Lüneburg . Bei der unheimlichen Serie wurde auch ein Ehepaar aus Hamburg getötet. Polizei: Der Friedhofsgärtner war der Mörder.
Nach der Aufklärung von fünf jahrzehntealten Mordfällen in der Nähe von Lüneburg prüft die Polizei bundesweit weitere ungelöste Fälle. Es könne nicht ausgeschlossen werden, dass der Täter für weitere Morde verantwortlich sei, teilte die Polizeidirektion Lüneburg am Donnerstag mit.
Zwei Paare ermordet
Im niedersächsischen Landstrich Göhrde waren 1989 mitten in der Natur zwei Paare an zwei verschiedenen Tagen ermordet worden. Ein Ehepaar aus Hamburg war zum Picknick in das Gebiet gefahren, ebenfalls mit dem Auto waren eine Frau aus Uelzen und ihr Begleiter aus Hannover gekommen.
Außer den Morden an den Paaren lastet die Polizei dem Friedhofsgärtner auch den Tod einer 1989 in der Region verschwundenen Unternehmergattin an.
Der Gärtner nahm sich 1993 das Leben. Die Leiche der 1989 in der Region verschwundenen Unternehmergattin wurde in diesem September unter der Garage des Hauses entdeckt, in dem der Mann damals lebte. Die Polizei in Lüneburg will nun eine Clearingstelle einrichten, über die andere Polizeidienststellen einen Zusammenhang anderer Fälle mit den sogenannten Göhrdemorden prüfen lassen können. „Wir schließen erstmal nichts aus“, sagte Polizeisprecher Mathias Fossenberger.
Täter war wohl nicht allein
Die Polizei geht davon aus, dass der für die Morde in der Göhrde ermittelte Gärtner bei seinen Taten nicht immer allein gehandelt haben könnte. Dafür spreche unter anderem der Umstand, dass der damals 40 Jahre alte Mann mit seinem eigenen Wagen in das Waldgebiet gefahren sei, es nach dem ersten Doppelmord aber mit dem Auto seiner Opfer verlassen habe. Die Fahnder vermuten, dass ein möglicher Mittäter noch lebt. „Zu einer genauen Person sagen wir aus ermittlungstaktischen Gründen noch nichts.“ Die Fahnder prüfen nun, wo der Gärtner sich damals überall aufgehalten hat. „Es gibt Informationen zu Aufenthaltsorten auch weiter weg“, sagte der Polizeisprecher.
Die Chronologie:
Nach mehr als 28 Jahren sind die Göhrdemorde, eines der mysteriösesten Verbrechen in Norddeutschland, aufgeklärt. Der Täter ist längst nicht mehr am Leben. Eine Chronologie:
21. Mai 1989: Die 45 Jahre alte Ursula Reinold und ihr sechs Jahre älterer Mann Peter, der in Hamburg-Bergedorf als Kontrolleur für Molkereimaschinen arbeitet, fahren mit dem Atuo zum Picknick in die Göhrde, danach fehlt von ihnen jede Spur.
12. Juli 1989: Beerensammler entdecken die fast unbekleideten Leichen der beiden unter Zweigen Verborgen und bereits teilweise skelettiert. Die Todesursache lässt sich nicht mehr sicher feststellen.
27. Juli 1989: Erneut wird ein ermordetes Paar in der Göhrde gefunden. Es handelt sich um einen 43 Jahre alten Handelsvertreter aus Hannover und seine 46 Jahre alten Bekannte aus Bad Bevensen. Beide starben bei einem Ausflug in das Naturgebiet am 21. Juli. Die Frau wurde erschlagen, ihr Begleiter stranguliert und mit einem Kopfschuss getötet. Ihre Leichen werden nur rund 800 Meter vom Fundort der ersten Toten entdeckt.
04. Oktober 1989: Trotz einer Belohnung von 50 000 Mark gibt es noch keinen entscheidenden Hinweis auf den Mörder der Paare. Über 1300 Spuren und Hinweise aus der Bevölkerung bringen keinen Durchbruch.
Sommer 1991: Die Polizei prüft inzwischen Zusammenhänge an einem britischen Ehepaar in Südwales. Auch dort befindet sich der Tatort in der Nähe eines Truppenübungsplatzes und in der Göhrde üben Nato-Soldaten. Zu einem Durchbruch führen die Ermittlungen nicht.
14.07.2009: 20 Jahre nach den Verbrechen plant die Polizei, die letzten verbliebenen Spuren auszuwerten, dazu gehören zwei Haare aus einem Fluchtauto, die den Opfern nicht zugeordnet werden können. Viel hängt von der Qualität der Untersuchung ab.
27.05.2016: Ein 1993 gestorbener Friedhofsgärtner wird nicht nur mit dem spurlosen Verschwinden einer 41 Jahre alten Frau 1989 in Zusammenhang gebracht. Auch ein Zusammenhang mit den Göhrdemorden wird geprüft.
Herbst 2016: Eine DNA-Spur bringt nach langer Zeit Gewissheit. Spuren auf einer damals im Haus des tatverdächtigen Gärtners sichergestellten Handfessel führen zur Lösung des Falls der vermissten Frau. Die DNA stimmt mit höchster Wahrscheinlichkeit überein.
September 2017: Der Bruder der Frau und ehemalige Leiter des Landeskriminalamts Hamburg untersucht das damalige Haus des Gärtners und entdeckt dort die Knochenreste seiner Schwester.
Dezember 2017: Die DNA-Untersuchung der Haare mit modernsten Methoden bringt Gewissheit: Der Gärtner ist auch für die Göhrdemorde verantwortlich.