Kiel/Hamburg. Minister in Schleswig-Holstein werben für Versicherung gegen sogenannte Elementarschäden wie Überschwemmungen.

Starkregen, Hochwasser, Überschwemmung, Erdsenkung – die Unwetter im Norden können dramatische Folgen haben. Vor allem für Hausbesitzer. Deshalb haben Umweltminister Robert Habeck (Grüne) und Verbraucherschutzministerin Sabine Sütterlin-Waack am Montag die Schleswig-Holsteiner dazu aufgerufen, ihre Immobilien besser zu schützen – und vor allem entsprechend zu versichern. Dabei soll die gemeinsam mit dem Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) gestartete Informationskampagne „Naturgefahren – der echte Norden sorgt vor!“ helfen.

In Schleswig-Holstein sind laut GDV nur 21 Prozent der Gebäude gegen Naturgefahren versichert, bundesweit sind es 40 Prozent. Eine sogenannte Elementarschädenversicherung deckt Schäden durch Hochwasser, Überschwemmung/Starkregen, Erdbeben, Erdsenkung, Schneedruck und Lawinen/Erdrutsch ab. Eine Wohngebäudeversicherung ersetzt dagegen lediglich Schäden durch Sturm, Feuer, Blitzschlag, Hagel und Leitungswasser, wie Bernhard Gause von der GDV-Geschäftsführung erläuterte.

Fast jedes Gebäude in Schleswig-Holstein gegen Naturgefahren versicherbar

Eine Elementarschädenversicherung sei neben baulichen Schutzmaßnahmen – etwa einer Rückstausicherung im Abwasserrohr – sinnvoll, betonten auch die Politiker. Habeck verwies auf einen Beschluss der Ministerpräsidentenkonferenz vom Juli. Demnach kann nur noch derjenige mit staatlicher Unterstützung über Soforthilfen hinaus rechnen, der sich erfolglos um eine Versicherung bemüht habe oder ihm diese nur zu wirtschaftlich unzumutbaren Bedingungen angeboten worden sei.

In Schleswig-Holstein sei fast jedes Gebäude gegen Naturgefahren versicherbar, betonte Gause. Die Gebäude seien – je nach Standort – in vier Zonen klassifiziert. Mehr als 90 Prozent von 857.000 Gebäuden seien in Zone 1, Gebieten mit dem niedrigsten Naturgefahren-Risiko, eingestuft. Eine Elementarschädenversicherung koste dann um die 100 Euro im Jahr. Nur zwei Prozent der Gebäude – etwa 19.000 – seien in der Zone 4 mit den größten Risiken, dort könne eine Versicherungsprämie 600 bis 900 Euro betragen.

Bei der Elbeflut 2013 haben die Versicherungen laut Gause rund 1,8 Milliarden Euro gezahlt, der Staat habe rund 250 Millionen Euro an Hilfen für Privatleute geleistet.

Auch das Jahr 2017 habe gezeigt, dass extreme Wetterereignisse zu erheblichen Schäden führen können, sagte Habeck. „Wir müssen damit rechnen, dass extrem starke Regen, Stürme und Hochwasser im Zuge des Klimawandels häufiger werden“, sagte Habeck. Gause betonte: „Extremwetter mit Sturzfluten sind in Deutschland nichts Ungewöhnliches mehr und können jederzeit fernab eines Flusses hohe Schäden anrichten.“

Das Land habe sein Konzept für den Küstenschutz angepasst und baue sogenannte Klimadeiche, die sich erhöhen lassen, sagte Habeck, und fügte hinzu: „Genauso sollten Privateigentümer sich gegen kostspielige Schäden absichern.“

Jeder könne viel tun, um sein Hab und Gut zu schützen, sagte Sütterlin-Waack. Sie und Habeck nannten drei Bausteine: bauliche Schutzmaßnahmen gegen eindringendes Wasser, wie zum Beispiel schließbare Kellerfenster, oder Schächte, in denen Wasser versickern kann. Außerdem sollten in Kellern keine wertvollen Gegenstände gelagert werden. Und als dritter Baustein könnten die passenden Versicherungen die Kosten im Schadensfall zumindest minimieren.

20 Prozent der Hausbesitzer in Hamburg sind versichert

Schleswig-Holstein hat als elftes Bundesland eine Informationskampagne gestartet. Hamburg gehört zu den wenigen Bundesländern, in denen es noch keine derartige Kampagne gibt. In der Hansestadt haben nur 20 Prozent der Hausbesitzer eine Elementarschadenversicherung. Mit 94 Prozent liegt Baden-Württemberg weit an der Spitze. Dies liege aber daran, dass es dort früher eine Versicherungspflicht gegeben habe, bis der Europäische Gerichtshof vor einigen Jahren diese gekippt habe, hieß es. Nach Ansicht von Sütterlin-Waack wäre eine Pflichtversicherung wünschenswert, aber wegen verfassungsrechtlicher Bedenken wohl nicht realisierbar.

Schleswig-Holsteins Landesregierung hat eine Homepage für die Informationskampagne geschaltet: schleswig-holstein.de/elementarschadenkampagne. Außerdem berät unabhängig die Verbraucherschutzzentrale über Versicherungen und bautechnische Maßnahmen.