Berlin/Kiel. Das Segelschulschiff der Marine soll saniert werden, die Genehmigung von Ministerin von der Leyen steht aber noch aus.
Das in die Jahre gekommene Segelschulschiff „Gorch Fock“ soll mit Millionenaufwand instandgesetzt werden und noch bis 2032 der Deutschen Marine zur Verfügung stehen. Dies sehe eine Vorlage vor, die Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) auf dem Tisch liege, sagte der CDU-Bundestagsabgeordnete Ingo Gädechens am Mittwoch. Parallel solle der Neubau eines Segelschulschiffes geplant werden, damit es 2032 einen nahtlosen Schiffswechsel gebe.
„Es fehlt aber noch der grüne Haken der Ministerin unter der Vorlage“, sagte Gädechens. Von der Leyen wolle die Marine-Obleute des Verteidigungsausschusses am Donnerstagabend über ihre Entscheidung unterrichten. Gädechens ist Marine-Obmann der CDU. Zuvor hatte der Hörfunksender NDR 90,3 über die Entscheidung in Berlin berichtet.
Endgültige Entscheidung noch in dieser Woche
Ein Sprecher des Verteidigungsministeriums in Berlin sagte: „Ich möchte diese Meldung nicht kommentieren.“ Er wiederholte seine Ankündigung vom Vortag, noch in dieser Woche werde eine Entscheidung fallen. Nach deutlich gestiegenen Reparaturkosten von heute 35 Millionen Euro war über eine Stilllegung des Schiffes und einen Neubau diskutiert worden.
Seit fast 60 Jahren gleitet die „weiße Lady“ (Gädechens) durch die Meere. 1958 wurde das 89 Meter lange Schulschiff mit seinen bis zu 45 Meter hohen Masten bei Blohm+Voss in Hamburg in Dienst gestellt. Die erste Ausbildungsfahrt führte vom Heimathafen Kiel nach Teneriffa. Im Herbst 2015 hieß es „Leinen los“ für die 168. und bisher letzte Ausbildungsfahrt nach Norwegen und Schottland. Als „Botschafter Deutschlands“ auf den Weltmeeren und in den Häfen der Welt hat der Windjammer zudem international Sympathie gefunden.
Etwa 15.000 Männer und Frauen der Marine - darunter praktisch alle Offiziersanwärter - haben ihre seemännische Basisausbildung auf der Bark absolviert. Schiff und Besatzung legten mehr als 750 000 Seemeilen zurück. Das entspricht etwa 35 Erdumrundungen.
"Gorch Fock" liegt seit einem Jahr in Bremerhaven
Seit dem 4. Januar 2016 liegt die „Gorch Fock“ in der Bredow Werft in Bremerhaven. Bereits zwölf Millionen Euro sind laut Verteidigungsministerium für Reparaturen geflossen. Am 11. Oktober 2016 habe der Projektleiter die Arbeiten gestoppt, da sich deutliche Kostensteigerungen wegen verdeckter Schäden abzeichneten und keine Klarheit über den Umfang bestand. Zuerst sollte die Instandsetzung knapp 10 Millionen Euro kosten. Der Bedarf erhöhte sich bis zum Instandsetzungsstopp „bereits auf rund 35 Millionen Euro“.
„Es wäre finanziell nicht sinnvoll, mitten in den Arbeiten aufzuhören und die „Gorch Fock" auszumustern“, sagte Gädechens. Durch die absehbaren weiteren 15 Jahre Dienstzeit dürfte sich auch die teure Reparatur rechnen, meinte er. Außerdem würde ein Neubau mehrere Jahre dauern und es müsste dann eine Zwischenlösung geben.
Wehrbeauftragter sagt, Schiff sei "ein Wahrzeichen"
Der Wehrbeauftragte des Bundestags, Hans-Peter Bartels (SPD), hatte am Dienstag die Bedeutung des Schulschiffs für die Ausbildung unterstrichen. Außerdem sei es „ein Symbol, ein Wahrzeichen“ der Marine. „Ich bin immer für die „Gorch Fock" gewesen und fände es gut, wenn man sie zu vertretbaren Kosten wieder instandsetzen könnte“, sagte der langjährige Kieler Bundestagsabgeordnete.
Seit dem tödlichen Unfall einer Kadettin - sie war aus der Takelage gestürzt - sei viel Geld in die Sicherheit und Technik geflossen, sagte Bartels. Zudem war eine Kadettin, die Wache hatte, von Bord verschwunden; der Leichnam wurde später im Meer gefunden.
Die Kosten für die Instandsetzung des Windjammers liefen 2016 immer mehr aus dem Ruder. Den Auftrag erhielt die Elsflether Werft in Niedersachsen, die für die „Gorch Fock“ aber das Dock in Bremerhaven nutzt. Es wurde eine Wirtschaftlichkeitsprüfung vorgenommen, das Ergebnis wurde noch nicht veröffentlicht.
Schleswig-Holsteins Landtagspräsident Klaus Schlie als Pate des Schiffs betonte: „Wir wollen auch zukünftig die Offiziersanwärterinnen und -anwärter in ihrer Ausbildung begleiten. Die unmittelbare, direkt erlebte Seemannschaft kann nur auf einem Segelschiff erworben werden.“ Dies sei für die Offiziere der Marine „ein absolut notwendiger Teil ihrer Ausbildung“.