Lübeck . Unter der Marke Ethletic stellt Fairdeal Trading nachhaltige Sneaker her. Jetzt will die Firma Puma und Co. Konkurrenz machen.

Sie sehen aus wie ganz normale Turnschuhe: Gummisohle, vernäht mit Leinenstoff, der von Schnürsenkeln durchzogen ist. Doch anders als viele Produkte großer Schuhmarken stecken in den Sneakers der Marke Ethletic mit Ausnahme der Metallösen für die Schuhbänder ausschließlich natürlich produzierte Materialien. So sind Oberstoff, Futter und Schnürsenkel aus reiner Biobaumwolle hergestellt. Und auch Sohle und Gummiteile bestehen aus natürlichem Kautschuk. Alles fair und nachhaltig, sagt Geschäftsführer Marc Solterbeck.

Und sogar vegan. Das heißt, die Schuhe kommen ohne tierische Öle, Fette, Kleb- oder Farbstoffe aus. Mit ihrem Konzept will die Lübecker Firma Fair Deal Trading nicht etwa nur Käufer erreichen, die sich sowieso für grüne Mode interessieren. Das kleine Unternehmen plant nicht weniger, als zum größten Anbieter nachhaltiger Sportbekleidung zu werden – und damit Konzernen wie Adidas, Puma und Nike Konkurrenz zu machen.

Den ersten Schritt zum Erfolg hat die Firma mit Sitz im Gewerbegebiet Roggenhorst direkt neben der A 1 bereits gemacht. So erhielten die Lübecker vor Kurzem den Fairtrade-Award 2016 in der Kategorie Hersteller, eine anerkannte Auszeichnung in der Branche. Für ihr „herausragendes Engagement für den fairen Handel“, lautete die Begründung des Vereins TransFair, der in Deutschland das Fairtrade-Siegel vergibt. Das blau-grün-schwarze Logo prangt vor allem auf Lebensmitteln wie Kaffee, Tee, Kakao und Schokolade. Aber auch an den Ethletic-Schuhen. „Unsere Schuhe waren weltweit die ersten, die mit dem Fairtrade-Logo ausgezeichnet wurden“, sagt Solterbeck, der sechs feste Mitarbeiter beschäftigt.

Die Fairtrade-zertifizierte Biobaumwolle, die Solterbeck nicht nur für die Sneaker, sondern für sein gesamtes Schuhsortiment verwendet, stammt von einer Kleinbauern-Kooperative in Indien. „Die Bauern erhalten fest verabredete Preise für ihre Baumwolle, die gentechnikfrei ist und ohne bestimmte Pestizide hergestellt wurde“, sagt er. Auch beim Naturkautschuk, der auf einer Plantage in Sri Lanka gezapft wird, achte das Unternehmen auf fairen Anbau und faire Löhne. Der Rohstoff trägt zudem das Siegel des Umweltverbands FSC (Forest Stewardship Council). „Um im Siegel-Dschungel durchzublicken, haben wir uns für die jeweils anerkannte Organisation für den jeweiligen Rohstoff entschieden“, so Solterbeck. Produziert werden die Schuhe in einer Manufaktur in Pakistan – einem Land, das nicht gerade für faire Produktionsbedingungen in der Textilindustrie bekannt ist.

„Die Arbeiter unterstützen wir mit einer von uns gegründeten Einrichtung“, sagt Solterbeck. „15 Prozent des Einkaufspreises gehen direkt an die Arbeiterwohlfahrt.“ Die Frauen und Männer würden eigenverantwortlich entscheiden, für welche Projekte sie das Geld einsetzen. So zum Beispiel für die Schulbildung ihrer Kinder oder die Gesundheitsvorsorge. Im vergangenen Jahr kamen so laut Solterbeck etwa 40.000 Euro zusammen.

Als der 48-Jährige vor knapp fünf Jahren die Schuhmarke Ethletic übernahm, brachte er weder Erfahrung im Schuhgeschäft noch mit Fairtrade-Mode mit. Der Familienvater hatte zuvor eine Firma für Werkzeug- und Maschinenbau geführt und für Ethletic fair gehandeltes Gummi für Fußbälle beschafft. Die 2004 in Großbritannien gegründete Firma Fair Deal Trading, die sich auf fair produzierte Fußbälle und Turnschuhe spezialisiert hatte, stand damals kurz vor der Schließung. „Von meinen Geschäftspartnern erhielt ich das Angebot, die Marke Ethletic zu erwerben und weiterzuentwickeln“, sagt Solterbeck. „Die Fairtrade-Idee hat mich begeistert. Mir war nur klar, dass ich ein soziales Modell finden musste, das auch wirtschaftlich funktioniert.“

Das Konzept dafür hat Solterbeck in den vergangenen Jahren erarbeitet. Ein Netzwerk zwischen seinen Designern in Berlin und seinen Partnern in Sri Lanka, Indien und Pakistan aufgebaut, Lieferketten, Vertriebswege und einen Onlineshop geschaffen. Kern sei dabei immer der Fairtrade-Gedanke, sagt Solterbeck. „Die Schuhe sind nicht teurer als vergleichbare Konkurrenzprodukte.“ Das günstigste Produkt, ein Flip-Flop, kostet 29,90 Euro, der klassische Sneaker je nach Ausführung zwischen 64,90 und 74,90 Euro.

Im vergangenen Jahr hat Solterbeck, so sagt er, um die 30.000 Schuhe verkauft. „In diesem Jahr werden es voraussichtlich mehr als doppelt so viele sein.“ Der wichtigste Markt für das Unternehmen sei bisher Großbritannien gewesen, das Herkunftsland der Firma. Doch das ändere sich gerade. Im laufenden Jahr erwartet der Schleswig-Holsteiner 40 Prozent seines Umsatzes auf dem deutschen Markt. Erst danach folge Großbritannien mit 30 Prozent, der Rest verteile sich auf die Schweiz, Österreich, Skandinavien und die Beneluxänder. Konkrete Umsatzzahlen nennt er nicht. Die Konkurrenz soll nicht alles wissen, sagt Solterbeck und lacht, während er in seinem Lübecker Büro von seinen Plänen erzählt.

Schon bald will er den großen Konzernen mit neuen Produkten den Markt streitig machen: mit nachhaltigen Laufschuhen, Sport-Shirts, Trainingshosen und Co. „Die Herausforderung dabei ist, natürlichen Ersatz für zum Beispiel Klebstoffe und Schaumstoff zu finden“, sagt der Unternehmer. Denn nur, wenn die Qualität stimme, seien die Produkte konkurrenzfähig. Der Startschuss für sein ehrgeiziges Vorhaben ist bereits gefallen. Schon im kommenden Jahr soll es die funktionelle Sportbekleidung mit Fairtrade- und Öko-Siegel zu kaufen geben.