Braunschweig . Wolfenbüttels Innenstadt unter Wasser, Braunschweig und Hannover betroffen. Bahnverkehr noch für Tage eingeschränkt.
Das Hochwasser sorgt in Teilen Niedersachsens weiter für erhebliche Anspannung. Behinderungen auf Autobahnen und im Bahnverkehr, Hunderte Einsätze der Feuerwehr auf Straßen und in Kellern halten die Helfer und die Bürger in Atem.
Dabei behindern während der Einsätze immer mehr Schaulustige die Arbeit der Helfer. „Wir kriegen hier zusehends eine Gafferproblematik“, sagte Wolfenbüttels Bürgermeister Thomas Pink. Er kündigte entschlossenes Vorgehen an, unter anderem mit Platzverweisen. Auch in anderen Orten hatten Verantwortliche beklagt, dass Gaffer die Arbeit der Rettungskräfte erheblich behinderten.
In Wolfenbüttel bei Braunschweig hieß es an vielen Stellen bereits am Donnerstagabend „Land unter“ – der Katastrophenalarm wurde ausgelöst. „Wir hatten in der Nacht viele Einsätze, Sandsäcke wurden geschichtet und Wasser gepumpt“, sagte ein Sprecher der Einsatzleitstelle. „Die untere Etage eines Pflegeheims wurde geräumt und die Bewohner wurden in Sicherheit gebracht“, sagte eine Sprecherin des Lagezentrums. Am Nachmittag standen etliche Innenstadtbereiche unter Wasser, die Oker ist an einigen Stellen über die Ufer getreten.
Bahnverkehr behindert
Auch der Bahnverkehr in Niedersachsen ist weiter eingeschränkt. So ist die Strecke zwischen Hildesheim und Salzgitter wegen Überschwemmungen und beschädigter Gleise abschnittsweise noch bis Mittwoch nächster Woche nicht befahrbar, teilte die Deutsche Bahn mit.
Noch lange hinziehen werden sich die Arbeiten unter anderem an der Universität Hildesheim, wo das Hochwasser einen Millionenschaden anrichtete. Die Folgen würden den Lehrbetrieb wohl noch im Wintersemester schwer belasten, sagte eine Hochschulsprecherin. Betroffen ist demnach der Kulturcampus in einer denkmalgeschützten Burganlage. „Die Institute stehen im Wasser.“
In Braunschweig füllte die Feuerwehr Tausende Sandsäcke, die kostenlos an die Bewohner als Hochwasserschutz abgegeben wurden. Die in Braunschweig beobachteten Pegelstände der Flüsse Schunter und Mittelriede fielen, die der Oker blieben zunächst konstant. „Wir sind vorbereitet“, so eine Feuerwehrsprecherin.
Hannover am späten Freitag betroffen
Die Hochwasserwelle soll sich in den kommenden Tagen vor allem in die Unterläufe von Leine und Oker verlagern. Für den Bereich der Leine in Hannover wird der Höchststand ab Freitagabend erwartet. Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) und Umweltminister Stefan Wenzel (Grüne) wollen sich am Freitag über die Schutzmaßnahmen für die Landeshauptstadt informieren.
„Die Wassermassen der Oker und der Leine werden im Verlauf des Wochenendes die Aller erreichen“, kündigte Achim Stolz, Sprecher des Landesbetriebs für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) an. „Am Sonntag könnte die Aller am Pegel Celle die Warnstufe 3 erreichen“. Im Bereich Verden oberhalb von Bremen mündet die Aller dann in die Weser. „Dort wird nach derzeitigen Erkenntnissen nicht mit gravierenden Auswirkungen gerechnet“, sagte Stolz. Die Weser könne noch Wasser aufnehmen. Die Elbe sei vom derzeitigen Hochwasser kaum betroffen.
Aufräumen in Goslar
In der vor allem am Mittwoch von massiven Überflutungen gepeinigten Stadt Goslar liefen die Aufräumarbeiten indes auf Hochtouren. Viele Straßen müssen vor einer Freigabe erst noch ausgebessert werden. Auch mehrere Brücken blieben aus Sicherheitsgründen gesperrt, bis sie Statiker sie geprüft haben. Im Harz und Umgebung wird es auch am Freitag teils zu erheblichen Verkehrsbehinderungen kommen. Auch der Zug- und Busverkehr ist noch nicht wieder im Normaltakt.
Verkehr auf der A7 betroffen
Vermutlich wegen des Starkregens der vergangenen Tage kam an der Autobahnunterführung der Bundesstraße 445 zwischen Kalefeld und Echte (Landkreis Northeim) eine bewaldete Böschung ins Rutschen. Die B 445 wurde in dem Bereich komplett gesperrt und auf der Autobahn 7 in Richtung Norden wurde der Verkehr laut Polizei einspurig geführt.
Die Feuerwehr Salzgitter rettete am Donnerstagabend zwischen Ringelheim und Hohenrode eine Frau aus dem stark angeschwollenen Fluss Innerste. Sie hatte einen ihrer Hunde sichern wollen, war dann aber von der Strömung mitgerissen worden. Eine Spaziergängerin hörte ihre Hilferufe, konnte ihr mit Mühe auf einen Baumstamm helfen, von dem sie aber nur mit Hilfe der Feuerwehr und einem Rettungsboot geborgen werden konnte. Auch der Hund wurde am anderen Ufer aus dem Wasser gerettet.
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