Hamburg. Betroffen seien eintausend Geflügelhalter, teilte der Hamburger Senat mit. Schärfere Maßnahmen in Schleswig-Holstein.

Um eine weitere Ausbreitung der Vogelgrippe zu verhindern, muss Geflügel in Hamburg vorerst im Stall bleiben. Am heutigen Montag trat in der Hansestadt eine Verordnung in Kraft, die Geflügelhalter verpflichtet, ihre Tiere in Ställen oder geschlossenen Volieren unterzubringen. Betroffen seien etwa tausend Geflügelhalter, teilte der Hamburger Senat mit.

Seit Anfang November wurde die H5N8-Variante in Deutschland mehrfach bei verendeten Wildvögeln nachgewiesen. Am Wochenende mussten in Grumby in Schleswig-Holstein 30.000 Hühner in einem Zuchtbetrieb getötet werden, nachdem dort eine Variante der Geflügelpest festgestellt worden war. Der Erreger gilt als ungefährlich für Menschen, ist aber eine erhebliche Bedrohung für Hausgeflügel.

Hunde und Katzen sind fernzuhalten

Von diesem Donnerstag an sollen in Schleswig-Holstein nun auch für kleinere Betriebe mit weniger als 1000 Tiere strenge Anforderungen gelten, kündigte das Landwirtschaftsministerium am Montag in Kiel an. Zu den sogenannten Biosicherheitsmaßnahmen gehört, in Ställen gesonderte Schutzkleidung inklusive Schuhwerk tragen zu müssen. Transportmittel wie Fahrzeuge und Behältnisse sind nach jeder Verwendung unmittelbar zu reinigen und zu desinfizieren. Große wie kleine Geflügelhaltungen müssen vor den Eingängen zu den Stallungen Matten oder Wannen zur Schuhdesinfektion einrichten, Personen müssen unmittelbar vor Betreten des Stalls die Hände waschen und desinfizieren, Hunde und Katzen sind von den Stallungen fernzuhalten.

Zentraler Krisenstab Tierseuchen

Angesichts der Ausbreitung der Vogelgrippe hatte Bundeslandwirtschafts­minister Christian Schmidt (CSU) zuvor den Zentralen Krisenstab Tierseuchen einberufen. „Aufgrund der aktuellen Entwicklungen bedarf es schneller, effizienter Koordination und Entscheidungen“, sagte er am Sonnabend. Sein Kieler Kollege, Landwirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne), begrüßte das. „Wir schätzen die Lage in Schleswig-Holstein dramatischer und gefährlicher ein als vielleicht einige andere Kollegen – inklusive des Bundeslandwirtschaftsministers.“ Dem Zentralverband der deutschen Geflügelwirtschaft (ZDG) wäre eine bundesweite Stallpflicht für Geflügel am liebsten. „Wir müssen schneller sein, als sich das Virus ausbreitet“, hatte ZDG-Vizepräsident Friedrich Otto Ripke gesagt.

Erstmals war die H5N8-Variante der aktuellen Epidemie in Deutschland am 8. November bei verendeten Wasservögeln in Schleswig-Holstein nachgewiesen worden. Am Freitag hatte sich der Verdacht auf das hochansteckende Virus auf einem Hühnerhof im Landkreis Vorpommern-Greifswald bestätigt. Der dritte derzeit bekannte Ausbruch wurde in einem Putenhof in Lübeck-Ivendorf festgestellt.

In Hamburg werden wegen der Epidemie auch die Alsterschwäne vorzeitig in ihr Winterquartier am Eppendorfer Mühlenteich gebracht. „Schwanenvater“ Olaf Nieß hat damit begonnen, damit sie besser vor der Vogelgrippe geschützt sind. „Unsere Tiere sind kerngesund“, sagt er dem Abendblatt. Derzeit gebe es keine Anzeichen von Vogelgrippe in Hamburg. Damit das so bleibt, wird am Mühlenteich ein Schutzzelt aufgebaut.

Vogelgrippe – die wichtigsten Fragen und Antworten:

Wie kann der Erreger in einen geschlossenen Betrieb gelangen?

