Hamburg. Das Teilstück in Schnelsen ist 12,5 Meter lang. Wirtschaftssenator Frank Horch besuchte die Baustelle. Jetzt folgt die Sperrung.
Von der Autobahn-Schneise für 150.000 Autos täglich soll in gut drei Jahren nichts mehr zu hören oder zu sehen sein – das ist die Vision für zahlreiche Anwohner der A7 im Hamburger Nordwesten. Zwei sogenannte Lärmschutzdeckel sind in den Stadtteilen Schnelsen und Stellingen in Bau, ein dritter ist in Altona geplant. Aus der Vision wird derzeit Wirklichkeit. Die ersten zwölf Meter der künftig vierspurigen Fahrbahn in Richtung Süden in Schnelsen sind seit dem Wochenende überdacht.
Verkehrssenator Frank Horch (parteilos) steigt am Montag auf die noch frische Betonkonstruktion und sagt zufrieden: „Hier jetzt auf dem ersten Deckelelement zu stehen, ist ein sehr gutes Gefühl.“ Man sei der Realisierung des für Hamburg „ungemein wichtigen Bauvorhabens“ einen großen Schritt näher gekommen.
Bernd Rothe, Bereichsleiter bei der Projektmanagementgesellschaft Deges, spricht scherzhaft von einem ersten Belastungstest. Tatsächlich soll die Tunneldecke nach Fertigstellung Ende 2018 eine Tonne pro Quadratmeter aushalten. Schwerlastfahrzeuge bis zu einem Gewicht von 60 Tonnen können dann die Straßen über den Deckel nutzen. Die Tunneldächer sollen aber vor allem Grünflächen tragen. Anwohner, die seit rund 40 Jahren dem Verkehrslärm ausgesetzt sind, werden einen Park vor der Haustür haben. Die von sechs auf acht Spuren ausgebaute A7 wird Hamburg nicht länger teilen, die Stadtteile auf beiden Seiten der Autobahn sollen zusammenwachsen.
Anwohner sind glücklich über A7-Deckel
Das Projekt kommt entsprechend gut an bei den Bürgern. Auf dem Weg zur Baustelle habe ihn ein Anwohner angesprochen, berichtet der Senator. Der Mann, der seit 1972 an der Autobahn wohne, habe gesagt: „Herr Horch, prima, das, was hier läuft, ist hervorragend. Wir freuen uns darauf.“ Der Senator genießt es offensichtlich, solches Lob zu ernten. Er erinnert daran, dass sich vor 25 Jahren die erste Bürgerinitiative gegen den Verkehrslärm in Altona gründete, die Verhandlungen mit allen Seiten mühsam waren. Der Deckelbau in Schnelsen, für den die Stadt Hamburg Mehrkosten von rund 70 Millionen Euro übernimmt, stellt alle zufrieden.
Jetzt laufen die Bauarbeiten praktisch reibungslos. Rothe erklärt das mit dem Grundsatz „erst planen, dann bauen“. Hintergrund ist aber auch die Umsetzung des Projekts in öffentlich-privater Partnerschaft (ÖPP). Das Konsortium Via Solutions Nord ist für den Ausbau der 65 Kilometer langen Strecke zwischen dem Dreieck Hamburg-Nordwest und Bordesholm südwestlich von Kiel verantwortlich, und zwar nicht nur für den Ausbau, sondern auch für die Erhaltung des Autobahnabschnitts in den folgenden 26 Jahren. Sollte das 1,6 Milliarden Euro teure Projekt nicht pünktlich fertig werden, müsste der Auftragnehmer für jeden weiteren Tag 55.000 Euro Strafe zahlen.
A7 am Wochenende gesperrt
Auf den ersten Blick sieht die Baustelle nicht ungewöhnlich aus: Kräne, Bagger und Lastwagen bewegen viel Stahl und Beton, während der Verkehr auf den verengten Spuren vorbeirollt. Nicht sofort sichtbar ist die moderne Technik. Um den Brandschutz zu verbessern, werden dem Beton Fasern aus Polyäthylen beigemischt, genau zwei Kilo Fasern auf 2,5 Tonnen Beton. Sollte es zu einem Brand im Tunnel kommen, würden diese Fasern das Zerplatzen der Konstruktion bei großer Hitze verhindern. Jeder Lastwagen mit Beton werde genau kontrolliert, ob das Mischungsverhältnis stimmt, sagt Via-Solutions-Sprecher Christian Merl. Auch ein chemisches Labor hilft bei der Überwachung.
Doch trotz bester Planung müssen Anwohner vorerst Baulärm und Autofahrer Behinderungen in Kauf nehmen. Für den Abriss zweier Brücken wird die A7 zwischen Stellingen und dem Dreieck Nordwest von Freitagabend bis Montagmorgen komplett gesperrt. Zeitgleich gibt es im Südosten Hamburgs eine Vollsperrung auf der A1 zwischen dem Autobahnkreuz Süd und Stillhorn, allerdings nur für den Verkehr in Richtung Bremen. Merl rät: „Wenn's geht, das Auto nicht nutzen.“ Und wer an dem Wochenende vom Hamburg aus fliegen will, sollte für die Anreise mehr Zeit einplanen, teilt der Flughafen mit.