Hamburg. Zeitplan ist nicht zu halten. Neuer Terminplan wird für Gesamtprojekt diskutiert. In Schleswig-Holstein gibt es mehrere Probleme.

„Sehr zufrieden“ sei man mit der A-7-Baustelle, verkündeten die Verkehrsminister Reinhard Meyer (Schleswig-Holstein) und Frank Horch (Hamburg) kurz vor Weihnachten 2015. Die Verbreiterung des 65 Kilometer langen Abschnitts vom Autobahndreieck Hamburg-Nordwest bis nach Bordesholm laufe „wie geplant“, hieß es vor nicht einmal drei Monaten. Doch nun muss das Baukonsortium Via Solutions Nord eingestehen: Der ursprüngliche Zeitplan ist nicht zu halten.

„In einigen Bauabschnitten haben wir Zwischenfertigstellungstermine verpasst“, sagt Gianluca Beraldo, der technische Geschäftsführer. Für Hamburger besonders bitter: Von den Verzögerungen ist auch die 5,3 Kilometer lange Strecke zwischen dem Dreieck Nordwest und der Anschlussstelle Schnelsen-Nord betroffen. Sie sollte ursprünglich 2017 fertig sein. Laut Beraldo wird es wohl eher bis Mitte 2018 dauern.

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Für die Autofahrer ist das ärgerlich, weil sie dort nun länger im Stau stehen werden. Für das Konsortium sind die Verzögerungen zunächst folgenlos. Beraldo hat einzig den 28. Dezember 2018 im Blick. Erst wenn dieses Gesamtfertigstellungsdatum für alle A-7-Abschnitte überschritten werden sollte, drohen Vertragsstrafen. Die Rede ist von 50.000 Euro pro Tag.

Via Solutions will deshalb alles daransetzen, die Verzögerungen wieder aufzuholen. Beraldo weiß, wie das geht. Gerade hat er als technischer Geschäftsführer den sechsspurigen Ausbau des 41 Kilometer langen Abschnitts der A 8 zwischen München und Ulm termingerecht fertiggestellt – neun Tage vor Ablauf der Frist am 30. September vergangenen Jahres. Der 57-Jährige ist seit Januar für die A 7 zuständig. Der gebürtige Venezianer kam dank einer familiären Vorprägung zu seinem Beruf. Schon sein Vater baute Autobahnen – in Italien.

In Schleswig-Holstein ist Beraldo gleich auf Probleme gestoßen. Zum Beispiel im Abschnitt 1 zwischen dem Dreieck Bordesholm und Neumünster-Mitte. In diesem nördlichsten Abschnitt sollte der Verkehr eigentlich schon seit diesem Januar über die neue Richtungsfahrbahn Hamburg geleitet werden, um dann die alte Richtungsfahrbahn Flensburg auf drei Spuren zu verbreitern. Aber die „schwierige Planungssituation“ – so Beraldo – hat das verhindert. „Die neue Fahrbahn ist fertig, aber die Brückenbauwerke nicht“, sagt er. Beraldo hofft, das Problem bis Ende Mai beseitigen zu können. „Da muss richtig beschleunigt werden“, sagt er. Und fügt selbstkritisch hinzu: „Vielleicht waren wir mit unseren Zeitvorstellungen zu optimistisch.“

Mit dem Reißen des Zwischenziels gerät nun der gesamte Plan in Verzug. Ursprünglich sollte der 11,1 Kilometer lange Abschnitt 1 Ende dieses Jahres komplett fertig sein – quasi die erste Visitenkarte für eine Ende 2018 komplett erneuerte A 7 zwischen Bordesholm und Hamburg. Doch aus dieser Idee wird wohl nichts. Beraldo hofft, zumindest einen gut 6,5 Kilometer langen Teilabschnitt bis zum Jahresende fertig zu bekommen. „Der Rest ist vielleicht im Februar so weit – und auch das ist eine ziemliche Herausforderung“, sagt Beraldo. Ähnliche Verzögerungen gibt es in den Abschnitten 3, 5a und 5b.

Das hat Konsequenzen. Denn die Arbeiten in den einzelnen Bauabschnitten stehen in einer engen zeitlichen Abfolge. In fünf der acht Abschnitte wird derzeit gearbeitet. Der Plan war: Die drei restlichen Abschnitte sollen erst in Angriff genommen werden, wenn die anderen fertig sind. Begründung für den Flickenteppich: Ein paar Kilometer ohne Baustelle sollen es den Autofahrern erleichtern, die dann folgenden Baustellenbereiche zu ertragen. Durchaus möglich, dass von diesem Prinzip der „Erholungsstrecken“ nun abgewichen werden muss. Je später die ersten fünf Baustellen fertig werden, desto größer ist die Gefahr, dass zeitgleich auch auf den „Erholungsstrecken“ mit den Bauarbeiten begonnen werden muss, um das magische Datum 28. Dezember 2018 einhalten zu können. „Wir diskutieren gerade über einen neuen Terminplan für das Projekt“, sagt Beraldo. „Wir wollen die Verzögerungen durch Änderungen im Bauablauf einholen.“ Wie das genau aussehen kann, möchte er nicht sagen – unter anderem deshalb nicht, weil dafür die Zustimmung der Behörden erforderlich sei.

Gebaut wird auf der A 7 seit September 2014. Zum offiziellen Startschuss war sogar der Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) gekommen. Denn bei der Finanzierung des 700-Millionen-Euro-Projekts hatte sich der Bund für eine öffentlich-private Partnerschaft entschieden. Sie wird auch als PPP-Modell bezeichnet („Public Privat Partnership“). Der Vorteil dieses Modells ist, dass längere Straßenabschnitte in einem Ausschreibungsverfahren an ein Unternehmen vergeben werden können. Dadurch verkürzen sich die Bauzeiten erheblich. Der Nachteil ist, dass PPP-Projekte meist teurer werden als rein staatliche Bauprojekte. Das hat der Bundesrechnungshof in einer ausführlichen Untersuchung festgestellt.

In der Öffentlichkeit wird allerdings meist eine andere Frage intensiv diskutiert: Kann die freie Wirtschaft schneller und kostenstabiler bauen als die öffentliche Hand? Für die A 7 lässt sich diese Frage noch nicht abschließend beantworten. Via Solutions hatte sich zunächst mit einem recht luftigen Zeitplan durchaus die Chance eröffnet, alle Termine zu halten. So wurden bei Baubeginn im September 2014 keine konkreten Zwischenfertigstellungstermine genannt. Man beschränkte sich auf Jahresangaben. Für den Abschnitt 1 hieß es beispielsweise, Fertigstellung sei 2016. Das ließ einen Spielraum von einem Jahr. Nun sieht es so aus, als sei selbst dieser Zeitraum nicht ausreichend, um die Realität abzubilden.