vielberg, Sprecherin von Sylt Marketing. „Ich habe viele zufriedene Hoteliers gesprochen.“ Auch hier stelle sich die Branche darauf ein, dass immer mehr Touristen spontan anreisen.
Einfach ist es derzeit nicht, noch Übernachtungsmöglichkeiten an der See zu bekommen, wie beispielsweise in Scharbeutz. „Die Buchungslage am kommenden Wochenende ist sehr gut, die großen Hotels sind weitgehend belegt“, sagte André Rosinski, Vorstand der Tourismus-Agentur Lübecker Bucht. Auch er berichtet von vielen kurzfristigen Buchungen wegen des konstant guten Wetters in den vergangenen Wochen. Wer noch ein Zimmer für das kommende Wochenende benötige, solle sich direkt an die Tourismus-Agentur wenden. Beeilen sollten sich auch die Gäste, die eine Unterkunft zum SUP (Stand up Paddling) Worldcup vom 29. Juni bis zum 1. Juli suchen, so Rosinski.
Saison in Heiligenhafen gut angelaufen
In Travemünde sieht es ähnlich aus. „Die Nachfrage nach Hotels, Pensionen und Ferienwohnungen in Travemünde ist an diesem Wochenende groß. Dazu trägt auch eine Oldtimer-Rallye bei, die hier zu Gast ist“, sagt Uwe Kirchhoff, Kurdirektor von Travemünde. „Generell gilt, in den Sommermonaten sollten die Gäste frühzeitig reservieren.“ Der Kurdirektor geht sogar noch weiter. „Wir steuern aufgrund der großen Nachfrage durch das gute Wetter auf einen neuen Übernachtungsrekord zu.“
Auch in Heiligenhafen ist die Saison sehr gut angelaufen. Wer spontan ein Hotelzimmer sucht, kann nur hoffen, dass jemand kurzfristig storniert hat. „Unsere 15 Zimmer sind an Wochenenden ausgebucht“, sagt Dietmar Rieve, Chef des denkmalgeschützten Hotels Stadt Hamburg. Während der Woche könne man eventuell Glück haben. Rieve rät aber, unbedingt vorher anzurufen, „Ich schicke jeden Tag eine Reihe von Leuten weg.“
Wochenenden stark gebucht
Auch im Beach Motel, das wegen seiner Lage am Strand besonders beliebt ist, sind allenfalls die Woche über noch gelegentlich Zimmer frei, sagt Hotelier Jens Sroka. Die Wochenenden seien stark gebucht, von Sonntag auf Montag gebe es immer wieder freie Zimmer. Auch in der benachbarten Bretterbude, die preiswertere Zimmer anbietet, kann Hoteldirektorin Katrin Jung spontanen Gästen nur wenig Mut machen: „Es lohnt sich aber immer anzurufen und nachzufragen.“
Ähnlich ist die Lage auf Sylt. „Eine vollständige Auslastung gibt es eigentlich nie“, sagt Jutta Vielberg, Sprecherin von Sylt Marketing. Irgendetwas gebe es immer noch. Die Expertin rät allerdings allen Interessierten, sich von zu Hause aus zu informieren. „Wenn sie erst hier auf der Insel sind, kann es schon eng werden.“ Für Kurzentschlossene habe die Insel auf der Internetseite sylt.de eine Last-minute-Rubrik eingerichtet.
„Spontane Buchungen sind ein großer Faktor“
Wer spontan ein paar Nächte in Großenbrode verbringen möchte, hat noch Chancen. „Wir können da helfen“, sagt Ubbo Voss, Geschäftsführer vom Großenbrode Tourismus Service. Allerdings vor allem in den Pensionen und den drei Hotels, da die Ferienwohnungen meist erst ab einer Woche zu haben sind. „Spontane Buchungen sind mittlerweile ein großer Faktor, das merken wir“, sagt Voss. Im Mai bescherte das gute Wetter Großenbrode ein Plus von 30 Prozent bei Buchungen im Vergleich zu den Vorjahren.