Lübeck. Lüneburg, der Kreis Stormarn und Travemünde sind beliebte Kulissen für Film und Fernsehen. Für die Kommunen lohnt sich das.

Es dauert nur wenige Minuten, bis der Polizeiwagen auf der Priwallfähre von einem Ufer zum anderen übersetzt. Eile ist geboten: Denn die Beamten suchen den Mörder eines Gangsters, dessen Leiche am Ostseestrand bei Lübeck entdeckt wurde. Scheinwerfer, Kameras und Mikrofone sind auf das Polizeifahrzeug gerichtet – und wenig später ist die Szene der Fährenfahrt auf der Trave im Kasten.

Klappe fällt: Bis Ende April laufen in Travemünde und Fehmarn die Dreharbeiten für eine neue Folge der Krimireihe „Nord bei Nordwest“. Der Film mit Hinnerk Schönemann und Henny Reents soll im nächsten Jahr im Ersten gezeigt werden.

"Stadt der Roten Rosen"

Doch nicht nur Travemünde, die Ostsee und Friedrichstadt an der Westküste stehen derzeit im Scheinwerfer der Filmemacher. Mit Hochdruck wird gerade in der Lüneburger Altstadt wieder täglich eine 50 Minuten lange Folge der Erfolgs-Soap „Rote Rosen“ gedreht. 200 Teile sollen in den nächsten Monaten produziert werden – viel zu tun bis zum Herbst. Für die neue Geschäftsführerin der Filmförderung Hamburg Schleswig-Holstein (FFHSH), Marion Köpf, ist das kein Zufall: „Es gibt tolle Drehorte im Norden, nicht zuletzt an der schleswig-holsteinischen Küste“, sagt sie.

Für ihre Hauptrolle bei der 13. Staffel der „Roten Rosen“ hat Telenovela-Star Cheryl Shepard, 50, extra eine Wohnung in Lüneburg gemietet. Die gebürtige Amerikanerin wohnt seit einigen Jahren in Leipzig und will nun zwischen beiden Städten mit der Bahn pendeln und dabei ihre Texte pauken. Bekannt wurde sie durch ihre Rollen in „In aller Freundschaft“ und „Hinter Gittern – Der Frauenknast“.

In der 13. Staffel der „Roten Rosen“ bekommt Hotelier Gunter Flickenschild (Hermann Toelcke) mit Cheryl Shepard als seiner Schwester Sydney und ihren erwachsenen Stieftöchtern nicht nur eine neue Familie, sondern auch tatkräftige Unterstützung im Kampf zweier Hotel-Dynastien um das noble Drei Könige in Lüneburg, das im wahren Leben das Hotel Berström ist.

Erste Klappe in Travemünde für den
neuen Krimi „Nord bei Nordwest“.
Sendetermin: 2017
Erste Klappe in Travemünde für den neuen Krimi „Nord bei Nordwest“. Sendetermin: 2017 © NDR

Für die alte Salzstadt sind die „Roten Rosen“ mit ihren mehr als einer Million Zuschauern das wohl beste Werbegeschenk. Seit dem Start der Reihe ist die Zahl der Übernachtungsgäste um 30 Prozent gestiegen.

Inzwischen bezeichnet sich Lüneburg als „Stadt der Roten Rosen“, verkauft in der Touristinformation Fan-Artikel wie „Rote Rosen“-Handtücher, „Roten-Rosen-Wellness-Sets“ und „Rote-Rosen-Tassen“ (Preis: 7,90 Euro). Außerdem gibt es regelmäßig „Rote-Rosen-Stadtführungen“ zu ausgewählten Drehorten (pro Person 12 Euro). „Rote Rosen“, sagt Oberbürgermeister Ulrich Mädge (SPD), sei ein „Wirtschaftsfaktor wie auch Teil der Stadt“.

Wo "Neues aus Büttenwarder" wirklich gedreht wird

Nicht ganz so bekannt, aber bei den Zuschauern mindestens genauso beliebt ist jener fiktive Ort Büttenwarder aus der NDR-Kultserie „Neues aus Büttenwarder“ mit Jan Fedder und Peter Heinrich Brix. Die Szenen wurden im Dreieck Trittau/Granderheide/Grönwohld gedreht. Am bekanntesten ist der „Dorfkrug“, der sich im Herzen von Grönwohld befindet. Stormarn-Tourismus bietet auch in diesem Jahr wieder geführte Radtouren auf einer Strecke von „bommelich 35 Kilometern“ an. Die nächsten Termine sind am 21. und 29. Mai, Treffpunkt an der Trittauer Wassermühle. Um die TV-Tradition zu schützen, hat sich jetzt ein Verein „Zur Pflege und Bewahrung Büttenwarder Brauchtums“ gegründet.

Am Lüneburger Stintmarkt begannen
die ersten Dreharbeiten für die
13. Staffel der „Roten Rosen“
Am Lüneburger Stintmarkt begannen die ersten Dreharbeiten für die 13. Staffel der „Roten Rosen“ © ARD

Inzwischen hat die Filmbranche auch das Holländerstädtchen Friedrichstadt bei Husum entdeckt. Kürzlich drehte ein Team von 70 Leuten den Kinofilm „Robbi, Tobbi und das Fliewa­tüüt“. Der Streifen, in dem Friedrichstadt „Tütermoor“ heißt, soll im November in die Kinos kommen. Er basiert auf dem Kinderbuch des Sylters Boy Lornsen, das 1972 als Puppenfilm im Fernsehen berühmt wurde.

Die nächste Filmcrew wartet auch schon: Bald wird zwischen Eider und Treene der Film „Kuddelmuddel – Vadder, Sohn und Meer“ im Auftrag von ARD Degeto gedreht. Eva Hubert, Ex-Geschäftsführerin der Filmförderung, bewertet die Situation von „Klein-Hollywood“ positiv. „Wir sind superinteressant aufgestellt“, meint sie.