Stade/Hamburg. Um 2 Uhr wird die Elbe gesperrt. Ausnahmezustand am Elbufer. Durch seltenen Effekt soll Freischleppen des Containerriesens gelingen.
Das Havariekommando in Cuxhaven will in den frühen Morgenstunden am Dienstag das gestrandete Containerschiff „CSCL Indian Ocean“ befreien. Ein Koordinator werde von Bord des bundeseigenen Mehrzweckschiffs „Neuwerk“ den für etwa 2 Uhr in der Nacht zum Dienstag geplanten Freischleppversuch leiten, teilte das Havariekommando mit. Abendblatt.de überträgt den Einsatz ab 2 Uhr im Stream und Live-Blog.
Die Elbe werde für die Dauer des Manövers auf der Höhe des Schiffes gesperrt. Die „CSCL Indian Ocean“, die zu den größten Containerschiffen der Welt gehört, war am Mittwochabend nahe Stade auf Grund gelaufen. Zwei Versuche, den Schiffsriesen abzuschleppen, sind zuvor gescheitert.
Wie der NDR berichtet, befinden sich an an Bord des Containerriesen 6614 Container, von denen 3017 in Hamburg gelöscht werden sollen. Für 22 Boxen sei Gefahrengut vermerkt, wie Treibstoff und Batterien. Bei einem Großteil der Waren handle es sich um Textilien aus China, Schuhe und Autoteile. Die 24 Crewmitglieder aus China seien weiter an Bord, weil sie das Schiff ohne Visum nicht ohne Weiteres verlassen dürfen.
Havariekommando setzt auf hohen Wasserstand
Bei dem Bergungsversuch am frühen Dienstag setzt das Havariekommando auf einen besonders hohen Wasserstand. So erwartet das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie dann ein Hochwasser, das gut einen Meter höher aufläuft als das mittlere Hochwasser. Zwei Ursachen führen zu dieser Einschätzung: Windstau durch stürmische Westwinde sowie eine astronomisch bedingte Springtide: Die Gezeiten entstehen eben vor allem durch die Anziehungskraft des Mondes. Kurz nach Vollmond und bei Neumond, wie am Montag, ist sie für etwa vier Tage besonders ausgeprägt, die Unterschiede zwischen Hoch- und Niedrigwasser sind dann größer.
Containerriese "Indian Ocean" ist wieder frei
Etwa zwei Mal in einem Monat tritt ein solcher Effekt auf. „Springzeit“, so wird dieser Zeitraum bezeichnet- Gegenüber dem mittleren Hochwasser kann dann in der Elbe ein um bis zu 30 Zentimeter höherer Wasserstand erreicht werden. Zusätzlich pustet am Montag und Dienstag auch heftiger Westwind in die Elbe, so dass durch den dadurch erzeugten Windstau das Wasser noch einmal um etliche Dezimeter höher auslaufen müsste. Es ist also ein doppelter Effekt, auf den die Experten jetzt setzen. Es ist aber auch ein eher selten Konstellation. Wenn es jetzt nicht klappt, bleibt nach Einschätzung vieler Experten nur die langwierige Bergung vieler Container, um den Frachter noch leichter zu bekommen.
Großer Andrang am Elbufer
Am Wochenende waren Tausende Schaulustiger an Elbe, um den festsitzenden Frachter zu sehen.
Ein Anwohner aus Hetlingen im Kreis Pinneberg bezeichnete den Andrang am Wochenende als "Ausnahmezustand". Die Menschen hätten sich teilweise festgefahren, Dinge beschädigt, die Bürgersteige als Fahrbahn benutzt und die Straßen zugeparkt. Er kritisierte, dass die Polizei nicht eingeschritten sei.