Rantum/Sylt. Zu dem neuen Konzept für das Schullandheim auf Sylt gehört ein Neubau mit Laboren und Werkstätten, der Maßstäbe setzen soll.

Der erste Schritt ist geschafft. Oder vielleicht besser: der erste große Schritt. Denn um das vorübergehend in die Insolvenz geschlitterte Hamburger Schullandheim Puan Klent in Zukunft wirtschaftlich betreiben zu können, wurden bereits zahlreiche kleinere Schritte gegangen. Doch jetzt legte Berater Horst Bötcher, der interimsmäßig als Vorstandsvorsitzender der Betreiber-Stiftung eingesetzt wurde, das erste schriftliche Konzept vor.

Demzufolge ist auf dem Gelände in den Rantumer Dünen ein Neubau vorgesehen, der architektonisch einen spannenden Kontrast zu den Bestandsbauten und inhaltlich einen neuen Maßstab für Bildungs-und Begegnungshäuser in ganz Deutschland setzen soll.

Puan Klent soll Labore bekommen

„Das Syltum soll Puan Klent ein Profil geben, durch das es sich von den rund 50 anderen Insel-Schullandheimen absetzt“, so Bötcher, der seit Jahren als Berater von gemeinnützigen Tagungs- und Übernachtungsstätten arbeitet.

Sozusagen „on top“ zu den herkömmlichen Angeboten des Schullandheims sollten hier moderne Labore und Werkstätten zum Forschen und Entdecken entstehen – für Klassen aller Alters- und Schulstufen, aber auch für Gruppen aus Kirche und Sport, die auf der Suche nach Erholung und Entwicklung wären.

Pädagogisches Konzept klar umrissen

Der Neubau ergänzt die vorhandenen Gebäude, die alle „durchsaniert“ werden, und soll laut Bötcher „mit Form, Farbe und Materialien zum Eintreten auffordern“. In dem Konzept, das dem Abendblatt vorliegt, ist ein futuristischer Bau auf Stelzen abgebildet, der sich im Osten der Anlage über dem Mädchenhaus erhebt.

Das sei jedoch noch kein ernstzunehmender Entwurf, sondern mehr eine Vision, „die ein erstes Gefühl vermitteln soll“, betont Berater Bötcher. „Wir beginnen jetzt erst, unseren Gedanken Räume zu geben. Das Gebäude auf dem Bild ist ein Platzhalter, der weder in Form und Größe das abbildet, was am Ende entstehen wird.“

Das pädagogische Konzept dagegen ist schon sehr klar umrissen. Die Gäste sollen neben Unterbringung und Verpflegung bestimmte Module zu verschiedenen syltspezifischen Themen buchen können. „Im einen Modul könnte es vielleicht um „Klima, Wetter, Mensch“ gehen, im anderen um „Wasser für alle““, so Bötcher. Denkbar sei auch ein Programmpunkt „Gesunde Ernährung“, bei dem im Kombüsen-Labor gemeinsam gekocht würde.

Wenn gewünscht, könnten die Einheiten von Experten begleitet werden, mit denen Puan Klent zusammenarbeite. Das können Meeresbiologen, Klimaforscher oder Ernährungsberater sein. „Das Syltum soll ein Ort sein, an dem Forschen und Entdecken Spaß macht – ein Sehnsuchtsort und der atmosphärische Mittelpunkt von Puan Klent“, fasst Bötcher zusammen.

Das Jungenhaus soll „Backbord“ heißen

Bei der Sozialbehörde, dem Hamburger Bundestagsabgeordneten Johannes Kahrs (SPD), beim Sylter Bürgermeister und in den Gremien der Stiftung habe er das Konzept bereits vorgestellt und von allen positive Reaktionen erhalten. Das ist auch wichtig, denn ein überzeugendes Konzept ist die Voraussetzung für den Erhalt der 15 Millionen Euro, die der Bund für die Sanierung von Puan Klent in Aussicht gestellt hat (wir berichteten).

Die Bundesmittel fließen aber nur, wenn Puan Klent künftig wirtschaftlich betrieben wird. Daher wurden – parallel zur Erstellung des Konzepts – schon viele kleinere Maßnahmen untersucht und umgesetzt. „Wir haben Küchen- und Reinigungspersonal angehalten, auf die Kosten zu achten, haben überflüssige Telefonnummern gekündigt und überlegen, ab Mai mit einem Fundraising Mittel für die Umsetzung weiterer Ideen einzutreiben“, so Bötcher.

Bereits umgesetzt werden in diesem Tagen unter anderem ein besseres Leitsystem zur Orientierung auf dem Gelände und eine Umbenennung der Gebäude und Zimmer. Hier wird es künftig maritimer zugehen: Das ehemalige Jungenhaus wird „Backbord“ heißen, das Mädchenhaus „Bug“, die Speiseräume „Messe“ und das Büro der Hausleiterin „Brücke“.

Ein weiteres Ziel von Horst Bötcher ist, die Auslastung des Schullandheims zu erhöhen. Denn insbesondere in der zweiten Jahreshälfte und auch an manchen Wochenenden hat das Hamburger Schullandheim, das gerade um sein Überleben kämpft, noch Kapazitäten.