Bremen. Bürgermeister Böhrnsen: „Ein bitterer Abend.“ CDU legt zu und wird zweitstärkste Partei. AfD musste um Einzug bangen, ist aber drin.

Denkzettel für den rot-grünen Senat in Bremen: Bei der Bürgerschaftswahl haben SPD und Grüne starke Verluste hinnehmen müssen. Nach einer ersten Hochrechnung (ZDF, 21.45 Uhr) wurde die SPD zwar erneut stärkste Partei, kam mit rund 33 Prozent (minus sechs Prozentpunkte) allerdings auf ihr bisher schlechtestes Wahlergebnis. Die Grünen verloren rund sieben Prozentpunkte und erhielten nur noch 14,7 Prozent. Dies dürfte für eine knappe Mehrheit reichen. Allerdings gab es wegen des komplizierten Auszählverfahrens bis zum späten Abend kein amtliches Endergebnis.

Die Wahlbeteiligung sackte auf ein Rekordtief. Nur etwa jeder zweite Bürger gab seine Stimme ab.

„Es ist ein bitterer Wahlabend“, räumte der SPD-Spitzenkandidat, Bürgermeister Jens Böhrnsen, ein. Gleichwohl habe die SPD einen klaren Regierungsauftrag erhalten. Er wolle die Koalition mit den Grünen fortsetzen. Auch Grünen-Spitzenkandidatin Karoline Linnert sagte, ihre Partei sei zu einer Neuauflage von Rot-Grün bereit.

CDU: „Wir haben gewonnen“

Zweitstärkste Partei wurde die CDU, die leicht zulegte und 22,4 Prozent erreichte. „Wir haben gewonnen“, sagte Spitzenkandidatin Elisabeth Motsch­mann. Rot-Grün habe „ein klares Signal“ erhalten: „Ein Weiter-so geht nicht mehr.“

Deutliche Stimmengewinne verzeichnete auch die FDP, die gut vier Punkte zulegte und auf etwa 6,5 Prozent kam. „Das Ergebnis ist der Wahnsinn“, sagte die parteilose FDP-Spitzenkandidatin Lencke Steiner. FDP-Bundeschef Christian Lindner sprach von einer Richtungsentscheidung für die FDP insgesamt. Sehr zufrieden zeigte sich auch Linken-Spitzenkandidatin Kristina Vogt, deren Partei sich um mehr als vier Punkte auf 9,9 Prozent verbessern konnte.

AfD musste lange bangen

Bangen um den Einzug ins Parlament musste lange die rechts-konservative AfD. Laut Hochrechnung liegt sie bei 5,2 Prozent. Die rechtspopulistische Vereinigung „Bürger in Wut“, die in Bremerhaven mehr als fünf Prozent erreichte, zieht mit einem Abgeordneten in das Landesparlament ein.

Bürgermeister Böhrnsen schloss aus, bei Verpassen einer rot-grünen Mehrheit auch die Linkspartei mit ins Boot zu holen. „Ich pflege zu halten, was ich vor der Wahl gesagt habe.“ Er wolle Rot-Grün. Allerdings vermied er eine klare Aussage, ob dies auch für eine Mehrheit von nur einer Stimme gelten würde. Auf die Frage, ob in Bremen eine Große Koalition denkbar wäre, sagte er: „Wir werden schauen müssen, welche Mehrheit sich ergibt.“