Elmshorn. Weil laut Bahn “die ganze Nacht durchgearbeitet“ wurde, wurde die Strecke Kiel-Hamburg am Freitag wieder freigegeben.
Die gute Nachricht: Der im Elmshorner Bahnhof entgleiste Zug ist geborgen worden. Mehr als sechs Stunden waren am Donnerstag zwei Kräne im Einsatz, um die aus den Schienen gesprungenen Waggons der Marschbahn wieder auf das Gleis zu setzen. Und eine weitere gute Nachricht: Die Reparaturarbeiten an den Gleisen gingen schneller voran als erwartet. Bereits am Freitagmittag wurden die seit dem Unfall gesperrten Gleise wieder freigegeben, sodass auch die Strecken nach Kiel und Flensburg wieder bedient werden können. Der erste Zug von Kiel nach Hamburg sei um 13.21 losfahren, sagte ein Bahnsprecher. In Elmshorn seien beide Gleise wieder befahrbar.
Zum Unglückszeitpunkt am Mittwochmorgen um kurz nach 7 Uhr, als der Zug in geringem Tempo den Bahnhof verließ, waren Bauarbeiter dort am Werk. Seit mehreren Monaten werden Gleise und Weichen ausgetauscht – darunter auch die Weiche, die den Regionalexpress mit der Nummer 11004 zum Entgleisen brachte. Laut Spekulationen in Internet-Bahnforen soll ein Stück Schiene, das zwei Weichen miteinander verbindet, noch nicht verlegt gewesen sein und den Unfall ausgelöst haben. Fotos von der Unfallstelle sollen diese Lücke zeigen.
Viele Spekulationen
Hätte der Zug diesen Bereich also gar nicht befahren dürfen? Und wenn ja, warum und von wem wurde das Gleis dennoch freigegeben? Fragen, die Hanspeter Schwartz, Sprecher der Bundespolizei, nicht beantworten will: „Das sind alles Spekulationen. Es ist zu früh, schon jetzt etwas zur Ursache zu sagen.“ Man wolle keine Vorverurteilung, so Schwartz weiter. Der Sprecher der Bundespolizei bestätigt, dass die Ermittlungen so weit abgeschlossen sind. Frühestens Anfang nächster Woche könne er etwas zur Ursache sagen.
Auch Bahnsprecher Egbert Meyer-Lovis will sich nicht an Spekulationen zur Ursache beteiligen. „Das ist Sache der Bundespolizei und des Eisenbahnbundesamts.“ Dem Bahnsprecher war am Nachmittag die Erleichterung anzusehen, als der tonnenschwere Steuerwagen an den beiden Schienenkränen hing und die 20 Mitarbeiter des Bergungstrupps ihre Arbeit abschließen konnten. „Das war der mit Abstand schwierigste Teil der Bergung.“ Zuvor war mithilfe der Kräne der ebenfalls entgleiste Reisezugwagen zurück auf die Schienen gehoben worden. Das funktionierte ohne Probleme, weil dieser Wagen noch rollfähig war.
Auch eines der Gleise muss repariert werden
Beim Steuerwagen, der sich an der Spitze des Zuges befand, war jedoch das Drehgestell an der vorderen Achse komplett abgerissen. Daher wurde ein Hilfsdrehgestell eingesetzt, auf das der Kran das Vorderteil des Steuerwagens millimetergenau aufsetzen musste, was sich als sehr zeitaufwendig erwies. „Auf diese Weise kann er auf eigenen Rädern fahren“, so Meyer-Lovis weiter.
Eine weitere Schwierigkeit ergab sich daraus, dass aus Zeitgründen die Oberleitung nicht demontiert, sondern nur hochgebunden worden war. Daher hatten die Kräne nur einen sehr begrenzten Spielraum. Am späten Nachmittag war geplant, dass ein Hilfszug den verunglückten Regionalexpress in die Werkstatt nach Neumünster schleppen sollte. „Natürlich mit ganz geringem Tempo“, betont der Bahnsprecher.
Schaden in sechsstelliger Höhe
Erst nach der Bergung der beiden Wagen waren die Schäden am Oberbau sichtbar. „Wir mussten einiges an Schwellen austauschen“, sagt Meyer-Lovis. Und auch eines der Gleise hat etwas abbekommen – die Delle im Schienenstrang ist auch auf einige Entfernung mit bloßem Auge sichtbar. Meyer-Lovis: "Die Arbeiter haben die ganze Nacht durchgearbeitet, um die Strecke so schnell wie möglich wieder freigeben zu können.“
Man habe sich dann am Freitagmorgen gegen den ursprünglichen Plan entschieden, eines der beiden Gleise wieder freizugeben. „Dadurch, dass nicht bei Zugverkehr gearbeitet werden musste, sind wir deutlich schneller vorangekommen“, so Meyer-Lovis weiter.
Bei dem Unfall war ein Schaden in sechsstelliger Höhe entstanden. Eine Reisende und die Zugbegleiterin wurden leicht verletzt.