KieL. Mehr als die Hälfte der Vermieter bieten Unterkünfte in Vier- und Fünf-Sterne-Qualität an. Nord- und Ostsee besonders beliebt.
Sauna, Fußbodenheizung, Betthupferl auf dem Kopfkissen, frische Blumen auf dem Esstisch und ein Multimedia-Bereich mit Xbox, Zweitfernseher und WLAN – Urlaub in einer Ferienwohnung auf dem Küselhof in Wulfen auf Fehmarn hat wenig mit spartanisch-praktischem Urlaub auf dem Land zu tun. Stattdessen wohnen die Gäste bei Familie Witt in voll ausgestatteten Unterkünften. Damit liegen die Witts mit ihrem Angebot im Trend: Landurlaub wird im Norden immer komfortabler.
„Höfe, die neu bauen, bauen meist gleich Ferienwohnungen und -häuser im Vier- oder Fünf-Sterne-Bereich“, sagt Petra Radtke von der Arbeitsgemeinschaft Urlaub auf dem Bauernhof in Schleswig-Holstein. Der Wandel unter den Mitgliedshöfen gehe zu qualitativ hochwertigen Unterkünften, weil auch die Ansprüche gestiegen seien. Von 384 Urlaubsbauernhöfen in den drei norddeutschen Bundesländern haben 188 Vier- und Fünf-Sterne-Qualität.
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„Die Gäste wünschen sich Ferienwohnungen, in denen sie es auch bei schlechtem Wetter nett haben, in denen sie als Familie kochen können, und sie schätzen die Möglichkeit, auf den Höfen frische Lebensmittel zu bekommen“, sagt Frau Radtke. „Gerade Familien mit Kindern wenden sich ab von Zielen am Mittelmeer und gucken hier bei uns.“
Nach einer Allensbach-Erhebung ist die Zahl der Menschen, die Urlaub auf dem Land machen, in den vergangenen vier Jahren bundesweit um 230.000 auf 10,73 Millionen (2016) gestiegen. Die beliebtesten Bundesländer liegen alle im Norden: Mecklenburg-Vorpommern, Schleswig-Holstein und Niedersachsen.
Das Qualitätsbewusstsein der Gäste ist gestiegen
Und die bevorzugten Regionen liegen an Nord- und Ostsee, wo sich die Hofbesitzer zunehmend auf die anspruchsvolleren Gäste einstellen. Marc Euler von der Tourismus-Agentur Schleswig-Holstein: „Wir beobachten, dass der Urlaub auf dem Bauernhof immer beliebter wird. Gleichzeitig steigt das Qualitätsbewusstsein unserer Gäste. Ganz gleich, ob Wellnessurlaub, Jugendherberge oder Ferien auf dem Bauernhof: Nur wer seinen Gästen eine hochwertige Ausstattung anbietet, kann am Markt bestehen.“
Zur Ausstattung hinzu kommen zudem passgenaue Angebote für die verschiedenen Urlauber: Reiten am Ostseestrand, geführte Angeltouren beispielsweise an der Mecklenburgischen Seenplatte oder Flachlandwandern auf dem Hochuferweg auf der Insel Rügen in Mecklenburg-Vorpommern.
Neu ist das Qualitätssiegel „Angelurlaub MV – Geprüfte Qualität“, mit dem Mecklenburg-Vorpommern Angeltouristen gewinnen möchte.
In der Arbeitsgemeinschaft Urlaub auf dem Bauernhof sind Höfe aufgelistet, die regelmäßig aufgesucht und qualifiziert werden. Genauso wie die Höfe, die bei LandSelection registriert sind. Die Ferienhausvermieter müssen sich für diese Auflistung bewerben und bestimmte Qualitätsstandards erfüllen.
Sonja und Andreas Witt von der Insel Fehmarn haben das Bewerbungsverfahren gemeistert und gehören zu den 33 norddeutschen Höfen der Marketinggemeinschaft LandSelection. Darunter sind Höfe, die bereits seit Generationen geführt werden und sich neben der Nähe zur Landwirtschaft für Tradition, Brauchtum und Nachhaltigkeit einsetzen.
Von der Ausstattung profitieren auch die Kinder – für sie gibt es zu Indoorspielplätzen ausgebaute Scheunen, Billardtische, Trampoline drinnen und draußen, Meerschweinchen zum Streicheln, Hühner, Hunde, Katzen. Oder 25 Pferde und Ponys wie bei Andreas und Sonja Witt. Der Pferdewirtschaftsmeister und die studierte Touristikerin bieten auf ihrem Hof Reitunterricht, Ausritte und Lehrgänge an. Nach dem Scheunenbrand auf der ehemaligen Hofstelle in Burg auf Fehmarn haben sie im Süden der Insel den Reiterhof und den Küselhof mit sieben Ferienwohnungen neu geschaffen. Sie vergrößern sich Schritt für Schritt in bestehenden Gebäuden und Neubauten und setzen ihre Ideen mit heimischen Handwerkern um – so haben die Betten, die an die Hindernisse aus dem Pferdesport angelehnt sind, Menschen mit Behinderung der Schleswiger Werkstätten gebaut.
Die Liebe steckt im Detail: Die Dalben der neuen Terrassen stammen aus dem Hafen Burgstaaken, das Holz dafür aus Französisch-Guyana aus dem Jahr 1930. „Wir lieben es, wenn sich jeder Gast zu 100 Prozent wohlfühlt“, sagt Sonja Witt, die den ganzen Tag für die Gäste ansprechbar ist – Klönschnack inklusive. Sie und ihr Mann hoffen, ihren Hof später an eines ihrer vier Kinder weitergeben zu können.
