Erzieher stehen den Jüngsten als patente Entwicklungshelfer zur Seite und begleiten sie beim Entdecken der Welt. Die Bildungsexperten sind begehrt und Quereinsteiger willkommen

enn man Tamara Hecker fragt, was denn der schönste Moment in ihrem Arbeitsalltag sei, dann muss sie nicht lange überlegen. „Wenn ich die Kinder mittags von der Schule abhole“, antwortet sie prompt und erzählt: „Sie kommen dann mit einem Strahlen im Gesicht auf mich zugerannt und rufen schon von Weitem meinen Namen. Dann weiß ich: Sie freuen sich, mich zu sehen.“

Die 21-jährige Hamburgerin ist im zweiten Lehrjahr ihrer Weiterbildung zur Erzieherin an der Grundschule Strenge in Wellingsbüttel im Bereich Ganztagsbetreuung und Bildung tätig. Weiterbildung nennt sich ihre Ausbildung, weil sie vorher schon eine Ausbildung zur Sozialpädagogischen Assistentin (SPA) abgeschlossen hat. „Nicht für jede Fachschülerin und jeden Fachschüler ist die Erzieherausbildung auch die Erstausbildung“, erklärt Simone Jasper, Schulleiterin der Staatlichen Fachschule für Sozialpädagogik – Fröbelseminar – in der Wagnerstraße. „Der größte Teil hat vorher schon eine Ausbildung als SPA absolviert.“

Denn die Wege in den Erzieher-Job sind vielfältig. Mit einem mittleren Schulabschluss benötigt man als Zugangsvoraussetzung eine abgeschlossene Berufsausbildung zum Beispiel als SPA, kann dafür aber die Ausbildung unter bestimmten Bedingungen auf zwei Jahre verkürzen. Wer bereits sein Abitur oder die Fachhochschulreife in der Tasche hat, braucht lediglich ein viermonatiges Sozialpraktikum – dafür dauert die Ausbildung dann aber drei Jahre. „Und ganz neu ist die Möglichkeit für Schüler mit erstem Schulabschluss, in eine verlängerte SPA-Ausbildung einzusteigen, die zweieinhalb Jahre dauert“, sagt Jasper. „Mit dem Abschluss erhalten die angehenden SPAs dann ihren mittleren Schulabschluss und die Möglichkeit, eine Weiterbildung zum Erzieher zu machen.“

Tamara erklärt ihren Werdegang so: „Nach meinem Realschulabschluss wusste ich nicht so genau, was ich machen möchte. Die Arbeit mit Kindern konnte ich mir aber sehr gut vorstellen und habe mich deshalb für ein Freiwilliges Soziales Jahr beworben.“ Tamara hatte Glück, fand eine Stelle bei der Elbkinder-Kita Rabenhorst und absolvierte direkt im Anschluss dort auch ihre zweijährige Ausbildung zur Sozialpädagogischen Assistentin. „Da sollte für mich aber noch nicht Schluss sein. Deshalb habe ich mich entschieden, berufsbegleitend meine Ausbildung zur Erzieherin zu machen.“

Heute arbeitet sie an vier Tagen in der Woche insgesamt 20 Stunden in der Schule Strenge, die eine Kooperation mit der Elbkinder-Kita Rabenhorst hat. Am Dienstag und an zwei Abenden in der Woche drückt sie zusätzlich die Schulbank, um die notwendige Theorie zu ihrer Ausbildung zu lernen. „Das ist schon ein straffes Programm, aber man weiß ja, dass es sich lohnt“, sagt sie. In der Schule stehen neben Deutsch und Englisch auch erzieherspezifische Fächer wie Soziales Handeln sowie Entwicklung und Bildung auf dem Stundenplan.

Und wie sieht ihr Alltag aus? „Ich beginne meinen Arbeitstag immer erst um 12 Uhr – das bedeutet aber nicht, dass ich ausschlafen kann“, erzählt Tamara und sagt auch, dass sie morgens häufig für die Schule lernen müsse. Wenn sie dann mittags in der Schule ankommt, folgt zunächst eine Besprechung mit den Kollegen: Was steht heute an? Welches Kind ist krank und kommt deshalb nicht? „Dann gehen wir in die Klassen und holen die Kinder zum gemeinsamen Mittagessen ab.“

Nachmittags stehen dann die Hausaufgabenbegleitung, Spielen, Sport und Musik auf dem Programm. „Manchmal veranstalten wir das Musikkarussell, da können die Kinder dann verschiedene Instrumente ausprobieren, singen und ein bisschen tanzen.“ An anderen Tagen gehen sie gemeinsam in die Sporthalle zum Geräteturnen, machen Yoga, lernen Karate oder gehen in die Schwimmhalle.

„Es gibt manchmal noch das Bild, Erzieherinnen und Erzieher würden die Kinder lediglich betreuen, dabei ist man davon heute weit entfernt“, ergänzt Jasper. „Es gibt für den Kita-Bereich klare Bildungsempfehlungen, die unter anderem Sprachentwicklung, bildnerisches Gestalten und vorurteilsbewusste Pädagogik beinhalten.“

Wichtig ist der Schulleiterin zu betonen, dass der Beruf auch für Abiturienten attraktiv ist. „Die Ausbildung befindet sich im deutschen und europäischen Qualifikationsrahmen auf der ­gleichen Stufe wie ein Bachelor-Abschluss. Das bedeutet, dass Erzieher mit ihrem hier erworbenen Abschluss auch in anderen europäischen Ländern arbeiten dürfen, in denen der Beruf ein Hochschulstudium voraussetzt.“ Wer möchte, könne über ein Auslandspraktikum als Ausbildungsbestandteil bereits Erfahrungen sammeln.

Für Schüler, die sich für eine Ausbildung zum Erzieher interessieren, hat Tamara noch einige Tipps parat: „Als Erstes sollte man sich genau über den Beruf informieren und sich überlegen, in welchem Bereich man arbeiten möchte: in der Krippe, im Elementarbereich, im betreuten Wohnen mit Jugendlichen oder sogar Erwachsenen“, sagt sie.

„Und wenn man das dann ungefähr weiß, kann man sich umschauen, wo Stellen zu vergeben sind, und in einer Einrichtung hospitieren. So findet man am besten heraus, ob der Beruf auch wirklich zu einem passt.“