Infizierte Vögel scheiden den Erreger zumeist mit dem Kot aus. Die Infektion kann durch direkten Kontakt von Wildvögeln und Nutzgeflügel übertragen werden. Aber auch über das Aufpicken von virushaltigem Material, über verseuchtes Trinkwasser oder auch kontaminierte Einstreu kann die Infektion in den Stall gelangen. Ebenso können Menschen die Infektion in den Stall tragen – beispielsweise an Schuhsohlen, durch verunreinigte Fahrzeuge, Geräte oder Verpackungsmaterial.

Woran erkennt ein Geflügelhalter eine Infektion in seinem Bestand?

Hauptsymptome der Vogelgrippe sind laut Friedrich-Loeffler-Institut zunächst ein drastischer Rückgang des Futterverbrauchs. Dann folgen grippetypische Krankheitssymptome wie Apathie, Durchfall oder ein Einbruch der Eierproduktion. Meist sterben zeitgleich viele Tiere. Es kann aber auch zu einem Massensterben ohne vorherige Symptome kommen.

Kann die Vogelgrippe auch für Menschen gefährlich werden?

Infektionen mit dem Vogelgrippevirus H5N8 sind bei Menschen bisher nicht beobachtet worden, können aber laut dem Berliner Robert-Koch-Institut auch nicht gänzlich ausgeschlossen werden. Wie man von anderen Vogelgrippeepidemien weiß, können sich Menschen in der Regel nur schwer mit dem Virus anstecken. Voraussetzung dafür ist ein enger Kontakt mit dem kranken Tier. Das höchste Ansteckungsrisiko haben daher Personen, die direkten und häufigen Kontakt zu Geflügel haben, wie zum Beispiel Geflügelhalter oder Tierärzte.

Kann man sich gegen das Virus impfen lassen?

Nein, es gibt zurzeit keinen Impfstoff für Menschen gegen diese Viren.

Wie soll man sich verhalten, wenn man tote oder kranke Vögel findet?

Wer einen kranken oder verendeten Wildvogel findet, sollte einen direkten Kontakt vermeiden und sich umgehend an das zuständige Veterinäramt, die Polizei oder Feuerwehr wenden.

Ist es gefährlich, Geflügelprodukte zu essen?

Wenn übliche hygienische Maßnahmen wie sorgfältige Reinigung der Arbeitsmittel vor und nach Zubereitung der Speisen beachtet und Eier und Geflügel gut durchgegart werden, können diese Lebensmittel laut dem Niedersächsischen Landesgesundheitsamt ohne Einschränkungen verzehrt werden. Das bedeutet, dass beim Garen von Geflügel für mindestens zwei Minuten eine Kerntemperatur von 70 Grad erreicht werden muss, rät das Bundesinstitut für Risikobewertung.  Eier sollten vor dem Verzehr gekocht werden, bis Eiweiß und Eigelb fest sind, das heißt je nach Größe mindestens sechs Minuten.

Kann man Hunde und Katzen gefahrlos draußen herumlaufen lassen?

Rund um die Fundstelle infizierter Vögel werden Sperrzonen von drei Kilometern und Überwachungszonen von weiteren sieben Kilometern errichtet. In diesen Gebieten dürfen Katzen nicht frei herumlaufen, Hunde müssen angeleint werden.

Können sich Hunde und Katzen mit Vogelgrippe anstecken?

Theoretisch bestehe die Möglichkeit, dass eine Katze sich anstecke, wenn sie einen infizierten Vogel fresse, schreibt das Gesundheitsamt. Doch selbst wenn die Katze sich anstecken sollte, sei die Wahrscheinlichkeit einer Übertragung der Krankheit auf den Menschen als gering einzuschätzen. Bisher wurde weltweit keine Übertragung der Vogelgrippe von einer Katze auf Menschen nachgewiesen. Erkrankungen von Hunden sind bisher nicht beobachtet worden.

Droht den Hamburger Alsterschwänen Gefahr durch die Vogelgrippe?

Nein, jetzt nicht mehr unmittelbar. Um sie vor dem Virus zu schützen, sind sie vier Tage früher als geplant in ihr Winterquartier gebracht worden. Aber: Niemand kann ausschließen, dass doch ein kranker Vogel im Quartier der Schwäne landet. Aber: Eine Zeltplane schützt die Tiere.