Heiligendamm. Neuer Direktor will die Auslastung des Hauses an der Ostseeküste erhöhen, die im Moment bei 58 Prozent liegt. Das sind die Pläne.
Die Ostsee lässt Thilo Mühl nicht mehr los. Nach Stationen als Hoteldirektor im ehemaligen Steigenberger auf der Insel Rügen und auf Schlossgut Groß Schwansee an der Lübecker Bucht, stellt sich der gebürtige Braunschweiger jetzt einer neuen Aufgabe: Im ältesten deutschen Seebad, das in diesem Jahr 225. Geburtstag feiert, hat Thilo Mühl Anfang April die Leitung des Grandhotels Heiligendamm übernommen. Er folgt auf Thomas Peruzzo, der sich nach drei Jahren beruflich verändern wollte.
Kulturprogramm soll ausgebaut werden
In der Bibliothek des Luxushotels empfängt der neue Direktor zum Gespräch: „Die Geschicke dieses besonderen Hauses leiten zu dürfen, ist eine Ehre und natürlich auch eine Herausforderung.“ Die größte Herausforderung für Mühl dürfte die Auslastung des Hauses mit 181 Zimmern und Suiten sein. Da sei noch Luft nach oben, sagt Mühl. Dem Vernehmen nach liegt diese durchschnittlich bei rund 58 Prozent. „Wir wollen eine Auslastung von mehr als 65 Prozent erreichen, und das geht nur, wenn wir noch mehr Anreize schaffen, um hier bei uns in Heiligendamm einen Aufenthalt zu buchen“, sagt Mühl. Mit der Durchschnittsrate ist der neue Direktor dagegen zufrieden. Die liegt bei 270 Euro pro Nacht und Zimmer und dürfte damit die höchste an der Ostseeküste sein.
Um vor allem auch in der Nebensaison zusätzliche Gäste anzuziehen, soll das Kulturprogramm ausgebaut werden: „Wir setzen noch mehr auf Lesungen und klassische Konzerte“, sagt Mühl.
Aber auch das Wellnessangebot soll erweitert werden, eigentlich war das schon im vergangenen Jahr geplant. Doch die Baugenehmigung gestaltet sich offensichtlich schwierig. Aber im nächsten Jahr soll es losgehen: „Wir wollen ein weiteres Schwimmbad bauen, das dann Familien mit Kindern zur Verfügung steht. Außerdem ist ein großes beheiztes Außenschwimmbecken geplant“, sagt Mühl. Familien haben sich zu einer wichtigen Zielgruppe für das Grandhotel entwickelt. Zurzeit werden vier Suiten zu Familienappartements umgebaut: „In unserem Haus ist jeder herzlich willkommen. Wir fokussieren uns nicht auf einen Markt, sondern bieten für jede Zielgruppe etwas“, so Mühl.
Auch in der Gastronomie könnte es Zuwachs geben. „Es ist noch nichts entschieden, aber denkbar wäre ein neues Konzept mit mediterraner Küche.“
Hotelpersonal wird dringend gesucht
Der leidenschaftliche Hobbykoch setzt weiterhin auf das mit einem Michelin-Stern ausgezeichnete Restaurant Friedrich Franz: „Das ist für viele Gourmets ein Grund, um in unserem Hotel einige Tage zu verbringen“, weiß Mühl. Auch das Kurhaus- Restaurant sei gut ausgelastet.
Spätestens seit 2007, als sich hier die Staats- und Regierungschefs zum G-8-Gipfel trafen, gingen die Bilder vom Grandhotel Heiligendamm um die Welt. Damals hat Mühl noch das traditionsreiche Mühl Vital Ressort in Bad Lauterberg im Harz geleitet, das einem Verwandten von ihm gehört. Seine Ausbildung zum Hotelfachmann hat Mühl im legendären Palace in Berlin gemacht und danach dort in der Verkaufsabteilung gearbeitet. Seine Jugend verbrachte Mühl in Hannover. Er war ein begeisterter Hockeyspieler, doch dafür ist schon lange keine Zeit mehr. Seit sechs Jahren ist er Vater eines Sohnes. Noch lebt die Familie in Travemünde, ist aber auf der Suche nach einer neuen Bleibe in der Nähe des Grandhotels.
Bei Nachwuchskräften ein gefragter Arbeitgeber
Der Hotelier ist jetzt der Herr über rund 220 Mitarbeiter. Auch eine Herausforderung, denn in der Branche sind viele Stellen unbesetzt: „Wir haben einen großen Namen und sind deshalb besonders bei Nachwuchskräften ein gefragter Arbeitgeber. Aber natürlich müssen wir uns auch anstrengen, gute Mitarbeiter langfristig an uns zu binden.“ Deshalb gibt es Wohnungen für das Personal und eine „ordentliche Bezahlung“, sagt Mühl. Mit dem Thema kennt er sich aus, denn Mühl ist Mitglied im Präsidium des Dehoga Mecklenburg-Vorpommern und dort für die Nachwuchsarbeit verantwortlich: „Wir müssen den jungen Menschen vermitteln, welche Facetten und Karrierechancen Hotellerie und Gastronomie bieten“, sagt Mühl.
Viel Zeit für Hobbys bleibt Mühl in seiner neuen Position nicht. Aber es gibt da einen Wunsch, denn er sich mittelfristig erfüllen möchte. „Einen Oldtimer kaufen, am liebsten einen alten Mercedes“, sagt Mühl. Landstraßen, um Touren mit dem Auto zu machen, gibt es in der Umgebung von Heiligendamm bekanntlich ja viele.