Altstadt. Mehr als 500 Stellen für Pädagogen sollen laut CDU nicht besetzt sein. Behörde widerspricht dieser Darstellung und nennt andere Zahlen.
In Hamburg sind nach Darstellung der CDU derzeit mehr als 500 Lehrerstellen nicht besetzt. Rund 70.000 Unterrichtsstunden fielen im vergangenen Schuljahr aus. An fast jeder dritten Stadtteilschule sank die Zahl der angebotenen naturwissenschaftlichen Unterrichtsstunden, und vor allem die fünften Klassen an Gymnasien waren im vergangenen Schuljahr überfüllt.
Das sind die zentralen Ergebnisse der Antwort des Senats auf eine Große Anfrage der CDU-Bürgerschaftsfraktion zu Hamburgs Bildungspolitik. Die Ausführungen der Regierung belegten, dass in der Schulpolitik einiges passieren müsse, erklärte die CDU-Schulexpertin Birgit Stöver am Dienstag.
Für Naturwissenschaftler Lehrerberuf attraktiver gestalten
Der Sprecher der Schulbehörde, Peter Albrecht, widersprach der Rechnung der CDU, dass derzeit 500 Lehrerstellen nicht besetzt seien. Dem Stellenportal der Schulbehörde zufolge suchten gegenwärtig alle Hamburger Schulen zusammengenommen knapp 60 Lehrkräfte, sagte Peter Albrecht NDR 90,3.
Birgit Stöver verwies hingegen auf eigene Berechnungen, die auf Senatsangaben beruhten. Demnach bestand in Hamburg im vergangenen Schuljahr ein Bedarf an 12.409 Lehrerstellen. Davon seien der Senatsantwort zufolge lediglich 11.851 Stellen besetzt gewesen, sagte die CDU-Politikerin. „Mithin waren 558 Stellen nicht besetzt.“
Stöver machte zudem auf die Situation bei den naturwissenschaftlichen Fächern aufmerksam. Trotz des „Mathedesasters“ verkenne Schulsenator Ties Rabe (SPD) die Bedeutung dieses Unterrichts, sagte die Unionspolitikerin. So habe die Zahl der erteilten Wochenstunden in diesen Fächern an fast 30 Prozent der Stadtteilschulen abgenommen. „Es gibt zudem kein Konzept, endlich auch für Naturwissenschaftler den Lehrerberuf attraktiver zu gestalten“, fügte die CDU-Bildungspolitikerin hinzu. „Der Senat muss vermehrt auf Quereinsteiger setzen, um zügig Abhilfe zu schaffen.“ Behördensprecher Albrecht räumte ein, dass es in der Tat zu wenig Lehrer für Naturwissenschaften und Mathematik gebe. Das sei allerdings ein bundesweites Problem.
Gymnasien: Fast 28 Schüler in jeder fünften Klasse
Der Senatsantwort zufolge lernten im vergangenen Schuljahr in jeder fünften Gymnasiumsklasse durchschnittlich 27,6 Schüler. An den Stadtteilschulen lag der Durchschnitt bei 21,8 Schüler. Bis zur siebten Klasse glich sich die durchschnittliche Schülerzahl pro Klasse (25,3 am Gymnasium und 23,8 an der Stadtteilschule) etwas an.
Behördensprecher Albrecht machte den Ansturm auf die Gymnasien für die hohen Schülerzahlen in den Eingangsklassen verantwortlich. Um unnötige Härten oder zu lange Schulwege zu vermeiden, seien Ausnahmen notwendig, sagte er NDR 90,3.
Was die Zahl der ausgefallenen Unterrichtsstunden angeht, so konnte der rot-grüne Senat auf eine positive Entwicklung verweisen. Seinen Angaben zufolge sank der Anteil ausgefallener Stunden von 0,95 Prozent im Schuljahr 2014/15 auf 0,64 Prozent im vergangenen Schuljahr. Die oppositionelle CDU wies jedoch darauf hin, dass die Zahl der Stunden, in denen die Schüler eigenständig Aufgaben lösen sollten, zugenommen habe. „Das ist keine echte Unterrichtsstunde, sondern letztlich nur eine Märchenstunde des Senators“, erklärte Stöver.
Dem Senat zufolge stieg die Zahl der Unterrichtsstunden unter der Rubrik „Vertreten mit Arbeitsauftrag bzw. Zusammenlegung/Aufteilung von Unterricht“ in den letzten Jahren deutlich: von 182.142 im Schuljahr 2014/15 auf 241.493 im vergangenen Schuljahr.
Zwei von drei Pädagogen an den Schulen sind Frauen
Mehr als zwei Drittel der Pädagogen in Hamburg seien weiblich, heißt es in der Antwort des Senats weiter. Der Anteil der Frauen an allen Lehrkräften liegt demnach bei 69 Prozent. Besonders hoch ist der weibliche Anteil an den Grund- und den Sonderschulen. Er liegt dort bei 87,9 beziehungsweise 77,1 Prozent. An den Gymnasien sind 59,7 Prozent der Lehrkräfte Frauen, an den Stadtteilschulen sind es 64,3 Prozent.
Das Durchschnittsalter der Hamburger Lehrkräfte liegt dem Senat zufolge derzeit bei 44,8 Jahren. Die Unterschiede zwischen den einzelnen Schulformen fallen gering aus. Das höchste Durchschnittsalter weisen mit 49,1 Jahren die beruflichen Schulen auf.