Kiel . Staatsanwaltschaft prüft Abrechnungsbetrug bei der Sportförderung. Fielmann-Mitarbeiter leistete sich Luxus-Leben.

Spektakulärer Betrug beim Hamburger Fielmann-Konzern: Die Kieler Staatsanwaltschaft ermittelt wegen Abrechnungsbetrugs bei der Sportförderung gegen einen ehemaligen Mitarbeiter von Fielmann und weitere Beschuldigte. Der entstandene Schaden liege im siebenstelligen Bereich, sagte Oberstaatsanwalt Henning Hadeler am Dienstag in Kiel, wie zunächst das „Flensburger Tageblatt“ berichtete.

Ein Fielmann-Sprecher bestätigte dem Abendblatt, dass das Unternehmen von einem Mitarbeiter in den Jahren 2013 bis 2015 um etwa eine Million Euro geschädigt worden sei. Durch verschiedene Vereinbarungen sei der Großteil des Schadens in der Zwischenzeit aber wiedergutgemacht worden. Die Zentrale der Fielmann AG mit Hunderten Mitarbeitern sitzt in Hamburg-Barmbek und steuert unter anderem das Filialnetz des Optikers.

Mitarbeiter in Vertrauensposition

Der seit seinem Ausbildungsbeginn 1997 ununterbrochen in verschiedenen Funktionen bei Fielmann tätige Mitarbeiter habe zuletzt in einer Vertrauensposition bei der Beauftragung, Betreuung und Abrechnung von Dienstleistern im Rahmen der Sportförderung gearbeitet. Fielmann unterstützte Fußball- und sonstige Sportcamps etwa für Kinder sowie Trikotaktionen im Breitensport. Über viele Jahre hinweg habe der Angestellte seine Aufgaben zuverlässig und loyal erfüllt, die Firma habe ihm vertraut, sagte der Sprecher.

Ab 2013 habe er die von ihm betreuten Dienstleister für Sportcamps und Trikotlieferanten jedoch dazu gebracht, überhöhte Abrechnungen von Leistungen auszufertigen. Die hieraus erzielten unberechtigten Mehreinnahmen habe der Mitarbeiter zum großen Teil für sich, seine Familie und Freunde sowie einige Kollegen verwandt, die aber vermutlich von seinen kriminellen Handlungen nichts wussten, sagte der Sprecher. Es hieß, der Angestellte habe sich einen opulenten Lebensstil geleistet.

Mitte Juni 2015 entdeckt

Die Machenschaften des Mitarbeiters seien Mitte Juni 2015 entdeckt worden, als die Staatsanwaltschaft Kiel den Optikkonzern um die Übermittlung von Unterlagen aus der Geschäftsbeziehung zu einem der Dienstleister gebeten hatte. Hierbei sei es jedoch noch nicht um die später festgestellten Verstöße gegangen, sondern um ein anderweitiges Ermittlungsverfahren gegen den Sportdienstleister.

Fielmann stellte den Mitarbeiter, in dessen Gewahrsam sich die erbetenen Unterlagen befanden, nach eigenen Angaben umgehend von der weiteren Tätigkeit frei und leitete eine interne Untersuchung ein. Tausende E-Mails und weitere Dokumente seien ausgewertet worden. Die Daten habe der Brillenkonzern im September 2015 zusammen mit einer Strafanzeige gegen den Mitarbeiter bei der Staatsanwaltschaft Kiel eingereicht.

Verdächtige Sportler

Die Staatsanwaltschaft ermittelt nun gegen den Fielmann-Mitarbeiter, aber auch gegen mehrere andere Tatverdächtige, darunter ein ehemaliger Spieler der Handball-Bundesligisten SG Flensburg-Handewitt und THW Kiel, wie Hadeler sagte. Die Spieler waren offenbar für die Camps gebucht worden.

Alle Tatverdächtige seien auf freiem Fuß. Möglicherweise komme der Vorwurf Bestechung und Bestechlichkeit im geschäftlichen Verkehr hinzu.

Bei Fielmann hat der Fall auch Auswirkungen für die Zukunft: Das Unternehmen hat sein Compliance-Managementsystem geschärft, um Verstöße schneller zu erkennen.