Hamburg / Lutheran. Bei dem Einsatz schoss ein Hamburger Elitepolizist einem Mann in den Kopf. Zuvor hatten SEK-Beamte schon eine Baustelle gestürmt.

Der Hamburger MEK-Einsatz in Lutheran (Mecklenburg-Vorpommern) war schon die zweite Panne der Elitepolizisten bei der Suche nach einem Bordell-Wirtschafter aus der Hansestadt. Statt des Gesuchten, stoppten die Beamten in dem Lübzer Ortsteil einen 27 Jahre alten Mann. Ein Beamter schoss dem Verwechslungsopfer in den Kopf, es schwebt seitdem in Lebensgefahr.

Wie das Landeskriminalamt Mecklenburg-Vorpommern bestätigt, hatte es zuvor schon einen Einsatz auf einer Baustelle in dem etwa 15 Kilometer entfernten Plau am See gegeben. Ebenfalls eine Verwechslung. Dort waren allerdings nicht die Hamburger Polizisten, sondern Mitglieder des Sondereinsatzkommandos (SEK) Mecklenburg-Vorpommern im Einsatz. Eine Amtshilfe, angefragt aus der Hansestadt.

Eines der Opfer will Strafanzeige stellen

Die Polizisten stürmten nach einem Bericht der "Bild" am vergangenen Mittwoch die Baustelle. Laut der Arbeiter sollen die schwer bewaffneten Polizisten sie während der Mittagspause überrascht, aus einem Baufahrzeug gezerrt, mit vorgehaltenen Waffen auf den Boden gedrückt und dann festgenommen haben. LKA-Sprecherin Synke Kern: „Bei der Ausweiskontrolle ist den Beamten der Irrtum schnell bewusst geworden.“ Dass die Bauarbeiter brutal überwältigt wurden, dem widerspricht Kern. "Das ist ein ernster Vorwurf, deswegen haben wir wiederholt mit den Kollegen gesprochen." Es sei aber so gewesen, dass die Bauarbeiter auf Aufforderung selbst den Bauwagen verlassen haben und sich auf den Boden legten.

Ein Arbeiter hat dennoch angekündigt, Strafanzeige gegen die Beamten zu stellen. Das LKA sagt unterdessen, es habe „viele Anhaltspunkte gegeben, dass sich der Gesuchte auf der Baustelle aufhält“. So soll unter anderem das Auto des Mannes, ein schwarzer Dodge, dort gestanden haben.

Einsatz ist Gegenstand der Ermittlungen

Die Staatsanwaltschaft Schwerin hatte schon kurz nach dem katastrophalen Einsatz in Lutheran die Ermittlungen übernommen. Sprecher Stefan Urbanek sagt: „Die Ermittlungen befassen sich mit den Ereignissen, die sich bei dem Einsatz abgespielt haben.“ Es hätten sich bereits Experten der Spurensicherung den Ort des Zugriffs, eine Bundesstraße, angeschaut. Auch habe ein Rechtsmediziner das Opfer untersucht. Urbanek: „Es gibt derzeit keine Hinweise, dass der Mann das Auto verlassen hatte.“ Der Schuss traf ihn offenbar durch die geschlossene Scheibe. Geprüft werde zudem, ob es eine Verbindung zwischen dem gesuchten Hamburger und dem Opfer gibt. Urbanek: „Es gibt Hinweise, dass der Wagen, mit dem der 27-Jährige gestoppt wurde, dem Hamburger gehört.“

Der Rechtsanwalt des Opfers kündigte eine Strafanzeige gegen die Polizisten an, unter anderem wegen Körperverletzung und gefährlichen Eingriffs in den Straßenverkehr. Er spricht von einem "krassen Irrtum". Fakt sei, so der Jurist, dass die Männer lediglich lose miteinander bekannt seien. Den Wagen, der tatsächlich dem Gesuchten gehört, hatte sich der 27-Jährige bei dessen Mutter geliehen. Er habe damit sperrige Bauteile transportieren wollen.

Hamburger soll wegen gefährlicher Körperverletzung in Haft

Der Gesuchte selbst scheint weiter verschwunden zu sein. Nico S. wird von der Hamburger Polizei mit Haftbefehl gesucht, da er seine Gefängnisstrafe noch nicht angetreten hat. Der Mann hatte laut des Urteils 2012 einen Mann halbtot geschlagen. Das Opfer soll zuvor versucht haben, das Auto einer Prostituierten an einem Bordell am Borstelmannsweg aufzubrechen. Nico S. war dort der Wirtschafter. Der Mann, der das Bordell geführt hat. Er wurde zu zwei Jahren und acht Monaten verurteilt. Der Anwalt des Opfers, der auch den gesuchten vertritt sagte dazu: "Er will sich in den nächsten zehn bis 14 Tagen stellen. Das hat er mit zugesagt." Zuvor wolle der Mann noch unterschiedliche "persönliche und berufliche" Dinge klären.