Kiel/Hamburg. Zwischen Neumünster-Nord und dem Dreieck Bordesholm wird die sechsspurige Autobahn am Freitag für den Verkehr freigegeben.
Halbzeit auf Norddeutschlands größter Autobahnbaustelle: Ende 2018 soll die A 7 zwischen de Autobahndreiecken Nordwest in Hamburg und Bordesholm in Schleswig-Holstein fertig sein. Zwei von vier Jahren Bauzeit sind nun vorbei – und noch vor Weihnachten will das Baukonsortium Via Solutions zwei Meilensteine des Millionenvorhabens fertiggestellt haben. Schon in gut drei Monaten könnte die A 7 dann aus dem Gröbsten raus sein. Bis Ende März 2017 soll etwas mehr als die Hälfte der Autobahn fertig werden.
Doch zwei wichtige Schritte werden noch in diesem Jahr vollzogen: Ganz im Norden der rund 65 Kilometer langen Baustelle, zwischen Bordesholm und Neumünster Nord, wird der erste komplett neue, dann sechs- statt vierspurige Autobahnabschnitt für den Verkehr freigegeben. Und ganz im Süden der Baustelle, in Hamburg-Schnelsen, wird die erste Hälfte des ersten von drei Autobahndeckeln fertig sein. „Wir wollen noch vor Weihnachten das letzte Deckelelement über der Fahrbahn Richtung Süden einsetzen“, sagt Christian Merl, der Pressesprecher des Baukonsortiums, bei einem Besuch in der Abendblatt-Redaktion.
Das Konsortium hat nach einer teilweise turbulenten ersten Halbzeit offenbar wieder Tritt gefasst. Im vergangenen Jahr gab es gleich zwei Wechsel auf dem Posten des technischen Geschäftsführers. Schwierigkeiten bei der Planung und dem Bau der neuen Brücken hatten zwischenzeitlich dazu geführt, dass man hinter dem Zeitplan hinterherhinkte. Offenbar hatte es das Konsortium versäumt, rechtzeitig einschlägige Planungsbüros unter Vertrag zu nehmen – und musste deshalb warten, bis Kapazitäten frei waren.
Tempolimit von 120 Stundenkilometern
Doch diese Probleme scheinen nun überwunden zu sein. Schon am kommenden Freitag soll nach Angaben des Verkehrsministers Reinhard Meyer (SPD) der rund 6,5 Kilometer lange Abschnitt zwischen dem Autobahndreieck Bordesholm und der Anschlussstelle Neumünster-Nord (1a) für den Verkehr freigegeben werden. Spätestens Ende März 2017 werden weitere Abschnitte fertig – zwischen Neumünster-Nord und -Mitte (1b), zwischen Großenaspe und Bad Bramstedt (3), zwischen Kaltenkirchen bis nördlich von Quickborn (5a) sowie zwischen Norderstedt und Schnelsen-Nord (5b). Insgesamt sind dann 33,9 Kilometer des rund 65 Kilometer langen Autobahnabschnitts dreispurig befahrbar – also etwas mehr als die Hälfte des Ausbauprojekts A 7.
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Raser haben auf den dreispurigen Strecken dennoch nichts zu suchen. Es wird ein Tempolimit von 120 Stundenkilometern geben, bis die Autobahn komplett fertiggestellt ist. Eine Ausnahme gibt es. In Fahrtrichtung Norden des am Freitag freigegebenen Abschnitts soll keine Geschwindigkeitsbegrenzung verhängt werden.
Arbeit im Zwei-Schicht-Betrieb
Voran geht es auch beim Tunnelbau im Hamburger Abschnitt der A 7. 560 Meter lang ist der überdeckelte Abschnitt zwischen der Brücke Heidlohstraße und der Anschlussstelle Schnelsen. Die westliche Tunnelröhre ist schon fast fertig. „Noch vor Weihnachten soll das letzte Segment eingepasst werden“, sagt Christian Merl von Via Solutions. Die Tunnelbauer hatten, um Zeit zu sparen, an zwei Startpunkten zeitgleich mit dem Deckel begonnen. Die Konstruktion ist simpel. Auf zwei je 13 Meter lange Seitenwandelemente wird ein Deckenelement gesetzt.
Oberbauleiter Kai Oliver Henze sagte dem Abendblatt im Juli, dass kurz vor Weihnachten der Rohbau des Westtunnels fertig sein könnte. Das ist nun gelungen. „Wir hoffen, dass das Wetter mitspielt“, sagt Christian Merl. Wenn die Temperaturen unter null Grad Celsius liegen, kann der Beton nicht gegossen werden. Seit Herbst wird im Zwei-Schicht-Betrieb an der Röhre gearbeitet. – von 7 Uhr morgens bis halb drei in der Nacht.
Dennoch wird es noch lange dauern, bis die Röhre so weit fertig ist, dass der Verkehr dort hindurchgeleitet werden kann. Im Herbst kommenden Jahres soll das geschehen. Danach wird mit dem Bau der Oströhre begonnen. Ende 2018 soll alles fertig sein.
Vermutlich keine Strafzahlungen
Ende 2018 – das ist ohnehin das magische Datum für das Konsortium. Es hat sich vertraglich verpflichtet, bis zum 28. Dezember 2018 die gesamte Ausbaustrecke fertiggestellt zu haben. Schafft das Unternehmen dieses Ziel nicht, werden Strafzahlungen fällig. 55.000 Euro sind es pro Tag, die Gesamthöhe ist auf 20 Millionen Euro gedeckelt. Diese Summe käme zusammen, wenn sich die Firma bei der Fertigstellung um ein Jahr verspäten sollte.
Derzeit spricht alles dafür, dass es keine Strafzahlungen geben wird. „Wir haben unsere Arbeitsprozesse besser aufeinander abgestimmt“, sagt Merl. Die Baustelle läuft. Neulich haben die Straßenbauer in 24 Stunden einen Kilometer Autobahn gelegt: drei Fahrspuren plus Seitenstreifen. Merl: „Das war Rekord, da haben sich unsere Leute gefreut.“ Freuen dürfen sich am Freitag auch die Autofahrer: erstmals freie Fahrt auf drei Spuren.